Barocke Kirchenfassaden in Frankreich, 1620-1760

Die Beispiele sind wie immer zufällig und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

St-Paul-St-Louis in Paris

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Im Ursprungsland der Gotik hat es eine Weile gedauert, bis sich die aus Italien (Rom) kommenden Raumvorstellungen neuzeitlicher barocker Kirchenbauten durchsetzten. Vorbild für sakrale Bauwerke ist hier insbesondere die Jesuitenkirche Il Gesu in Rom.

Die im Pariser Stadtviertel Marais gelegene Jesuitenkirche St-Paul-St-Louis ist ein Beispiel dafür. Das Innere wird stark vom jesuitischen römischen Barock geprägt. Zwar greift die Fassade ebenfalls auf römische Vorbilder zurück, doch mit ihren steilen Proportionen mutet sie eher französisch an. Die hohe Kuppel bleibt von der Schauseite aus verborgen und ist nur von Osten aus sichtbar. Die Kirche wurde 1627-1641 durch Etienne Martellange erbaut.

St-Paul-St-Louis in Paris
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St-Sulpice in Paris

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1646 wurde in Paris der Grundstein für den Neubau der Kirche St-Sulpice gelegt; die Fassade entstand erst ab 1732. Deutlich merkt man, wie die Baumeister gerungen haben traditionelle Vorstellungen und neue barocke Bauideen zu vereinen. So erscheint die westliche Doppelturmfassade unausgewogen, die übereinander liegenden Säulenhallen (die unteren Kolonnaden mit geradem -griechischem-, die oberen mit rundem -römischem- Abschluss) bilden mit den Türmen keine Einheit. Ursprünglich befand sich zwischen den Türmen noch ein Giebelfeld, das aber nach Blitzeinschlag abgetragen werden musste.
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Im Innern hat Eugène Delacroix (1798-1863) von 1855-1861 die Wände der Engelskapelle ausgemalt. Er malte aber keine friedlichen Engelsbilder, sondern entschied sich für drei Kampfszenen - eine davon ist der Kampf Jakobs mit dem Engel.

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Notre-Dame in Bordeaux

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Etwas später datiert die Kirche Notre-Dame in Bordeaux (1684 bis 1707), die durch Pierre Dupless-Michel erbaut wurde. Die überaus reiche Fassadendekoration macht die Kirche zu einem besonderen Beispiel des französischen Barocks. Francisco de Goya starb 1828 in Bordeaux und wurde hier begraben, bevor sein Leichnam 1901 nach Spanien überführt wurde.



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Die Schlosskapelle in Versailles


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1699 begann Jules Hardouin-Mansart mit dem Bau der Schlosskapelle in Versailles. Das eindrucksvolle Bauwerk verbindet die traditionellen Konzepte der mehrgeschossigen Palastkapellen (wie zum Beispiel der Saint-Chapelle) mit französischer Eleganz und Leichtigkeit. Hohe schmale Fenster und eine Art Strebebögen verweisen am Außenbau auf die gotische Tradition. Im Innenraum erhebt sich eine luftige korinthische Säulenkolonnade über die Pfeilerarkaden des Erdgeschosses, von der Empore dieses oberen Raumes verfolgte der König mit seinem Hofstaat den Gottesdienst. Die Kapelle wurde 1710 durch Robert de Cotte fertiggestellt. Obwohl sie zu ihrer Entstehungszeit hochmodern war, wurde der Bau damals wenig geschätzt. Heute wird der Kapelle mit ihrer "Mischung aus klassischer Ruhe, konstruktiver Kühnheit und Klarheit, Transparenz und antikennaher Eleganz" (v. Engelberg, 1) die gebührende Wertschätzung entgegengebracht.

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Saint-Louis in Versailles

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Dagegen zeigt sich die Fassade der Kathedrale Saint-Louis in Versaille wieder mehr als ein typischer Vetreter nach dem Vorbild der römischen Barocklösungen.
1743 fand im Beisein Ludwigs XV. die Grundsteinlegung statt, die Weihe erfolgte 1754. Architekt der Kathedrale in Versaille war Jaques Hardouin-Mansart de Sagonne, ein Sohn des berühmten Architekten Jules Hardouin-Mansart.

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Saint-Louis in La Rochelle

Etwa zur gleichen Zeit (ab 1742) wurde die Kathedrale St-Louis in La Rochelle erbaut. Die Fassade ist ähnlich (aber wesentlich schlichter) als St-Louis in Versailles. Offenbar fehlen die seitlichen Türme. Die Kirche kann man dem Stil des sogenannten klassizistischen Barock zurechnen.

Invalidendom in Paris

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Der klassizistische Barock ist nicht nur in Frankreich (aber hier vor allem) ein Ausdrucksmittel absolutistischer Herrschaft. Zu den bekanntesten Beispielen der Stilrichtung zählt die Ostkolonnade des Louvre. Auch den Invalidendom in Paris kann man architektonisch hier einordnen.
Der Invalidendom wurde vom berühmten Architekten Jules Hardouin-Mansart von 1679 bis 1708 errichtet. Der monumentale Kuppelbau dient seit 1840 als Grabstätte für Napoleon, aber auch andere (militärische) Persönlichkeiten Frankreichs sind hier bestattet.

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Das Panthéon in Paris

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Grabstätte und Ruhmeshalle vieler berühmter französischer Persönlichkeiten ist das Panthéon in Paris. Ludwig XV. legte 1764 den Grundstein für den Neubau einer Kirche für die hl. Genoveva, der unter der Leitung von Jacques-Germain Soufflot stand. Soufflot starb jedoch 1780 und Jean Baptiste Rondelet vollendete 1790 den Kirchenbau. Als die Arbeiten beendet waren, hatten sich die politischen Verhältnisse in Frankreich grundlegend gewandelt und die gewaltige Kuppelkirche wurde während der Revolution zur nationalen Ruhmeshalle umgewidmet. Die Fassade mit dem breiten Portikus (22 Säulen) erinnert jetzt an griechische klassische Tempelbauten. Wir sind im Klassizismus angekommen.

Die hohen Kuppeln des Panthéons und des Invalidendomes sind weithin über den Dächern von Paris sichtbar.

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Literatur:
1) Meinrad v. Engelberg: wbg Architekturgeschichte, Die Neuzeit, Hrsg.: Chr. Freidank, Darmstadt wbg 2018
2) H. Droste, Th. Droste: Paris, Spaziergänge durch die Sein-Metropole, Dumont Kunstreiseführer, Ostfildern 2012

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Exkurs zum Innenraum der Abteikirche Ottobeuren


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zu Mauern, Toren und Türmen