Barock in Magdeburg


Barocke Fassaden und Portale an der Ostseite des Domplatzes


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Barocke Fassaden am Domplatz, Ostseite
Dass der Domplatz uraltes Siedlungsgebiet ist, davon zeugen die archäologisch nachgewiesenen Grubenhäuser, die Befestigungsgräben (deren Lage und Form "invers" durch die Wasserspiele angedeutet wird) sowie diverse Fundamentreste und Artefakte. Ob sich auch die Kaiserpfalz Otto I. hier befunden hat, ist aber weiterhin ein Rätsel. Die ergrabenen und oberirdisch sichtbar gemachten Befunde werden nach heutigem Erkenntnisstand einer Kirchenanlage zugeordnet.
  

Domplatz 5

Auf dem Domplatz - und hier bevorzugt auf der Ostseite - hatten die Domherren und auch der Erzbischof Wohnungen und Verwaltungseinrichtungen. 1728 bis 1731 entstand an der Nordost-Ecke ein barocker Neubau, der als Domdechanei (kirchliches Verwaltungsgebäude) diente.

Domplatz 5
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Der Bau ist klar gegliedert, der Mittelteil durch das Portal mit Balkon und Dreicksgiebel hervorgehoben. Auf den Giebelschrägen haben früher Figuren gelegen und am Portal sollen eine Zeit lang sogar Skulpturen des hl. Mauritius und der hl. Katharina gestanden haben. Doch Gebäude, Fassade und Portal wurden mehrfach verändert, aus der Dechanei wurde im 19. Jahrhundert Generalkommando, danach königliches Gästehaus (die Königin Luise von Preußen soll hier logiert haben), schließlich 1895 städtisches Museum. Im zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude bis auf wenige Mauern völlig zerstört. Die stehengebliebenen Außenmauern der Ruine boten noch viele Jahre einen bedrückenden Anblick. 1985 begann der Wiederaufbau, inzwischen wird das Gebäude als Hotel genutzt.
  

Domplatz 4 - Ministerium


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Der barocke Neubau auf dem Gelände Domplatz 4 (statt der alten Domkurien bzw. der erzbischöflichen Wirtschaftsgebäude) geschah im Auftrag Leopolds von Anhalt-Dessau ("Der Alte Dessauer"), der sich hier 1732 ein Stadtpalais bauen ließ. Auch bei diesem Grundstück wurde immer wieder umgebaut und angepasst, später diente das Gebäude nach wechselnden Besitzern dem preußischen Regierungspräsidenten als Wohnung, zu DDR-Zeiten hatte das Wehrkreiskommando hier sein Domizil. (Daran erinnern sich die damals jungen Männer in Magdeburg und Umgebung bestimmt noch ;-)). Heute ist das Gebäude Sitz eines Ministeriums der Landesregierung.

Domplatz 4
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Der Mittelteil des Gebäudes ist wiederum sehr betont und auffällig geschmückt: vier Säulen tragen den Balkon, der Eingang wird von Karyatiden (oder Hermen) flankiert.

Domplatz 4, Karyatiden am Portal
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Auf der Balkonbrüstung stehen vier allegorische Skulpturen:

Domplatz 4, Figuren auf der Balkonbrüstung
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Der durch Pilaster/Lisenen vertikal gegliederte Mittelteil endet in einem Dreiecksgiebel, auf dessen Giebelschrägen sich links Diana, die Göttin der Jagd, und rechts der Götterbote Hermes bzw. Merkur, erkennbar an Stab und Flügelhelm, befinden.
    

Domplatz 3 und 2 - "Die Regierung"


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Das bekrönte Wappen über dem Eingang verrät es: Dieses Palais war das königliche Schloss in Magdeburg! Der preußische Kurfürst Friedrich III., der sich in Königsberg 1701 selbst zum König krönte (und sich anschließend Friedrich I., König in Preußen nannte), ließ das repräsentative Barockpalais unter der Leitung von (wahrscheinlich) Giovanni Simonetti ab 1700 errichten. Auch dieses Gebäude wurde mehrfach verändert und den wechselnden Bedürfnissen angepasst. Ursprünglich trugen vier Säulen einen Balkon an den zur Domplatzseite liegenden seitlichen Auffahrtsrampen zum Haupteingang.


Domplatz 2/3, "die Regierung"
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Das Palais steht auf historischem Boden, westlich davor auf dem Domplatz wurden die Reste einer großen Kirchenanlage ausgegraben, möglicherweise befinden sich auch die Reste der ottonischen Pfalz noch unter dem Gebäude. Später im Mittelalter standen hier die Wohn- und Repräsentationsbauten des Erzbischofs, doch nach der Reformation verfielen die mittelalterlichen Bauten langsam, teilweise wurden die Steine sogar für den Wiederaufbau anderer Gebäude nach den Zerstörungen des 30jährigen Krieges verwendet. Die preußische Königsfamilie selbst wohnte nur selten in dem barocken Neubau von 1700, später wurde das Haus als (preußisches) Regierungsgebäude und heute wird es von der Landesregierung Sachsen-Anhalt genutzt.
  

Domplatz 1a - "Die Neue Möllenvogtei"


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Zwischen der "Regierung" Domplatz 2/3 und Domplatz 1 liegt ein kleiner Ehrenhof (um 1730), in dem sich zwei barocke Portale erhalten haben. Dagegen sind Fassade und Portal vom Haus Domplatz 1a im Vergleich mit den anderen Gebäuden sehr schlicht gehalten. Der barocke Neubau Domplatz 1a entstand 1744/45 als "Neue Möllenvogtei", das ältere Amtsgebäude des Möllenvogts um etwa 1600, die "Alte Möllenvogtei", befindet sich dahinter. Der Möllenvogt übte im Mittelalter in Vertretung des Erzbischofs die Amtsgeschäfte, u. a. auch die Gerichtsbarkeit aus.

Domplatz 1a, Neue Möllenvogtei
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Wenn Sie in Magdeburg zu Besuch sein sollten, versäumen Sie es nicht, den kleinen Hof zu durchschreiten! Von dort öffnet sich ein grandioser Blick auf die Ostpartie des Magdeburger Domes. Und hinter der Neuen bzw. Alten Möllenvogtei finden Sie den letzten Rest des mittelalterlichen Magdeburg: das älteste noch erhaltene Haus, den Wehrturm "Kiek in de Köken" sowie das einzige noch erhaltene mittelalterliche Stadttor. Im romantischen Möllenvogteigarten finden im Sommer zwischen den alten Mauern sogar  Theateraufführungen unter freiem Himmel statt! Sehr romantisch. Unbedingt anschauen!

"Hinter der Möllenvogtei"
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Mehr Beispiele in Deutschland werden folgen.