Romanik in Nordspanien entlang des Pilgerweges


Die königliche Stiftskirche San Isidoro in León


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San Isidoro
Die Kirche San Isidoro in León - die heutige Anlage stammt aus der Zeit des 11. und 12. Jahrhunderts - gehört mit zu den bedeutendsten romanischen Bauwerken entlang des "Camino de Santiago", dem Pilgerweg nach Santiago de Compostela.
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Puerta del Cordero, Tympanon
San Isidoro ist berühmt für die Grablege der Könige, das "Pantheon de los reyes", welches einem mit den wunderbar erhaltenenromanischen Fresken schier den Atem verschlägt ... Die Kirche ist aber ebenso berühmt für ihre Bauplastik/-skulptur, wovon im Folgenden die beiden Südportale vorgestellt werden.

Die Puerta del Cordero - das Portal des Lamms

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Das "Lamm"
Das Portal ist nach der Darstellung des "Agnus Dei" im Zentrum des Tympanons benannt, das symbolische Opferlamm Christus. Das Tympanon ist zweigeteilt: im oberen Bereich halten zwei Engel einen mit Kugeln besetzten runden Rahmen, in dem das Lamm auf seinem rechten Vorderfuß das Kreuz balanciert. Links und rechts schweben zwei weitere Engel mit Kreuzen in der Hand.

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Opferung Isaaks

Im unteren Teil des Tympanons wird die Geschichte erzählt, wie Abraham seinen Sohn Isaak opfern wollte: Hoch hat er in der rechten Hand sein Messer erhoben, die Spitze berührt bereits Isaaks Hals, dessen Kopf er mit der Linken am Haar nach hinten zieht. Isaaks Hände sind auf dem Rücken gefesselt, seine Beine eingeknickt, als im allerletzten Moment die Hand Gottes eingreift und Einhalt gebietet ...

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Puerta del Cordero, Tympanon
Neben dieser zentralen Szene werden links und rechts weitere Einzelheiten dargestellt. Rechts außen sitzt Sarah vor dem Haus, sie verabschiedet ihren Sohn Isaak, der auf einem Esel (?) davonreitet. Dann sieht man Isaak, wie er vor dem Opferaltar sich die Schuhe auszieht und auf die Opferung vorbereitet. Seinen Mantel hat er über einen Baum gehängt. Es folgt die hochdramatische Menschenopferszene, die jedoch von höchster Stelle knapp verhindert wird, statt dessen schubst ein Engel dem Abraham nun einen Widder zu. Das ist ja gerade noch einmal gut gegangen ...
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Ismael und Hagar

Links von dem Engel steht Hagar, die Hausangestellte, mit der Abraham seinen ersten Sohn Ismael zeugte. Und ganz links außen sieht man eben jenen erstgeborenen Sohn Ismael fortreiten. Er wird mit Pfeil und Bogen und einem Turban dargestellt, denn er gilt als "Stammvater der Araber und repräsentiert die Verwandschaft zwischen Israeliten und Arabern".(Wikipedia) Im Koran ist Ismael/Ismail einer der Propheten.


Die vier Gewändesäulen sind mit einem Rankenkapitell und drei figürlichen Kapitellen versehen, die dämonische Wesen und Harpyien zeigen.

Kapitelle
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Links und rechts vom Portalbogen werden der Heilige Isidor (mit Segensgruß und Bischofsstab) und der Heilige Pelayo (mit Segensgruß und schulterlangen Locken) dargestellt. Die beiden sitzen auf kleinen Klappstühlen, zwei Stierköpfe dienen als Konsolen. Die kleinere Figur neben San Isidoro mag vielleicht später angebracht worden sein, sie trägt  Schild und Schwert.

San Isidoro und San Pelayo
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Die darüberliegenden Tafeln in den Zwickeln links und rechts stellen den König David inmitten seiner Musiker dar. David selbst ist an seinem Stirnband/Diadem erkennbar.  
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Abgeschlossen wird die romanische Portalfassade von den Tierkreiszeichen: Links stellen die Steinplatten Fische, Wassermann, Steinbock, Schütze, Skorpion und Waage dar (v. l. n. r.). Auf der anderen Seite sind es (v. r. n. l.) die Zeichen Widder, Stier, Zwillinge, Krebs, Löwe und Jungfrau.

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Wassermann-Herkules
Insbesondere die Darstellung des "Wassermanns" ist höchst eindrucksvoll: Breitbeinig steht er athletisch nackt da mit kräftigen Schenkeln und stemmt wie ein Herkules den Wasserschlauch (oder die Wasserschlange?) aus dem sich gewaltige Ströme ergießen. Diese Art der (breitbeinig athletischen) Darstellung findet sich auch auf einem Kapitell der Kirche San Martin in Fromista wieder und zitiert mit hoher Wahrscheinlichkeit den breitbeinig stehenden Orestes des antiken Husillos-Sarkophages. (Stefan Trinks)
  

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barocker Portalaufsatz
 Im 18. Jahrhundert wurde das romani-
 sche Portal mit einem barocken Auf-
 satz versehen. Dargestellt wird das
 königliche spanische Wappen (mit dem
 Orden des Goldenen Vlieses) und eine
 Reiterstatue von San Isidoro, der
 "Maurentöter" und Sieger von Baza.


An der Kirche kann man Bauteile aus vielen Jahrhunderten entdecken.
1910 wurde die Stiftskirche San Isidoro unter Denkmalsschutz gestellt.
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Die Puerta del Perdon - Die Pforte der Vergebung


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Puerta del Perdon
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Petrus
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Paulus
Der Name des Portals am südlichen Querhaus geht auf den Umstand zurück, dass an diesem Portal alten und kranken Pilgern der Ablass zuteil werden konnte, ohne dass diese sich bis Santiago de Compostela weiter schleppen mussten.
Die Figuren links und rechts im großen Bogen stellen Petrus und Paulus dar. Diese beiden sind ja traditionell oft an Portalen zu finden.


Die Puerta del Perdon
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Das Tympanon zeigt drei Szenen: Im Mittelteil wird der gekreuzigte Christus vorsichtig vom Kreuz abgenommen, mit einer großen Zange wird ihm der Nagel aus der Hand gezogen. Engel schwingen Weihrauchfässer dazu. Im rechten Bildteil stehen die drei Marien am Grabe, ein Engel hebt die Steinplatte an und zeigt den jetzt leeren Sarkophag. Links wird Christi Himmelfahrt dargestellt. Doch die Auffahrt scheint mühsam, zwei Engel stützen den Körper, Christus steht auf ihren Knien und zieht sich an den Flügeln der Engel nach oben ...

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Der Eingang des Portals wird wirkungsvoll von zwei Bestien (Hund und Löwe - der Löwe sieht so aus, als ob er Fuchur heißen würde...) bewacht. Drollige Tier- und andere Figuren stützen die Sparrenkonsolen des Daches.

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Kapitelle im Innenraum von San Isidoro


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San Isidoro, Innenraum
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Kapitell im Innern
Die Pfeiler bzw. Säulen, die das Königspantheon stützen, werden von 21 außergewöhnlichen Kapitellen bekrönt. (Zum Glück darf man hier nicht fotografieren, wahrscheinlich wegen der kostbaren romanischen Freskomalereien...)
Hat man sich dann im Innenraum der Basilika an die Dunkelheit gewöhnt, entdeckt man auch hier den bildhauerischen Reichtum an den Kapitellen der im 11. und 12. Jahrhundert gebauten romanischen Kirche.

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Santiago de Compostela