Backsteinbauten in Mecklenburg-Vorpommern: Dorf- und Stadtkirchen


Kirchdorf / Insel Poel

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Heute sind nur noch die Erdwälle und Gräben von der einstigen Festung Poel zu sehen. Bereits im Dreißigjährigen Krieg wurden die Festungsanlagen, die als fünfstrahliger Stern das Schloss und als vorgelagertes Außenwerk die Kirche umgaben, schwer beschädigt. In den darauffolgenden Jahrzehnten verfielen die Anlagen weiter, schließlich entstanden im 19. Jahrhundert bei der "Nutzung als Steinbruch" etliche Häuser des Ortes. Zum Glück blieb die Kirche erhalten.
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Abb. aus (1), S. 228
Bei der großen dreijochigen Backsteinkirche handelt es sich um einen Bau aus dem 15. Jahrhundert, wobei der quadratische Westturm noch vom Vorgängerbau aus dem 13. Jahrhundert stammt.

Friedrich Schlie (1) schreibt dazu folgendes:
"Wie die meisten Kirchen, so ist auch die zu Kirchdorf auf Poel, (...) das Ergebnis eines älteren Baues aus der Periode des Übergangs vom romanischen zum gothischen Stil und das eines jüngeren Baues mit Änderungen und Zusätzen aus der gotischen Zeit.

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Abb. aus (1), S. 229
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Abb. aus (1), S. 229
Als man die Kirche abbrach, ließ man die westliche Giebelseite sowie die Wände des Langhauses bis ungefähr zur halben Höhe der alten Fenstereinfassungen stehen, ebenso das Mauerwerk des alten Turmes, dessen östliche Seite auf der westlichen Mauer der Kirche ruht. Beim Neubau setzte man dem Langhaus Strebepfeiler und Dienste an, erhöhte die Wände, spannte Gewölbe ein und wandelte die alten Schlitzfenster in zwei- und dreiteilige Spitzbogenfenster mit je einem oder zwei Pfosten um. Der Chor aber wurde in der inzwischen üblich gewordenen Konstruktion aus dem Achteck von Grund aus neu aufgebaut und zu diesem Zweck die einstmals zweifellos glatt abschließende Ostwand der Kirche fortgebrochen.
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Schallöffnung und abgeschlage-
ner Fries am Turm
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Ein eigenes Interesse erweckt der Turm mit seinen romanischen Anklängen aller Art, besonders mit seinen Ecklisenen, die oberhalb des zweiten Stockes an der Süd- und Westseite durch einen Rundbogenfries, an der Nord- und Ostseite aber durch einen Stromschichtfries mit einander verbunden werden. Von diesen Friesen ist freilich nur der auf der Ostseite erhalten, die andern sind in roher Weise abgehauen worden, als man bei dem erwähnten Neubau den Turm mit vier Schildgiebeln und einem hohen, von der See her weit sichtbaren achtseitigen Helm versah. Nicht ohne architektonische Reize sind ferner die rundbogigen Schallöffnungen om Oberstock mit kleinen, leider nicht überall erhaltenen Rundpfeilern in der Mitte, die als Träger zweier kleinerer Bogen erscheinen, welche vom Hauptbogen überspannt werden. Sehr ansprechend ist auch die mit Basis und Kämpfersims versehene stattliche Laibung des spitzbogig im Übergangsstil geschlossenen Turmportals, das den jetzt leider zugemauerten Pforten des alten Schiffes gleichgebildet ist." (Text kursiv aus: (1), S. 228 ff.)

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Hauptportal am Turm und zugemauertes Portal am Schiff

Im Innern der Kirche befindet sich ein wundervoller Schnitzaltar vom Anfang des 15. Jahrhundert. Das Kirchenschiff wird von Kreuzrippengewölben auf gebündelten bzw. im Chor auf einfachen Runddiensten überwölbt. Das östliche Joch des Schiffes wird durch den verstärkten Gurtbogen (siehe Grundriss) als zum Chorpolygon gehörend ausgewiesen. (2)

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Mittlere Abbildungen aus (1), S. 231 u. 230

Die Form des hohen achtseitigen Turmhelms wird oft als "Bischofsmütze" bezeichnet. Der Turm ist von See als Landmarke weithin sichtbar.

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Auf dem Gelände der ehemaligen Festungsanlage befinden sich Informationstafeln, die eine Vorstellung zum Aussehen des Schlosses und der Toranlage geben und über die Geschichte der Festung informieren.
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Quellen und Literatur:
(1) Die Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Grossherzogthums Mecklenburg-Schwerin, Bd. 2 : Die Amtsgerichtsbezirke Wismar, Grevesmühlen, Rehna, Gadebusch und Schwerin, 2. Auflage Schwerin 1899, bearbeitet von Friedrich Schlie,  Digitalisat: Universitätsbibliothek Rostock, http://purl.uni-rostock.de/rosdok/ppn769038212
(2) Die Bau- und Kunstdenkmale in der mecklenburgischen Küstenregion. Mit den Städten Rostock und Wismar. Autorenkollektiv. Institut für Denkmalpflege, Henschel Verlag Berlin 1990
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Dorfkirche Proseken

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Dorfkirche Proseken
Der Turm der Dorfkirche Proseken wirkt mit seinem achseitigen Helm (der sogenannten "Bischofsmütze") und der schönen Blendengliederung in den Schildgiebeln ebenfalls besonders malerisch in die umgebende Landschaft hinein. Der Backsteinbau der Kirche stammt im Wesentlichen aus dem 13. Jahrhundert, der mächtige quadratische Westturm von nahezu Schiffsbreite wurde im 15. Jahrhundert angebaut. Das rechteckige Kirchenschiff besteht aus zwei Jochen, daran schließt sich der eingezogene, gerade abschließende Chor.

Schlie (1) schreibt dazu: "Die Kirche ist ein einschiffiger Backsteinbau mit platt abschliessendem Chor, der gegen das Schiff um zwei Stufen erhöht ist. Beide, Schiff und Chor, gehören der Zeit des Ueberganges vom romanischen zum gothischen Stil an und mögen schon am Anfange des 13. Jahrhunderts erbaut sein. Zu beachten sind freilich die mancherlei Veränderungen, die besonders der Chor sowohl im Mittelalter wie in der Neuzeit erfahren hat. (Anm. 4)"

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Linke Abbildung aus (1), S. 232

Anm. 4: Der ältere wendische Ziegelverband herrscht auf der Nordseite des Chores wie am ganzen Schiff und weist auf gleichzeitige Erbauung beider hin. Dann aber ist zuerst, wie es scheint, die Ostwand verändert worden, als man die alten (wahrscheinlich drei) Lichtöffnungen in ein einziges großes Fenster verwandelte. Der ganze Giebel oberhalb dieses Fensters zeigt einen ungleichmäßigen Verband, wie er in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts herrschte. (...)

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Innenraum und Altar von 1723/33

Ein schwerer gedrückter frühgothischer Triumphbogen trennt sie (Schiff und Chor - hb) von einander. Die Einwirkungen des früheren romanischen Stils zeigen sich auch an dem äußeren Rundbogenfries des Schiffes, die Frühgothik aber offenbart sich an dem kapitellartigen Kämpfergliede und überhaupt an der ganzen Laibung des jetzt zugemauerten Portals auf der Nordseite des Schiffes.

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Nordseite mit aufwändig gestaltetem zugemauertem Portal und drei verschiedenen Friesformen

Als weitere gothische Zuthaten sind endlich die zwei Strebepfeiler anzusehen, womit der Bau jetzt bewehrt ist. (...) Nicht ohne Interesse ist ferner der verschiedenartige Schmuck aus Formsteinen in den Schildgiebeln des Thurmes (...).
Mit diesen spätgothischen Formen korrespondiert auffallender Weise das viertheilige Fenster mit neuem Pfosten-Einsatz in der Ostwand des Chores (...)"

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Vier unterschiedlich geschmückte Schildgiebel am Turm

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Schiff und Chor werden von Kreuzrippengewölben überspannt, das ebenfalls kreuzrippengewölbte Untergeschoss des Turmes öffnet sich zum Schiff. Am östlichen Schiffsjoch der Südwand ist eine Grabkapelle (15. Jh.) angebaut. Den Zugang zum Kirchhof bildet ein rundbogiges und übergiebeltes Backsteinportal (18./19. Jh.).
Die am Eingangsportal zur Kirche angebrachte Tafel gibt noch einmal Auskunft über die wichtigsten Daten:

Informationstafel: Dorfkirche Proseken
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um 1240   Erbauung der Kirche als einschiffiger zweijochiger
Backsteinbau auf Feldsteinsockel mit eingezogenem
längsrechteckigen Chor
15. Jh. Anbau des Turmes mit achteckigem Helm und Verän-
derungen der Ostwand des Chores.
Ostgiebel und großes Ostfenster entstanden neu.
1668 Einbeziehung des Turmes in das Kircheninnere.
1695 Erbauung des Glockenstuhls mit zwei Bronzeglocken.
(heute vorhanden eine von 1918 und eine von 1931)
  
Ausstattung
Mitte
13. Jh. Kalksteintaufe
1656 Kanzel
17. Jh. drei Holzepitaphe
1733 Altar
ab 1991 umfangreiche Sanerungsmaßnahmen, u. a.
Sanierung und Restaurierung von Turm und Hahn
1999 Neueindeckung und Trockenlegung der Kirche


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Grundriss aus: (1), S. 321
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Im Innenraum entdeckt man Spätrenaissance-Epitaphe und Wappen (Negendanck, Walsleben, Bülow), auch Glasmalerei (vier Evangelisten, 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts) schmückt die Fenster.

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Dorfkirche Gressow

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Die stattliche Dorfkirche in Gressow (Gemeinde Gägelow, OT Gressow) mit ihrem massigen quadratischen Turm stammt im Wesentlichen aus dem 15. Jahrhundert (*).
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Abb. aus (1), Schlie: S. 304
Schlie (1, S.305 ff.) schreibt dazu: "Die Kirche ist von unten auf aus Ziegeln erbaut und stellt ein längliches mit Stebepfeilern bewehrtes Rechteck mit polygonalem Chorabschluss (aus dem Achteck) dar, ohne dass Schiff und Chor baulich von einander geschieden sind; nur ist der Chor um zwei Stufen erhöht. Schöne Kreuzgewölbe decken den ganzen Raum, der durch zwei- und dreitheilige spitzbogige Fenster erleuchtet wird.
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Abb. aus (1), Schlie: S. 305
Auf der Südseite des Schiffes lehnt sich an die dem Thurm zugewendeten letzten drei Joche ein aus ebensoviel Kreuzgewölben bestehendes Seitenschiff (**) an, und auf der Nordseite, ziemlich um die Mitte einnehmend, ist eine Eingangshalle errichtet. Den im Westen angebauten Thurm deckt ein vierseitiger Pyramidenhelm."

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(*) Anm. hb: Angaben zur Bauzeit nach (2), der Turm etwas später als das Schiff, aber noch 15. Jh. Dagegen findet man an der Kirche zwei Tafeln mit der Erbauungszeit 14. Jh., darunter eine neuere Informationstafel am Eingang zur Kirche mit den Angaben: 14. Jh. -  Erbauung der heutigen Backsteinkirche mit fünfjochigem Schiff und polygonalem Ostabschluss und quadratischem Westturm; - Ein Schreibfehler? Aber vielleicht ist der Vorgängerbau gemeint?

(**) Statt dem von Schlie (1) erwähnten Seitenschiff wird in (2) richtiger Weise besser von kapellenartigen, zum Schiff hin geöffneten Anbauten gesprochen.

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Dorfkirche Gressow aus südlicher (oben) und nördlicher (unten) Richtung

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Uhr am Turm
Im Innern befindet sich ein von Johann Friedrich Wilde 1718 geschaffener Altaraufsatz. Leider war die Kirche zum Zeitpunkt der Fotoaufnahme geschlossen. Einen kleinen Eindruck vom Kircheninnern, zusammen mit Quer- und Längsschnitt der Kirche, können die folgenden Abbildungen aus (1) geben.

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Dorfkirche Gressow, Längs- und Querschnitt sowie Innenansicht, Abb. aus (1), S. 305 u. 306

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Quellen und Literatur:
(1) Die Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Grossherzogthums Mecklenburg-Schwerin, Bd. 2 : Die Amtsgerichtsbezirke Wismar, Grevesmühlen, Rehna, Gadebusch und Schwerin, 2. Auflage Schwerin 1899, bearbeitet von Friedrich Schlie,  Digitalisat: Universitätsbibliothek Rostock, http://purl.uni-rostock.de/rosdok/ppn769038212
(2) Die Bau- und Kunstdenkmale in der mecklenburgischen Küstenregion. Mit den Städten Rostock und Wismar. Autorenkollektiv. Institut für Denkmalpflege, Henschel Verlag Berlin 1990
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Wird fortgesetzt...

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