Romanische Portale, Rundbögen und Kapitelle in Sachsen-Anhalt: Leitzkau, Loburg, Zerbst


Der älteste steinerne Kirchenbau östlich der Elbe: St. Petri in Leitzkau

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Pfarrkirche St. Petri, Leitzkau
Man sieht es diesem einschiffigen Bruchsteinbau nicht an, dass sich hierin der älteste steinerne Kirchenbau östlich der Elbe verbirgt. Aber bei näherem Hinschauen erkennt man schnell die vermauerten Arkaden: Sie zeigen, dass es sich hier um ein geschichtsträchtiges und bedeutendes Bauwerk handeln muss.
Denn Leitzkau war schon im 10. Jahrhundert für die Missionierung und Kolonisierung der ostelbischen Gebiete von Bedeutung. Feldzüge gegen die Wenden nahmen von hier ihren Ausgang. Nach dem großen Slawenaufstand von 983 gingen viele östliche Eroberungen wieder verloren, auch der Bischofssitz in Brandenburg gehörte dazu. Der brandenburgische Bischof richtete sich in Leitzkau ein und zu Beginn des 12. Jahrhunderts wurde die hier vorhandene Holzkirche durch einen Steinbau ersetzt. Die Kirche wurde für kurze Zeit zur Kathedralkirche des Bistums Brandenburg, sie war ursprünglich eine dreischiffige kreuzförmige Basilika mit Querhaus, ausgeschiedener Vierung, Krypta (vermutlich) und stattlichem Westbau. Die heute vermauerten Arkaden und die Lage einzelner vermauerter Fenster weisen jedenfalls darauf hin. "Die romanische Anlage aus Langchor (mit Krypta), Türmen über den Kreuzarmen, kurzem Langhaus und abgesetztem Westbau (ist) entwicklungsgeschichtlich bemerkenswert und für die Landschaft ungewöhnlich." (Dehio, 1)

Pfarrkirche St. Petri in Leitzkau, Maueransichten
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Die Kirche ist Teil der "Straße der Romanik". Eine Informationstafel (2) klärt über weitere Details auf:

Informationstafel: Pfarrkirche St. Petri, LeitzkauBild "Leitzkau2_Tafel.jpg"
Informationstafel in Leitzkau
995 Ersterwähnung des Ortes Leitzkau
1107 Bischof Hartberg beginnt die nahe seines bischöflichen Hofes
gelegene Holzkirche schrittweise durch einen Neubau aus Stein
zu ersetzen. Leitzkau ist Missionsstützpunkt des Klosters Unser
Lieben Frauen in Magdeburg.
1114 Weihe der Kirche. Sie ist der älteste noch erhaltene Sakralbau
östlich der Elbe.
1138/1139  Wigger, Probst des Klosters Unser Lieben Frauen in Magdeburg,
wird zum Bischof des Bistums Brandenburg gewählt und nimmt
Leitzkau zu seinem Wohnsitz. Ansiedlung von Prämonstratenser-
stiftsherren.
1140 Weihe des Kirchenbaus zur Kathedralkirche des Bistums Branden-
burg zu Ehren von St. Petrus. Die dreischiffige Basilika verfügt
zu dieser Zeit wohl über eine Doppelturmfront, einen Ostchor mit
Krypta und Apsiden an den Querhausarmen.
1142/1145 Neubau der Stiftskirche Maria auf dem Berg und Klausurgebäuden
der heutigen Schlossanlage, die 1155 geweiht wird. Umzug des
Stiftes in den Neubau.
1534 Säkularisierung des Stiftes.
1564 Hilmar von Münchhausen erwirbt das aufgehobene Stift.
1737 Umfassende Instandsetzung der Kirche, bei der neue große Fenster
und eine hölzerne Tonnendecke eingebaut, die Hauptapsis abge-
brochen und eine Sakristei angebaut wird. Es erfolgt ebenso die
Erneuerung des Turmes, in dem neben einer der ältesten Glocken
Deutschlands aus dem 13. Jh. noch eine von 1596 hängt. Große
Teile der heutigen Innenausstattung stammen aus dieser Zeit,
wie der Kanzelaltar und die Herrschaftsloge. Die ursprüngliche
Gestalt der Kirche ist im Außenbau noch klar durch die Steinlagen,
aber auch im Innenraumdurch den steinsichtigen Putz hindurch
gut erkennbar.
1990 Neuweihe nach dreijähriger Restaurierung durch Leitzkauer Bürger-
engagement.


Quellen:
(1) Dehio, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Sachsen-Anhalt II, bearbeitet von U. Bednarz, F. Cremer, H.-J. Krause u. a. , Deutscher Kunstverlag 1999
(2) Informationstafel an der Kirche


Die Stiftskirche Sancta Maria in Monte zu Leitzkau


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Schloss und ehemal. Stiftskirche in Leitzkau
Kurz nachdem der Bischof von Brandenburg in dem Leitzkauer Prämonstratenserstift (heute Pfarrkirche St. Peter) sein Domkapitel eingerichtet hatte, begann auf der Anhöhe nordwestlich vom Ort der Neubau einer wesentlich größeren Anlage. Bereits 1155 erfolgte die feierliche Weihe der Stiftskirche. Alle von Rang und Namen waren da: Erzbischof Wichmann von Magdeburg, Markgraf Albrecht der Bär und natürlich der brandenburgische Bischof Wigger, der den Neubau vorangetrieben hatte.
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Zehn Jahre später jedoch ging der Glanz mit der Wiedereinrichtung des Bischofssitzes in Brandenburg schon wieder verloren. Und 1534 war es infolge der Säkularisierung unter Kurfürst Johann II. von Brandenburg mit dem Stift dann endgültig vorbei. Die Gebäude kamen in den Besitz der Familie von Münchhausen, die auf dem Gelände anstelle des Kreuzganges und der Klausurgebäude ein Renaissanceschloss errichten ließ. Die Klosterkirche wurde jetzt als Schlosskirche und Getreidespeicher genutzt. Aber das ist eine andere (und wirklich wahre!) Geschichte.

Die ehemalige Prämonstratenserstiftskirche ist eine dreischiffige kreuzförmige Basilika. Erhalten sind der  doppeltürmige Westbau (nur der Südturm hat sein Freigeschoss behalten), das Langhaus mit Stützenwechsel und das mächtige Querhaus. Die Ostteile sind leider komplett verschwunden. Auch das Querhaus ist vom Langhaus getrennt (abgemauert), es wurde zum Kornspeicher umgebaut. Für die Getreideböden wurden Zwischendecken eingezogen und entsprechende Fenster eingebaut. Doch schaut man auf die Außenwände des Querhauses, lassen sich im Osten der große Triumphbogen der Choranlage und an den Giebelseiten die vermauerten romanischen Fenster des Querhauses gut erkennen.

Querhaus und Mauerwerk mit Fries und Bogen, Leitzkau
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nördl. Seitenschiff fehlt
Auch das nördliche Seitenschiff ist nicht erhalten (die Langhausarkaden öffnen sich so zum Schlosshof hin), eine niedrige Mauer kennzeichnet die einstige Begrenzung. Im Langhaus ist nach Osten der Vierungsbogen zum Querhaus (Kornspeicher) abgemauert. Dafür öffnet sich nach Westen in einem großen Bogen die Turmhalle mit ihrer Empore im oberen Teil.
Aber selbst als Fragment noch übermittelt das verbliebene Langhaus mit seinen neun Arkaden im Stützenwechsel von Pfeiler und Säule trotz der um etwa ein Drittel reduzierten Länge eine großartige Vorstellung vom ursprünglichen Raumeindruck. Sehen sie selbst!

Prämonstratenserstiftskirche Leitzkau
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   Palmettenfries am Pfeiler
Pfeiler und Säulenschäfte sind gemauert, die Kapitelle der Säulen flach gedrückt. Hier finden sich Palmettenfriese und Schachbrettdekorationen in dem sonst schmucklosen Innenraum. Dass das aber nicht immer so gewesen sein muss, davon kündet der bei den bauarchäologischen Untersuchungen untersuchte Fußboden. Der Befund lieferte den Beleg für einen romanischen Schmuckziegelfußboden von ungewöhnlicher Variantenvielfalt und Farbenpracht. Mit Hilfe eines Grafikprogrammes wurden die gefundenen Muster geometrisch ergänzt. Der Schmuckfußboden ist heute zum Schutz abgedeckt.

Kapitelle und Schmuckziegelfußboden
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Die ehemalige Prämonstratenser-Stiftskirche ist eine sehenswerte Station auf der Straße der Romanik. Die zugehörige Tafel vor der Kirche informiert über weitere Details:

Informationstafel: Stiftskirche St. Maria in Monte, LeitzkauBild "Leitzkau1_Tafel.jpg"
Informationstafel in Leitzkau
995 Der Ort wird erstmals erwähnt. Der Bischof von Brandenburg be-
sitzt hier einen Hof.
1114 Bischof Hartberg von Brandenburg weiht eine steinerne Kapelle.
Sie ist zum Teil in der heutigen Dorfkirche St. Peter erhalten.
1138/1139  Bischof Wigger von Brandenburg richtet an der Kapelle ein Prä-
monstratenserstift ein, das vom Magdeburger Liebfrauenkloster
besiedelt wird. Der Name des Ordens leitet sich vom französi-
schen Mutterkloster Prémontré ab.
1145 Das Stift wird auf eine Anhöhe außerhalb des Dorfes verlegt,
wo mit dem Bau der heutigen Stiftskirche begonnen wird - einer
romanischen Basilika
1155 Die Kirche erhält duch Erzbischof Wichmann von Magdeburg und
Bischof Wigger von Brandenburg im Beisein des Markgrafen Al-
brechts des Bären ihre feierliche Weihe. Sie dient als Sitz des
Bischofs von Brandenburg
1165 Nach der Wiedereinrichtung des Bischofssitzes in Brandenburg
verliert das Leitzkauer Stift an Bedeutung.
1534 Das Stift wird aufgelöst und sein Besitz säkularisiert.
1564 Hilmar von Münchhausen als neuer Besitzer der Anlage beginnt
mit dem Umbau zu einem Schloss im Stil der Weserrenaissance.
Die Seitenschiffe und der Chor der Kirche werden abgebrochen,
das Querhaus zum Speicher umgebaut und das Langhaus als
Schlosskirche genutzt.
1945 Die gesamte Schlossanlage wird im Krieg stark zerstört. Bis
1965 erfolgen erste Sanierungen, die Basilika erhält in weiten
Teilen ihre romanische Architektur zurück.
1962-1997  Schulbetrieb im Schloss Neuhaus und im Schloss Hoh-
beck.
1996-2004 Es finden umfangreiche Ausbau- und Sanierungsarbeiten statt.
2005 Eröffnung der Dauerausstellung im Schloss Neuhaus zur Bau-
und Nutzungsgeschichte von Schloss Leitzkau.
2007-2009  Sanierung und Restaurierung der Innenräume im Schloss Hobeck

Die ehemalige Stiftskirche Leitzkau gehört zu den großen romanischen Basiliken aus der Mitte des 12. Jahrhunderts. Sie besticht durch ihre Einheitlichkeit. Vorbild war die Mutterkirche Unser Lieben Frauen in Magdeburg.

Traditionell finden das ganze Jahr über kulturelle Veranstaltungen statt.



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Der Westbau der Kirche erinnert stark an die Liebfrauenkirche in Magdeburg. Ähnlich wie dort ist hier ein vorspringender Mittelbau zwischen den Türmen realisiert, über dem gestuften Rundportal des Mittelbaus befinden sich hier wie dort zwei Kreisfenster.
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Die Westfront wird sparsam durch Lisenen und Rundbogenfriese gegliedert. Das (neu)gotische Portal zum nördlichen Seitenschiff wurde erst im 19. Jahrhundert eingefügt.
  

Schloss und Westfront der Stiftskirche sind auf Grund ihrer Lage auf der Anhöhe weithin sichtbar. Selbst vom Rand der Magdeburger Börde kann man über die Stadt Magdeburg hinweg am Horizont die Stiftskirche als beherrschende Landmarke ausmachen:
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  Blick vom Rand der Börde über Magdeburg nach Leitzkau. Magdeburger Dom (Mitte), Leitzkau (Horizont mitte-re.)



Das Rundbogenportal der ehemaligen Stifts- und Hofkirche St. Bartholomäi in Zerbst


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Bartholomäuskirche, Portal
Im April 1945 wurde die Innenstadt von Zerbst, das "Anhaltische Rothenburg", durch alliierte Bomberangriffe fast vollständig vernichtet; ganze Straßenzüge, der Markt mit dem mittelalterlichen Rathaus, die Kirchen, das barocke Schloss, fielen der Zerstörung anheim. Wenig nur ist stehengeblieben. So ist auch das Langhaus der Bartholomäuskirche Ruine. Chor und Querschiff wurden wieder aufgebaut. Am nördlichen Querschiff befindet sich ein vierstufiges spätromanisches Rundbogenportal. Von den ursprünglich vier Säulen sind leider nur drei erhalten. Dafür sind die Säulenschäfte reich ornamentiert, die Kapitelle tragen figürlichen und Blattschmuck. Im Tympanon kann man noch die einstige Kreuzigungsgruppe erahnen. Eine Besonderheit der Kirche stellt der freistehende Glockenturm dar.


Bartholomäuskirche Zerbst
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Zerbst feiert im Herbst den traditionellen Zwiebelmarkt. Da wird der Platz vor der Kirche selbstredend genutzt. (So kann das Portal schon mal zugestellt sein.) Es empfielt sich also, mehrmals nach Zerbst zu kommen: Zum Zwiebelmarkt (unbedingt) und natürlich auch zu jeder anderen Zeit... (Und nicht verpassen: Schloss ansehen! Katharina II., Zarin von Russland, verbrachte hier ihre Kindheit!)

Bartholomäuskirche Zerbst, Details am Portal
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Vor dem barocken Südportal der Stifts- und Hofkirche klärt eine Tafel über ihre Geschichte auf: "Um das Jahr 1150 wurde St. Bartholomäi als dreischiffige romanische Basilika erbeut und 1215 das erste Mal urkundlich erwähnt. Noch befinden sich Fresken aus der Zeit der Romanik im südlichen Querschiff. 1300 erfolgte die Erhebung zur Stiftskirche durch Burchard von Barby. Im 15. Jahrhundert wurde der Umbau zur gotischen Hallenkirche mit Gewölbe ausgeführt. (...) Durch den Bombenangriff am 16. April 1945 kam es zur fast vollständigen Zerstörung der Kirche. Die Gewölbe brachen ein, Emporen, Fürstenstuhl, Orgel und viele Gemälde verbrannten. Von 1985 bis 1990 erhielt die Kirche durch einen umfangreichen Umbau ihre heutige Form. (...)"
(Textquelle: Infotafel vor der Kirche)

St. Bartolomäi in Zerbst
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Die Kirche St. Marien im Ankuhn (Zerbst)


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romanisches Stufenportal
Die Marienkirche in der Zerbster Vorstadt Ankuhn ist die ehemalige Klosterkirche eines Zisterzienser-Nonnen-Klosters aus der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts. Wie man an den Außenwänden sieht, handelte es sich um eine dreischiffige Basilika aus Feldsteinen. Doch im 15. Jahrhundert wurden die Seitenschiffe abgerissen und die Arkaden vermauert. Um 1585 wurde die ursprüngliche Apsis durch einen spätgotischen Chor ersetzt. 1945 wurde die Kirche zerstört, inzwischen ist der Chorraum wieder benutzbar und die Ruine des romanischen Kirchenschiffs mit dem eindrucksvollen rundbogigen Stufenportal restauriert worden.
Zerbst, St. Marien im Ankuhn
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2013 feierte Ankuhn 800-jähriges Bestehen, besonders schön ist die darauf Bezug nehmende poetische Kostbarkeit an der Hausecke Lindauer Straße:
800 Jahre Ankuhn
Dort, wo die Nuthe windet sich
gleich einem schwarzen Tintenstrich,
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wo Garten sich an Garten reiht,
wo Boden voller Fruchtbarkeit,
wo Selleriekraut und Majoranduft,
durchwürzt die laue Herbstesluft,
wo Häuser steh'n schlicht und traut,
auf die herab ein Kirchturm schaut,
wo Menschen wohnen brav und bieder,
wo froh ertönen lust'ge Lieder,
wo man nicht rasten kennt und ruh'n,
da ist die Vorstadt Zerbst - Ankuhn.


Die Ruine der Kirche "Unser Lieben Frauen" in Loburg


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Ansicht von Südwest
Loburg? - Ja, natürlich gibt es hier am Rand des kleinen Orts in Sachsen-Anhalt eine Burg. Die im Jahr 965 erstmals erwähnte "Loburg" besitzt sogar einen eindrucksvollen und nicht zu übersehenden Turm... Auf der entgegengesetzten Seite des Ortes hingegen kann es beim Durchfahren passieren, dass man die romantische romanische Kirchenruine nicht gleich bemerkt. Warum die Kirche so außerhalb steht, darüber klärt die Informationstafel an der "Straße der Romanik" auf:

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Kirchenruine von Süden
Um 1200: In der östlich vor der Burg Loburg gelegenen Vorburg-Siedlung (Suburbie) Ziemnitz wird aus sorgfältig gequaderten Granitfindlingen eine Kirche errichtet. Von dieser dreischiffigen Basilika mit längsrechteckigem Chor und breitem, querstehenden Westturm stehen nur noch Reste. Erhalten sind Teile der Umfassungsmauern, des Chorbereiches, der Langhausarkaden, und der Turm bis zum zweiten Geschoss mit dem vermutlich etwas jüngeren, zweifach gestuften Rundbogenportal in der Westwand. Wie in anderen zeitgleichen Kirchenbauten der Region, war auch in der Liebfrauenkirche der Turm durch einen großen Rundbogen mit dem Langhaus verbunden. Eine Besonderheit ist die Art des Stützwechsels der Langhausarkaden. Das erste Paar ist quadratisch, das zweite achteckig, das dritte wieder quadratisch und das vierte rund.

Gestuftes Rundbogenportal und Arkaden
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Die Baugeschichte der Kirche liegt weitgehend im Dunkeln, für eine "Dorfkirche" ist sie jedenfalls zu
groß. Möglicherweise ist auch das rundbogige Stufenportal eine spätere Einfügung.

1207: Die Suburbien Ziemnitz und Möckernitz werden zur Stadt Loburg vereinigt. Es wird eine Stadtmauer errichtet, die die Kirche nicht mit einbezieht. Die Bewohner von Ziemnitz geben ihre Häuser auf und siedeln zum Schutz vor plündernden und raubenden Heeren innerhalb der Stadtmauern. So bleibt die Kirche von Ziemnitz unbenutzt vor dem Stadttor stehen und verfällt.

Arkaden, Stützwechsel und Zwickelkapitelle
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Bemerkenswert: Quadratische, achteckige und runde Stützen aus sorgfältig behauenen Findlingen.

Und weiter heißt es auf der Infotafel:
1601: Anna von Wulffen, geb. von Münchhausen, nimmt sich 1601 des Gebäudes an und lässt es wieder für die kirchliche Nutzung herrichten. Es werden die baufälligen Seitenschiffe abgebrochen und einige Obergaden mit Backsteinen ausgebessert.

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Infotafel: Straße der Romanik
1649: Die Besitzansprüche werden neu geregelt. Danach wird entschieden, dass die Kirche erblich der Familie von Barby gehören soll, die Familie von Wulffen aber den Turm als Erbbegräbnisstätte nutzen kann.
Anfang 19. Jh.: Die Kirche wird während der napoleonischen Kriege 1806-1815 als Magazin, Gefangenenunterkunft und als Leichenhalle zweckentfremdet.
1881: Die in der ruinösen Kirche verbliebene Ausstattung wird entfernt und die Reste des Bauwerks im Zeitgeist der Romanik als Ruine gesichert.
1990-1992: Die Mauern werden erneut gesichert und die inzwischen vermauerten Langhausarkaden wie auch das Westportal wieder geöffnet.

Die Ruine der Kirche "Unser Lieben Frauen" ist nicht nur ein beachtliches Bauwerk an der "Straße der Romanik", sondern auch Zeuge einer ereignisreichen und wechselvollen Geschichte.

Textzitate (kursiv): Infotafel an der Kirchenruine Loburg


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Magdeburg, Kloster Unser Lieben Frauen