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Fassaden, Portale und Kapitelle im Poitou - Drei romanische Kirchen in Melle (Frankreich) -Teil 2
Es ist zweifellos den Silbervorkommen und der Lage am Pilgerweg mit zu verdanken, dass der kleine Ort Melle so bedeutend war, dass er gleich drei sehenswerte romanische Kirchen aufweist. Hier jetzt die zweite Kirche:
Portale und Kapitelle der Kirche St-Pierre in Melle
St-Pierre, Ansicht von Süden
St-Pierre, Chorpartie
Nur geringfügig jünger als St-Savinien stammt die romanische Kirche St-Pierre in Melle ebenfalls im Wesentlichen aus dem 12. Jahrhundert. Am Außenbau fallen neben dem Portal der Südfassade vor allem die reich verzierten Fenster der Chorpartie auf: sie sind phantasievoll mit unterschiedlichen Dekorbänder geschmückt.
St-Pierre, Südseite
Das Südportal ist mit ornamentierten Archivolten versehen, die einen leichten Spitzbogen zeigen. Eine Besonderheit ist außerdem die figürliche Darstellung darüber: Christus (als Weltenrichter) sitzt zentral auf einem Thron. Die Figuren neben ihm sind zwar nicht mehr zu erkennen, in dieser Zusammenstellung werden sie jedoch wahrscheinlich eine Deesis (Fürbitte), also Maria und Johannis, darstellen.
Am Gesims, das das Portal und die Figurennische trennt, erkennt man zwei (weibliche?) Zentauren sowie diverse Tierdarstellungen. Ein Heiliger ist auch dabei:
St-Pierre, Innenraum nach O
Treten wir ein:
Im Innern der Kirche überrascht wie so oft im Poitou der (von außen so nicht erwartete) monumentale Raumeindruck. Die Kirche ist eine dreischiffige Hallenkirche mit Querhaus, Chor, Haupt- und zwei Nebenapsiden. Die Schiffe sind mit Spitztonnen gewölbt, massige Gurtbögen trennen die einzelnen Joche.
Im Innern der Kirche überrascht wie so oft im Poitou der (von außen so nicht erwartete) monumentale Raumeindruck. Die Kirche ist eine dreischiffige Hallenkirche mit Querhaus, Chor, Haupt- und zwei Nebenapsiden. Die Schiffe sind mit Spitztonnen gewölbt, massige Gurtbögen trennen die einzelnen Joche.
Romanische Kapitelle in St-Pierre
Zwei besondere Kapitell-Schmuckstücke entdeckt der aufmerksame Betrachter hoch oben: Zum ersten zeigt die Darstellung der Grablegung Christi überaus detailreich die dabei handelnden Personen; behutsam wird der Leib Christi zur Ruhe gebettet. Ein Engel kommentiert seitlich mit einem Spruchband das Geschehen.
Das zweite Kapitell ist ebenfalls etwas Besonderes, es zeigt den sogenannten "Dornauszieher".
Die Darstellung eines Knaben, der sich einen Dorn aus der Fußsohle zieht, war bereits in der Antike ein beliebtes Motiv der bildenden Kunst.
"Im Mittelalter wurde der Dorn als Symbol der Erbsünde angesehen; der Dornauszieher wurde als vom richtigen Weg abgekommener Sünder gedeutet. In diesem Zusammenhang wurde das Motiv an Kapitellen, Fassaden, Stadttoren und auch auf Grabmälern (siehe z. B. -->Magdeburg) vielfach weiterverwendet." (Wikipedia). Das Motiv ist bis in die Neuzeit überkommen - selbst bei den Abrafaxen im Mosaik (-->Mosapedia) muss immer wieder mal ein Dorn aus dem Fuß gezogen werden!
Andere Kapitelle zeigen die typische Motive der Romanik: Den mit Pflanzen kämpfenden Menschen, symmetrische Ungeheuer, Löwen, Vogelsirenen mit menschlichen Köpfen...
Weitergehende Informationen zur Kirche St-Pierre kann man einer Tafel im Innenraum entnehmen.
Der (französische) Text sei für den interessierten Besucher hier nachfolgend dargestellt:
--> weiter zur Kirche St-Hilaire in Melle