Exkurse zur Architektur: Innenräume barocker Kirchen


Die Heilig-Kreuz-Kirche in Landsberg am Lech


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Die Heilig-Kreuz-Kirche in Landsberg am Lech war ursprünglich eine Kirche des Jesuitenordens. (Heute ist sie Filialkirche der Stadtpfarrei). 1578 hatten sich die Jesuiten in Landsberg niedergelassen, die von ihnen betriebene Schule für den Nachwuchs des Ordens (Kolleg und Noviziat) war bis zur Auflösung 1773 eine der wichtigsten Ausbildungsstätten des Jesuitenordens in Deutschland. 1752 wurde mit dem Neubau der jetzigen Kirche begonnen. Joseph Ignaz Merant übernahm Planung und Bauleitung der neuen Kirche, die bereits 1756 geweiht werden konnte.

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Der Innenraum ist als ein in drei Joche gegliederter typischer Wandpfeilersaal gestaltet, an ihn schließt sich der tief eingezogene dreijochige Chor an. Die gesamte Länge beträgt etwa 47 Meter, davon entfallen 29 Meter auf das Langhaus, 18 Meter auf den Chor. Die einheitliche Ausstattung mit ihrer kräftigen Farbigkeit verleiht der Kirche eine wunderbare Festlichkeit.
Die Seitenaltäre an den Wandpfeilern des Langhauses wirken wie Theaterkulissen und leiten in ihrer Staffelung den Blick vom Eingangsbereich direkt auf den Hochaltar.

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Der Hochaltar

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Der gewaltige Hochaltar nimmt den gesamten Bereich des Chorschlusses ein. Er ist nach dem Vorbild des Dießener Hochaltars gestaltet: Über dem hohen Sockel erhebt sich ein Säulenaufbau, der das Altarbild rahmt und den barocken (bereits dem Rokkoko verbundenen) Altarauszug trägt. Das Altargemälde zeigt Christus am Kreuz, gemalt hat es Johann Baptist Bader 1758 nach einem Bild von Bergmüller. Links und recht flankieren die Figuren der Apostelfürsten Petrus und Paulus den Altar. Der Tabernakelaufsatz ist phantastisch verziert, in ihm werden die Reliquien verschiedener Heiliger aufbewahrt. Wie in Dießen gibt es auch hier die Besonderheit des "Bühnenaltars", das Altargemälde kann abgesenkt werden - ein "Theatrum Sacrum".

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Die Deckenfresken

Entsprechend dem Patrozinium ist das "Heilige Kreuz" Leitthema der Ausstattung. In den Deckenfresken von Christoph Thomas Scheffler (1699-1756) werden Szenen aus den Legenden des Heiligen Kreuzes erzählt. Das große Fresko im Chorgewölbe zeigt die Schlacht an der Milvischen Brücke: Im Jahr 312 besiegte Kaiser Konstantin seinen Rivalen Maxentius. Angeblich war Konstantin vorher am Himmel das Kreuz erschienen mit den Worten "In diesem Zeichen siege" (IN HOC VINCE), worauf er (nach seinem Sieg) das Christentum offiziell als Religion anerkannte und kurze Zeit später auch die Christenverfolgungen beenden ließ.

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Das Kreuz im Chorgewölbe ist in seinem Strahlenkranz außerordentlich realistisch gemalt. Vom Zentrum des Kreuzes treffen einerseits die Strahlen der Gnade auf den siegreichen Kaiser Konstantin als auch andererseits die vernichtenden Blitze auf den Gegenkaiser Maxentius, der darob auch gleich von der Brücke und vom Pferd stürzt, seine Anhänger mit in den Fluss reißend. Im Hintergrund der Brücke erkennt man architektonische Details Roms.

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Das Deckenfresko im Langhaus zeigt die Auffindung des "Wahren Kreuzes": Kaiserin Helena, die Mutter Konstantins, ließ in Jerusalem nach dem Kreuz suchen und - so die Legende - auf dem Berg Golgatha wurden tatsächlich drei Kreuze gefunden... Nur eines konnte aber das echte sein. Als man dieses wahre Kreuz bei der "Kreuzprobe" einer kranken Frau auflegte, wurde sie auf der Stelle gesund. Die Wunderkraft erhält das Kreuz im Bild von den Strahlen der Gnade und Liebe aus Christi Wunde, die auf die Welt und das Kreuz treffen.

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Das Kreuzthema wird auch in den anderen Fresken und in den Altarbildern der Seitenkapellen fortgesetzt, wobei vor allem der Bezug zum Jesuitenorden hergestellt wird.

Würdigung

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Die prachtvoll ausgestattete Heilig-Kreuz-Kirche gehört mit zu den großen bedeutenden Raumschöpfungen des Barock in Süddeutschland. "Die an der einheitlichen Ausstattung beteiligten Künstler und Kunsthandwerker belegen eindrucksvoll, zu  welch homogener und qualitativ hoch stehender Leistung die schwäbisch-bayrische Region (...) im mittleren 18. Jh. fähig war. Da Raum und Ausstattung noch die ursprüngliche, 1981-1985 zurückhaltend restaurierte und konservierend behandelte Originalfassung besitzen, gehört die Kirche zu den wenigen Beispielen Süddeutschlands, in denen noch höchst subtile Mal- und Fassungstechniken des 18. Jh. zu studieren sind." (Dagmar Dietrich, 1)

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Quellen und Literatur:
1) Dagmar Dietrich, Heilig-Kreuz-Kirche Landsberg am Lech, Schnell & Steiner, Regensburg 2009
2) W. Hansmann, Barock, Deutsche Baukunst 1600-1760, E.A. Seemann, Leipzig 1997
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nach Regensburg, St. Emmeram