Backsteinbauten in Mecklenburg-Vorpommern: Dorf- und Stadtkirchen


Auf der Insel Usedom

Woran denkt man zuerst, wenn das Wort Usedom fällt? An Urlaub, Sommer, Sonne, Ostseestrand - vielleicht auch an Bäderarchitektur. Das alles und noch viel mehr hat die Insel zu bieten. Doch wir schauen uns jetzt "nur" ein paar Beispiele zu Backsteinbauten an und beginnen mit der der Insel namengebenden Stadt:

Stadt Usedom

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Die kleine Stadt Usedom besaß einst mehrere Kirchen, erhalten blieb aber nur die 1337 erstmals erwähnte Marienkirche. Von der Ursprungskirche ist keine Ansicht überliefert, sie wurde 1475 bei einem Stadtbrand zerstört und danach im Stil der Spätgotik als Hallenkirche wieder aufgebaut.
1891 bis 1893 wurde die Backsteinkirche nach den Plänen von Ludwig Böttcher erneuert, dabei wurde der ursprüngliche Grundriss der dreischiffigen, vierjochigen Halle mit eingezogenem polygonalen Chor und eingebautem Westturm beibehalten. Der östliche Stufengiebel wurde als ein typisches Element der norddeutschen Backsteingotik hinzugefügt.

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Im Innern befinden mehrere mittelalterliche Grabplatten, das Altarfenster (österliche Auferstehungsszene) stammt aus dem Königlichen Institut für Glasmalerei in Berlin.

Anklamer Torturm

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"Usedohm" - Lubinschen Karte (*)
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Nur wenige Schritte vom Kirchplatz entfernt befindet sich der Anklamer Torturm, ein mittelalterliches Stadttor aus der Zeit um 1450. Der quadratische Turm besitzt eine spitzbogige Durchfahrt (mit Fallgatternische auf der Feldseite) und wird auf Stadt- und Feldseite mit Blendnischen geschmückt. Wie man auf der "Lubinschen Karte" (*) sehen kann, verfügte Usedom im Mittelalter über eine Stadtbefestigung mit Wiekhäusern und Stadttoren.

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(*) Lubinsche Karte, Ausschnitt Usedohm, https://archeo.edu.pl/lubinus/

Dorfkirche Koserow

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Der Kirche in Koserow sieht man die bewegte Baugeschichte an, sie ist die älteste Kirche an der Usedomer Außenseite. So ist vom frühgotischen Bau aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts das ordentlich gesetzte Feldsteinmauerwerk des Chores bis zum Fensteransatz erhalten. Im 15. Jahrhundert wurden die oberen Teile (Chor, das etwas breitere rechteckige Schiff und der Westturm) in Backstein erneuert bzw. verändert. Den Ostgiebel sowie den Westgiebel des Turms gliedern die typischen Blendenfelder. Auch das Innere der Kirche mit einem teilweise erhaltenen Flügelaltar und einem Votivschiff ist sehenswert.

Dorfkirche Koserow
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Heringsdorf

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Heringsdorf hatte lange Zeit keine eigene Kirche, die Einwohner gingen Sonntags zum Gottesdienst in das 10 km entfernte Benz. Mit dem aufkommenden Badetourismus wurde der Wunsch nach einer eigenen Kirche immer lauter. Nach den Plänen von Ludwig Persius, Königlicher Hofbaurat und Schüler des berühmten Baumeisters Karl Friedrich Schinkel, wurde von 1846-1848 dann auf einem Hügel über dem Ort, mitten "im Walde", schließlich die neue Kirche  errichtet. Finanziert wurde der Bau durch Spenden, sozusagen eine frühe Form des crowdfundings.
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Zur Finanzierung trugen auch die von Wilhelmine von Schack angefertigten Zeichnungen von Heringsdorf bei. Der Kirchenbau mit seiner Wandelhalle und dem schlanken Turm erinnert an italienische Bauten. Bald wurde jedoch die ursprüngliche einfache Saalkirche zu klein, 1914 wurden deshalb zwei Seitenschiffe mit hölzernen Emporen angebaut.

Kirche Heringsdorf
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/1/ Zeichnung rechts unten: Titelblatt, Delius, H., et al., 12 Ansichten von Heringsdorf, nach der Natur gezeichnet im Jahre 1844. 1844, Digitalisat: Universität Greifswald, https://www.digitale-bibliothek-mv.de/viewer/fullscreen/PPN898618797/5/
Der Turm wurde im Gegensatz zum Projekt der Zeichnung auf der Nordseite gebaut.

Ostseebad Ahlbeck

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Auch Ahlbeck hatte früher keine eigene Kirche, die Einwohner und die im 19. Jahrhundert immer zahlreicher werdenden Badegäste mussten zum Gottesdienst in die Nachbarorte, nach Swinemünde oder dann ab 1848 nach Heringsdorf, gehen. Dreißig Jahre lang sammelte der Kantor Johann Koch bei Einheimischen und Gästen Spenden für eine neue Kirche. 1895 war es dann soweit, eine eigene Kirche konnte eingeweiht werden. Die Ahlbecker Kirche wurde im Stil der Neugotik/des Historismus erbaut, sie hat ihre ursprüngliche Ausstattung (Holztonnendecke, Votivschiff, Altar) im Wesentlichen bewahrt. In der Apsis befinden sich drei Buntglasfenster im Jugendstil.

Kirche in Ahlbeck
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Swinemünde/Swinoujsce

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Auf der Insel Usedom kann man wunderschön am Strand entlang laufen und ohne es zu merken die Grenze überschreiten - plötzlich befindet man sich in Swinemünde/Swinoujsce. Auch im heute polnischen Ostseebad Swinemünde wurde um 1900 neugotisch in Backstein gebaut, zum Beispiel 1905/06 die Lutherkirche mit ihrem 67 m hohen Turm. Sie war die größte Kirche Swinemündes. Im 2. Weltkrieg wurde die Kirche bei einem Luftangriff schwer beschädigt, sie wurde nicht repariert und verfiel daraufhin, 1962 wurde das Kirchenschiff abgerissen. Der Turm (ohne Dachspitze) blieb immerhin erhalten, in ihm befindet sich heute ein Café.


Unsere kleine Reise zu Backsteinbauten an der Ostsee wird jetzt in Polen fortgesetzt ->

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-> zu Backsteinbauten in Polen