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Romanische Backsteinkirchen im Jerichower Land - Teil 3
Dorfkirche Kleinwulkow
Dorfkirche Kleinwulkow
1144 wird der Ort Wulkow (wahrscheinlich handelt es sich um das heutige Großwulkow) erstmals erwähnt, als in der Gründungsurkunde des Klosters Jerichow die zugehörigen Dörfer aufgelistet werden. Die Kirche Kleinwulkow war eine Filialkirche zu Wulkow und so gehörte dann auch das Patronatsrecht zum Kloster Jerichow bis zu dessen Aufhebung im 16. Jahrhundert. Vermutlich in der ersten Hälfte des 13. Jahrhundert errichtet, zeigt die dreiteilige Dorfkirche Kleinwulkow trotz ihrer bescheidenen Größe die typischen Bauformen der Romanik: An den flachgedeckten Rechtecksaal schließt sich ein eingezogener und gewölbter quadratischer Chor an, der von der halbkreisförmigen Apsis abgeschlossen wird. Die Wände von Saal und Chor werden durch einen Fries mit Konsolen und deutschem Band geschmückt, bei der Apsis sind es Kreuzbogenfries und deutsches Band. Die Ecken werden durch Lisenen betont.
Detail der Priesterpforte
Die Fenster sind, wie so oft, nachträglich verändert/vergrößert worden. Auf der Südseite ist noch ein vermauertes Rundbogenfenster sichtbar. Ebenso befinden sich auf der Südseite zwei vermauerte Portale in rechteckigen Wandvorlagen, darunter die ehemalige Priesterpforte in der Chorwand. An beiden Portalen sind Näpfchen und Rillenschürfungen vorhanden. Die Portale sind für eine Dorfkirche aufwändig gestaltet: keilförmige Steine und Wülste im Bogen bzw. an den Kanten, darüber hinaus sind noch Reste der mittelalterlichen (?) Fugenbemalung erkennbar.
Dorfkirche Kleinwulkow
Der Fachwerkturm mit spitzem Helm wurde erst im 18. Jahrhundert errichtet. Der Turm ist heute sorgfältig mit Schieferplatten versehen, auch das gesamte Dach der Kirche ist neu gedeckt worden.
Als jetziger Eingang dient das Rundbogenportal der Westwand. Dabei handelt es sich um ein einfach gestuftes Portal in einer rechteckigen Wandvorlage, wobei der Bogen seitlich mit interessante Kehlungen versehen ist. Darüber befindet sich ein (vermauertes) Rundfester. Auch die Westwand wird mit einem Fries (Konsolen und Deutsches Band) geschmückt, der Giebel enthält zusätzlich drei Bogenblenden.
Und hier noch etwas ganz anderes: Kleinwulkow hat nicht nur eine bemerkenswerte Dorfkirche, sondern darüber hinaus einen engen Bezug zum Darjeeling-Tee...
Als jetziger Eingang dient das Rundbogenportal der Westwand. Dabei handelt es sich um ein einfach gestuftes Portal in einer rechteckigen Wandvorlage, wobei der Bogen seitlich mit interessante Kehlungen versehen ist. Darüber befindet sich ein (vermauertes) Rundfester. Auch die Westwand wird mit einem Fries (Konsolen und Deutsches Band) geschmückt, der Giebel enthält zusätzlich drei Bogenblenden.
Und hier noch etwas ganz anderes: Kleinwulkow hat nicht nur eine bemerkenswerte Dorfkirche, sondern darüber hinaus einen engen Bezug zum Darjeeling-Tee...
Wir fahren weiter nach Süden in Richtung Genthin und landen nach wenigen Kilometern vor der
Dorfkirche Roßdorf
Dorfkirche Roßdorf
Dorfkirche Roßdorf
Beim Näherkommen fällt zuerst der Fachwerkturm ins Auge und man könnte wie in Kleinwulkow an eine dreiteilige Kirche denken, doch der Schein trügt: Es handelt sich hier in Roßdorf um eine echte vierteilige Kirche (meist als vollständiger Typ bezeichnet) mit Westquerturm, flachgedecktem Rechtecksaal, eingezogenem, nicht ganz quadratischen Chor und Apsis. Die Gesamtlänge der Roßdorfer Kirche beträgt etwa 32 Meter. R. Naumann gibt die Mauerstärken am Turm mit 1,40 m, am Saal und Chor mit 0,90-0,95 m und an der Apsis mit 1,05 m an (1).
Der Westquerturm ist mit seinen Ecklisenen nur bis zur Höhe des Kirchenschiffes aufgeführt, die anschließende Fachwerkkonstruktion nimmt die Dachschrägen des Kircheschiffes auf und leitet dann zu dem quadratischen (inzwischen etwas nach vorn geneigten) Fachwerkturm über. Die Turmwände zwischen den Ecklisenen sind verputzt. In der hohen Mauervorlage der Westwand liegt ein dreifach gestuftes Rundbogenportal.
Der Westquerturm ist mit seinen Ecklisenen nur bis zur Höhe des Kirchenschiffes aufgeführt, die anschließende Fachwerkkonstruktion nimmt die Dachschrägen des Kircheschiffes auf und leitet dann zu dem quadratischen (inzwischen etwas nach vorn geneigten) Fachwerkturm über. Die Turmwände zwischen den Ecklisenen sind verputzt. In der hohen Mauervorlage der Westwand liegt ein dreifach gestuftes Rundbogenportal.
Kreuz auf der Nordseite
In der Nord- und in der Südwand des Kirchenschiffes befanden sich ursprünglich zwei gegenüberliegende Portale. Das Nordportal wurde komplett verändert, das Südportal ist vermauert, die Wandvorlage wurde tief abgeschlagen. Ursprünglich wurde das Kirchenschiff auf beiden Seiten durch je vier Rundbogenfenster belichtet. Sie sind ebenfalls vermauert, stattdessen öffnen sich jetzt zwei große Flachbogenfenster auf jeder Seite zum Innenraum. Auch die Rundbogenfenster des Chores wurden durch große Flachbogenfenster ersetzt. Der Eingang zum Chor auf der Südseite ist vermauert worden, auf der Nordseite ist er erheblich vergrößert. Über diesem Eingang befindet sich ein griechisches "Tatzenkreuz". Die Rundbogen- Kreuzbogen- und Winkelfriese der Längswände sind abgeschlagen. Erhalten blieben lediglich die Sägezahnfriese (deutsches Band) darüber. Die abgeschlagenen Friese hängen vielleicht mit der einstigen Verputzung der Wände zusammen.
Die Apsis wird von drei Pfeilern gestützt. An den Wänden kann man an Nord- und Südseite Störungen im Mauerwerk erkennen, die Friese und die Fenster wurden verändert. Vielleicht hat sich die Apsismauer ja irgendwann geneigt? Und sie ist eingestürzt oder musste abgetragen und neu aufgemauert werden? Das lässt sich wohl nicht mehr eindeutig beantworten. Darüber hinaus finden sich an der Apsis wieder zahlreiche Schürfungen. Manche Näpfchen sind bis zu 7 cm groß...
An der Nord- und Südwand des Kirchenschiffes befinden sich Baunähte im Übergang zum Chorbereich. Hier endet an der Nordseite auch der Kreuzbogenfries des Chores, der an der Schiffswand nach Westen nur als einfacher Rundbogenfries fortgesetzt wird. Vermutlich stellen Apsis und Chor daher die ältesten Teile dar. Ob der Westquerturm ursprünglich höher war, lässt sich nicht mehr erkennen. Der Fachwerkaufsatz wird erstmals 1691 erwähnt (1), die Wetterfahne zeigt die Jahreszahl 1705.
Die schönen Ansichten der romanischen Bauformen sind erst nach der Freilegung der geputzten Außenwände zugänglich geworden.
Die schönen Ansichten der romanischen Bauformen sind erst nach der Freilegung der geputzten Außenwände zugänglich geworden.
Wie ein im Ganzen verputzter Backsteinbau aussieht, kann man an der
Dorfkirche Sydow
erleben. Die Kirche ist vierteilig; sie besteht aus Westquerturm, flachgedecktem Rechtecksaal, eingezogenem quadratischen Chor und halbkreisförmiger Apsis. Die Gesamtlänge beträgt knapp 24 Meter. Wie man sieht, sind eventuell früher existierende Friese nicht mehr vorhanden, stattdessen zieren breite Putzstreifen die Wände. Am Chor durchschneidet das große Südfenster eine ehemalige Wandvorlage, die wahrscheinlich die Priesterpforte enthielt. Der Westquerturm ist wie in Roßdorf nicht über die Höhe des Schiffes ausgeführt, der obere (massive) Turmteil wurde 1949 erneuert. Die Rundbogenfenster der Apsis und das Fenster an der Nordseite des Turmes sind ursprünglich, die anderen Fenster wurden verändert.
Neben dem Eingang zur Kirche stehen zwei Figurengrabsteine des 17. Jahrhunderts, am Weg davor erinnert ein Stein an den Pfarrer Georg Schulz (1889-1954), den Gründer der Sydower Bruderschaft. Ein echter Hingucker ist das schöne Backsteinportal des Kirchhofes mit seinen Kreisblenden (und Fünfpässen), der großen Durchfahrt und der Fußgängerpforte. Es wird auf das Ende des 15./Anfang des 16. Jahrhundert datiert.
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Literatur:
(1) Rolf Naumann, Romanische Backsteinkirchen im Jerichower Land, Perleberg 1993
--------(1) Rolf Naumann, Romanische Backsteinkirchen im Jerichower Land, Perleberg 1993
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