Mauern, Tore und Türme in Sachsen-Anhalt:

Die Stadtmauer in Barby (Elbe)


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Marktplatz in Barby
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Stadtkirche St. Marien
Die kleine Stadt Barby liegt am Westufer der Elbe, unweit unterhalb der Saalemündung. 961 wurde der Ort erstmals als "barbogi" in einer Urkunde Ottos I. erwähnt. Im Mittelalter umgab eine Stadtmauer mit fünf Toren die Stadt. Ihre noch vorhandenen Reste an der Elbseite dienen heute dem Hochwasserschutz. Mit Hochwasser von Elbe und Saale mussten die Einwohner von Barby immer rechnen...


Vor der Stadtmauer:

Elbauenwiesen und
Stadtmauerturm
"Prinzesschen"
in Barby
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"Prinzesschen" - der Turm an der Nordostecke der Stadtbefestigung

Von hier aus hatten die Wachtposten des Mittelalters eine gute Sicht auf das Elbvorland in nördlicher und östlicher Richtung. Im 18. Jahrhundert wurde der einstige Wachtturm von der Herrnhuter Brüdergemeinde als Sternwarte genutzt. Heute finden im wiederhergestellten Turm wechselnde Ausstellungen statt.

"Prinzesschen", Wasserturm und Pegelhäuschen
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Oben: Prinzesschen, unten li.: ehemal. Wasserturm auf dem Fabrikhof (Rittergut), re.: Pegelhäuschen

Nach dem sogenannten Jahrhunderthochwasser 2002 wurde die Stadtmauer an der Elbseite umfassend verstärkt und saniert.
Das Ingenieur- und Gutachterbüro IGB O. Bleich fertigte in diesem Rahmen eine Sanierungsvoruntersuchung/Bestandsanalyse für die Stadtmauer von Barby an, aus der die folgenden Textpassagen (kursiv) zur Historie entnommen sind.

Elbseitige Stadtmauer in Barby
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Mit Beginn der planmäßigen Befestigung der Städte in der 1. Hälfte des 13. Jhdt. wurde in der 2. Hälfte des 14. Jhdt. die Stadt Barby vollständig von der teilweise heute noch existierenden Stadtmauer umschlossen. In der Maueranlage sind zwei Wachtürme, das "Prinzeßchen" und der "Prinz" integriert. Teile der Mauer sind Überreste der gräflichen Burganlage. Entsprechend ihrer Entstehungsgeschichte ist die Mauer flussseitig auf Pfählen gegründet.

Stadtmauer als Hochwasserschutz


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Informationstafel an der Stadtmauer
Die Ostseite der Stadtmauer diente gleichzeitig als Hochwasserschutzanlage für die Stadt. Sie schließt südseitig an die Deichanlage "Rosenburger Damm" und nordseitig an den Elbdamm zur Eisenbahnbrücke an.
Das Elbvorgelände (Elbwerder, Hoher Werder) ist Überflutungsgelände der Elbe bzw. der Saale. Auf dem Werder bildete die Elbe bzw. deren alten Flussarme (so genannte "Kleine Elbe") den Ersatz für den im Mittelalter üblichen Wallgraben vor der Wehr- und Festungsanlage.

Infotafel an der Stadtmauer: "Mit einer Höhe von 7.01 m erreichte der Pegel Barby am 19. August 2002 seinen Höchststand. Dieses Ereignis ging als Jahrhunderthochwasser in die Geschichte ein."

An der elbseitigen Stadtmauer in Barby
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Urkundlich (1715) wird das vor der Mauer liegende Land als ein "neu angesetztes Land"  erwähnt. In der Maueranlage befanden sich verschiedene Toranlagen (Fischertor / Brücktor).

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Die Torflügel des Brücktors wurden 1847 entfernt. Die Straße, die im Bereich der Toranlage über eine Brücke zum sogenannten "Judendamm" führte, wurde so angehöht, dass annähernd (Differenz ca. 1.20 m) das Niveau zur Stadtmauerkrone erreicht wurde.
Über das Schließen des Fischertores gibt es keine historischen Angaben. Der Stadtplan von 1718 zeigt eine heute noch vorhandene Linienführung der Stadtmauer elbseitig.
(...) Nach dem Frühjahrshochwasser 1876 wurde die Deichanlage auf ihr jetziges Niveau erhöht.
Im Jahr 1884 wurde die letzte große Restauration der Stadtmauer durchgeführt und die Höhe an die der Hochwasserschutzanlagen angeglichen.

"Prinz" - die Eckbefestigung im Südosten


"Prinz" - ehemalige südöstl. Eckbefestigung an der Stadtmauer in Barby
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(...)
Die Mauerwerksgründung lässt auf Grund der Historie und der Lage des Siedlungsgebietes Barby im flussnahen Bereich des Urstromtales der Elbe  (...) folgende Schlüsse zu:
Die Gründung der Mauerteile zwischen Schlosspark-Prinzeßchen und Prinzeßchen-Prinz bestehen aus einer mittelalterlichen Pfahlrostgründung.
Für die Pfähle wurden je nach Holzaufkommen im unmittelbaren Mauerwerksbereich wahrscheinlich Erlen- bzw. Eichenholz verwandt. Diese wurde dann mit einem Eichenholzrost abgedeckt.
Die Gründungssohle liegt nach heutigem Erkenntnisstand sehr tief (ca. 1.2 bis 1.4 m unter Gelände-Bereich Schrader elbseitig).
(*)

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Einige Stadtmauerreste sind noch in der Thälmannstraße vorhanden, allerdings meist verbaut oder auf privaten Grundstücken gelegen. Sonst zeugen nur noch die Straßennamen von den einst vorhandenen Toren und Befestigungen wie: Wallstraße, Wallgraben, Stadtgraben und Grabengasse oder Fischertor, Brücktorstraße oder Breites Tor. Eine Infotafel weist auf den Standort des Breiten Tores und die wenigen Reste hin.

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Die Barbyer (oder heißt es Barber?) sind jedenfalls pfiffige Leute. Sie haben ihre historische Stadtmauer an der Elbseite erhalten, um sich damit vor Hochwasser zu schützen. Und wenn es schnell gehen soll und auch grade kein Feind mit Eroberungsabsichten in Sicht ist, dann wird auch mal schnell die Leiter angestellt und so der Umweg durch das Tor vermieden...


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(*) Text kursiv zitiert aus:
pdf-Datei "Sanierungsvoruntersuchung/Bestandsanalyse zur Stadtmauer der Stadt Barby", Ingenieur- und Gutachterbüro IGB O. Bleich, 2002
Quellenangabe zur Historie dort: Chronik der Stadt Barby
https://www.tourismusprojekt-grafschaft-barby.de/2014/04/17/voruntersuchung-sanierung-stadmauer-barby/


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nach Burg (bei Magdeburg)