
Hintergrundfarbe:
Backsteinbauten an der polnischen Ostseeküste
Kolberg/Kołobrzeg: Die Marienkirche (Dom)
offiziell Basilika von der Himmelfahrt der Jungfrau Maria
Kolberg/Kołobrzeg, Innenstadt
links: Domturm

Kolberg/Kołobrzeg, West-
fassade des Doms
Der Kolberger Dom ist das Wahrzeichen der Stadt. Schon vom Meer aus sind seine Turmspitzen sichtbar. Ein Text (dreisprachig) auf der Tafel vor der Kirche informiert:
Die Marienbasilika
Gegen 1300 wurde mit dem Bau der jetzigen gotischen Kirche als einer Pfarrkirche für die ganze Stadt begonnen. Sie hatte zuerst die Form einer dreischiffigen Halle mit einem großen Presbyterium (Chorraum). Später wurden ein Turmblock und zwei zusätzliche Außenschiffe angebaut. Im 15. Jahrhundert hatte die Kirche bereits die heutige Gestalt. Ihre prächtige Ausschmückung war Anzeichen des Ehrgeizes einer reichen Hansestadt, die das mittelalterliche Kolberg war.


(Nach der Reformation) in den Jahren von 1531-1945 war sie eine evangelische Kirche. Während der Belagerungen der Festung Kolberg (1758, 1760, 1761, 1807) wurde sie schwer beschädigt und erst Ende des 19. Jahrhunderts wieder aufgebaut. Im März 1945 (im 2. Weltkrieg) brannte sie während der Kämpfe gänzlich aus, mit teilweiser Beschädigung des Außenmauerwerks. Im Jahre 1986 erhob Papst Johannes Paul II. die Kirche in den Rang einer kleineren Basilika (Basilika Minor). Erhalten geblieben sind mittelalterliche Kunstwerke von außerordentlichem Wert, die zur alten Kirchenausstattung gehörten: u. a. ein vier Meter großer siebenarmiger Leuchter (1327), das Chorgestühl (1340), das Taufbecken (1355) und anderes.
(Quelle: Infotafel, Text leicht angepasst. - hb)


Vor dem Dom befindet sich ein im Jahr 2000 eingeweihtes Denkmal, das Bezug auf den Akt von Gnesen*) und 1000 Jahre polnische Geschichte nimmt: In der Mitte stehen die Figuren von Bolesław Chroby (links), dem ersten polnische König, und vom deutschen Kaiser Otto III. (rechts)
In der zerrissenen Architektur hinter ihnen, deren Gestaltung an ein Kreuz erinnert, kann man eine zerstörte Brücke und anderes Zusammengehörendes erkennen. Ganz oben verbindet eine Taube die Teile - welch hoffnungsvolles Symbol! Die Figuren links und rechts außen stellen die damaligen Päpste Johannes Paul II., den damaligen polnischen Papst, und seinen Nachfolger Benedikt XVI., den deutschen Papst, dar.
In der zerrissenen Architektur hinter ihnen, deren Gestaltung an ein Kreuz erinnert, kann man eine zerstörte Brücke und anderes Zusammengehörendes erkennen. Ganz oben verbindet eine Taube die Teile - welch hoffnungsvolles Symbol! Die Figuren links und rechts außen stellen die damaligen Päpste Johannes Paul II., den damaligen polnischen Papst, und seinen Nachfolger Benedikt XVI., den deutschen Papst, dar.

*) In Gnesen (Gniezno) trafen sich im Jahr 1000 Bolesław Chroby und Otto III. und richteten das Erzbistum Gnesen ein (das älteste polnische Bistum), dem die Bistümer Krakau, Breslau und Kolberg unterstellt wurden. Das Wappen von Gnesen (der Adler) befindet sich vorn zwischen den beiden weltlichen Herrschern, die Wappen der drei anderen Städte sind auf der Rückseite des Denkmals zu sehen.

Ende des 19. Jahrhunderts erschienen die von der Gesellschaft für Altertumskunde und pommersche Geschichte herausgegebenen Bände der Bau- und Kunstdenkmäler Pommerns. Daraus soll nachfolgend ein stark gekürzter Auszug der Beschreibung der Marienkirche (Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Köslin. Heft 1. Die Kreise Köslin und Colberg-Körlin. Bearbeitet von Ludwig Böttger. Stettin. 1889, /1/) wiedergegeben werden:
Auszug aus /1/ : Baubeschreibung.

Grundriss aus /1/
Der Dom wurde im 2. Weltkrieg
stark beschädigt, die Gewölbe
stürzten ein. Beim Wiederauf-
bau erhielten alle Joche des
äußeren Südseitenschiffs Stern-
gewölbe.
Die Kirche ist als dreischiffige Hallenkirche mit fünfseitig geschlossenem Chor und breiter Westturmanlage erbaut und später um die Mitte und gegen Ende des 14. Jahrhunderts zur fünfschiffigen Hallenkirche erweitert. (...)
Länge der Kirche 64,40 m, davon der Chor 22,50 mBreite des Mittelschiffs 9,70 m
Breite der inneren Seitenschiffe 5,40 m
Breite der äußeren Seitenschiffe 6,40 m
Höhe bis zum Mittelschiffgewölbe 19,5 m
Höhe bis zum Gewölbe der äußeren Seitenschiffe 16 m
Höhe des Turmes bis zu den Glocken 43,60 m
Gesamthöhe desselben bis zur Spitze der Helmstange 74 m


Der Chor (...) besteht aus drei nicht gleich breiten Jochen und dem polygonalen Abschluss mit fünf Seiten des Zehnecks und ist mit Kreuzgewölben überdeckt. (...)
Der Hauptraum, die Laienkirche, wird durch die Pfeilerstellungen in fünf Joche geteilt und ist mit Kreuzgewölben überdeckt. (...)
Der Hauptraum, die Laienkirche, wird durch die Pfeilerstellungen in fünf Joche geteilt und ist mit Kreuzgewölben überdeckt. (...)

Rekonstruktionszeichnung
Westfassade um 1450
Der Turmbau enthält, den drei älteren Schiffen entsprechend, unten eine schöne hohe dreiteilige Halle, welche nach Norden und Süden in unregelmäßig polygonal geschlossene Räume ausgeht. Die Halle ist mit Kreuzgewölben überdeckt (...).
In der Turmhalle dokumentieren Fotos den Grad der Zerstörung und den Wiederaufbau der Kirche. Eine Rekonstruktionszeichnung zeigt den möglichen Zustand der Westfassade um 1450. (hb)
In der Turmhalle dokumentieren Fotos den Grad der Zerstörung und den Wiederaufbau der Kirche. Eine Rekonstruktionszeichnung zeigt den möglichen Zustand der Westfassade um 1450. (hb)
Die Außenarchitektur des Domes ist schlicht und doch bei mäßiger Verwendung einfacher Kunstformen nicht ohne Wirkung. Das Mauerwerk des Turmes, wie der Giebel des Kirchenschiffes, ist durch zahlreiche spitzbogige Blenden, welche zum Teil durch Pfosten getrennt sind, belebt. (...)
Die vier zur Kirche führenden spitzbogig gesschlossenen Portale haben reichere Formsteingewände; das Westportal außerdem eine Zweiteilung durch einen Mittelpfosten aus Granit und schwarz glasierte Ziegel. (...)
Text (kursiv) aus:
/1/ Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Köslin. Heft 1. Die Kreise Köslin und Colberg-Körlin. Bearbeitet von Ludwig Böttger. Stettin. 1889
/1/ Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Köslin. Heft 1. Die Kreise Köslin und Colberg-Körlin. Bearbeitet von Ludwig Böttger. Stettin. 1889
Das Westportal wird heute durch ein modernes Bronzekunstwerk geschmückt:
Im Kolberger Dom befinden sich hervorragende Kunstwerke (Altäre, Fresken, die sog. "Schlieffenkrone", das Chorgestühl, Glasfenster u. a. m.). Leider war es am Tag der Fotoaufnahmen (Januar 2024) im Innern schon sehr dunkel (ein Grund, an einem helleren Tag noch einmal hinzufahren), so dass hier jetzt nur noch der große Bronzeleuchter vorgestellt werden soll:
Der siebenarmige Leuchter stammt aus dem Jahr 1327. Es ist der einzige dieser Art in Polen und einer von nur fünfen weltweit. Seine Höhe beträgt 4 m, die Spannweite der Arme 3,80 m, das Gewicht ca. 900 kg. Gestiftet hat ihn Gottfried von der Wiede vom Kolberger Domkapitel, im Wachsausschmelzverfahren in Bronze gegossen wurde er 1327 von Johannes Apengeter.

nach Koszalin/Köslin