Romanische Portale und Kapitelle in Sachsen-Anhalt


Ein Kleinod an der Straße der Romanik: Die Dorfkirche St. Stephani in Bernburg-Waldau


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St. Stephani, Bernburg-Waldau
Nach den Restaurierungsarbeiten präsentiert sich die romanische Dorfkirche St. Stephani in Bernburg-Waldau als ein echtes Schmuckstück. Sie wurde zwischen 1170 und 1180 errichtet und ist nahezu unverändert in der originalen Gestalt überkommen. Ihre besondere Wirkung erhält sie durch die heute freistehende Lage, verschiedene  Infotafeln geben Auskunft über ihre Geschichte: Die erste Erwähnung einer Kirche hier am Ort stammt aus dem Jahr 964, doch bereits im Jahr 806 wird der Königshof 'Waladala' in der karolingischen Urkunde in Moissac erwähnt.

Eine Informationstafel klärt über die Geschichte der Kirche St. Stephani auf:

Informationstafel: St. Stephani, BernburgBild "Bernburg_Waldau1_02.jpg"
Informationstafel vor der Kirche
806 Ersterwähnung des Ortes Waldau in den Annalen des Klosters Moissac.
König Karl, Sohn Karls des Großen, versammelt am seit 782 bestehenden
Ort und Königshof "Waladala" ein Heer zum Feldzug gegen die Sorben.
Die Geschichte des Ortes und der Verweis des Stephanus-Patroziniums
auf die Missionstätigkeit des 804 gegründeten Bistums Halberstadt,
lassen auf einen ersten Kirchenbau in karolingischer Zeit vermuten.
1170 Aus sorgfältig gesetztem Bruchsteinmauerwerk wird die Kirche
-1180  vermutlich über den Fundamenten eines Vorgängerbaues aus dem 11.
Jahrhundert errichtet. Der Bau ist vollständig erhalten. An das
Kirchenschiff fügt sich im Osten ein rechteckiger Chor mit Apsis und
im Westen ein mächtiger Querturm an. Turm und Kirchenschiff waren
durch einen großen Rundbogen miteinander verbunden.
Original erhalten sind die gekuppelten Schallöffnungen im
Glockengeschoss des Turmes und ein schönes Stufenportal an der
Südseite mit Schmucksäulen, die nachträglich eingestellt wurden.
Die kleine Halbfigur, die in der Portallaibung verbaut ist, entstand
im 11. Jahrhundert und könnte vom Vorgängerbau stammen.
17. Jh.  Im Zuge der Barockisierung werden die schmalen romanischen
Rundbogenfenster vergrößert.
1910 Nach mehrfachen Restaurierungen 1893-1897 werden nun weitest-
gehend alle nicht zum Ursprungsbau gehörenden Um- und Einbauten
wieder entfernt. Einige Fenster werden wieder verkleinert und das
Südportal restauriert. 1912 wird dann in der Kirche ein Museum für
Bildhauerarbeiten und Grabsteine eingerichtet.
1930 Es erfolgt erneut eine Restaurierung des Kirchenbaues.
1960 Die Kirche ist wieder Gotteshaus.
1985 Bei umfangreichen Restaurierungen werden u. a. die alte Balkendecke
- 2010  freigelegt und die originalen aber vermauerten unteren Fenster an
West- und Nordseite des Turmes wieder geöffnet. Die Kirche bekommt
einen Stromanschluss.
Im Glockengeschoss wird die letzte verbliebene Glocke aus der neuen
Waldauer Kirche aufgehängt. Ein siebenarmiger Leuchter, in den ein
Stein aus Jerusalem eingeschmiedet ist, wird angefertigt. 1997 erhält
die Orgel ein Orgelpositiv.
Bis zum Jahr 2010 werden das Mauerwerk des Turmes, des Chores
und der Apsis durch Anker stabilisiert und die Fassade der
Kirche fachgerecht restauriert. Erhaltene Grabplatten werden
gesichert.
Von der mittelalterlichen Ausstattung der Kirche ist bis auf
den Taufstein aus der Bauzeit nichts erhalten. Bemerkenswert sind
die Laibungssteine der Tür in der vermauerten Rundbogenöffnung
zwischen Turm und Schiff. Hierfür wurden romanische Grabsteine mit
eingeritzten Schaftkreuzen aus dem 12. Jahrhundert verwendet.


Romanische Dorfkirche St. Stephani
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Schutzpatron der Kirche ist der Heilige Stephanus, der als erster Märtyrer der christlichen Kirche gilt. Nach der Legende behauptete der Diakon Stephanus während einer Gerichtsverhandlung vor dem Hohen Rat 'den Menschensohn (Christus) zur Rechten Gottes im Himmel zu sehen', was die Herren so sehr  erboste, dass sie ihn auf der Stelle steinigen ließen.
Das Stephanus-Patrozinium, die Missionstätigkeit des Bistums Halberstadt (804 gegründet) und die Existenz des karolingischen Königshofes in Waldau legen einen ersten karolingischen Kirchenbau an dieser Stelle mit hoher Wahrscheinlichkeit nahe.

Das Südportal

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Der Eingang in den flachgedeckten Kirchenraum erfolgt an der Südseite, hier befindet sich ein schönes säulengeschmücktes Stufenportal. Die beiden Säulen wurden aber offensichtlich erst später (13. Jahrhundert?) eingestellt, denn sie sind eigentlich zu klein und mussten 'passend gemacht' werden. Sie stehen deshalb auf hohem Unterbau. Der Schaft der linken Säule ist achteckig, das Kapitell ist mit Blattwerk und Perlbändern verziert. Der Schaft der rechten Säule besteht aus einem Bündel von Rundstäben, das Kapitell wird ebenfalls durch Blattwerk und Perlbänder geschmückt. Über den Kapitellen befindet sich noch je ein trapezförmiger Höhenausgleich bevor dann der innere Rundbogen ansetzt. Das Tympanon ist dagegen schlicht leer.

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St. Stephani, Bernburg-Waldau
Im Innern der Kirche umfängt uns dann der besondere Raumeindruck der romanischen Strenge und Schlichtheit: ein großer Bogen verbindet Schiff und Chorraum. Ursprünglich waren auch Turm und Schiff durch einen Rundbogen verbunden, diese Öffnung ist aber schon lange vermauert. Aus der Entstehungszeit der Kirche blieb der romanische Taufstein erhalten.
Die Kirche selbst ist vierteilig (sogenannter "vollständiger Typ"), sie besteht aus Apsis, Chor, Schiff und Turm.

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zu zwei romanischen Portalen an den Dorfkirchen in Naundorf und Hayna