Hintergrundfarbe:
Beispiele der Renaissancearchitektur in Sachsen-Anhalt
Schloss Plötzkau im Winter
Auch die alte Toranlage mit Brücke über den Graben und Durchgang zum Innenhof blieb erhalten.
Was nun die einzelnen Felder des anhaltinischen Wappens bedeuten, kann man auf der interessanten Heraldik-Webseite (ext. Link) von Bernhard Peter nachlesen: -> Wappen von Anhalt .
Johann-Georgen-Bau
"Eulenspiegelturm"
Schloss Groß Mühlingen
Auf der ausgeblichenen Infotafel vor dem Schloss erfährt man nähere Details zur Geschichte:
Informationstafel vor dem Schloss Groß Mühlingen
Infotafel vor dem Schloss
zum Schloss Hartenfels in Torgau
Vier Renaissanceschlösser in Sachsen-Anhalt:
1 - Schloss Plötzkau
Schloss Plötzkau im Winter
Das Schloss Plötzkau liegt malerisch auf einer Anhöhe über der Saaleaue. 1047 erstmals als Burg erwähnt, residierten hier die Grafen von Plötzkau bis Mitte des 12. Jahrhunderts. 1147 ließ der letzte Graf von Plötzkau, Graf Bernhard, im 2. Kreuzzug sein Leben. (Im Schloss widmet sich u. a. eine kleine Ausstellung den Kreuzügen). Plötzkau wurde dann letzlich anhaltinisch, es gab zeitweise sogar ein eigenes Fürstentum Anhalt-Plötzkau (mit eigener Münze), dieses soll mit etwa 40 Quadratkilometern Fläche das kleinste in Deutschland gewesen sein.
In den Jahren 1566 bis 1573 erfolgte der Umbau der mittelalterlichen Burg zum Renaissance-Wohnschloss, dabei wurden zahlreiche alte romanische und gotische Bauteile mit einbezogen. Der Bergfried wurde aufgestockt und erhielt vier Renaissancegiebel. Vergleicht man hier die Turmgiebel mit denen in Wettin oder Bernburg erkennt man Gemeinsamkeiten.
Die Wohnbauten erhielten ebenfalls charakteristische Giebel in der Formensprache der Frührenaissance. Insbesondere diese Giebel sind es, die die malerischen Ansicht des Schlosses ausmachen. Beim genauen Hinschauen erkannt man die Kugeln, die die Giebel zieren.
Auch die alte Toranlage mit Brücke über den Graben und Durchgang zum Innenhof blieb erhalten.
Vor der Toranlage befindet sich das restaurierte "Prinzenhaus". Über dem Eingang prunken zwei Wappen, links das aufwändige vielteilige anhaltinische Wappen des Fürsten, rechts das seiner Gemahlin mit vier Löwen.
Bei dem Wappenstein handelt es sich um eine Kopie, das Original befindet sich im Schlossmuseum.
Bei dem Wappenstein handelt es sich um eine Kopie, das Original befindet sich im Schlossmuseum.
Was nun die einzelnen Felder des anhaltinischen Wappens bedeuten, kann man auf der interessanten Heraldik-Webseite (ext. Link) von Bernhard Peter nachlesen: -> Wappen von Anhalt .
2 - Schloss Leitzkau
Das Ensemble von ehemaliger Prämonstratenserkirche und Schloss Leitzkau ist gleich doppelt sehenswert. Zum Einen ist die romanische Stiftskirche zu großen Teilen erhalten und eine sehenswerte Station auf der "Straße der Romanik" in Sachsen-Anhalt. Zum Anderen gruppieren sich im Norden der Kirche schöne Renaissance-Schlossgebäude des 16. Jahrhunderts um einen rechteckigen Hof (anstelle der ehemaligen mittelalterlichen Klausur).
Der älteste Teil des Schlosses (der Westflügel - das "Neuhaus") wurde seit 1564 von den Freiherren von Münchhausen errichtet und hat architektonisch engen Bezug zur sogenannten Weserrenaissance. (Die Münchhausens haben in Bodenwerder an der Weser ihren Stammsitz) Das wird deutlich an der Fenstergliederung, den Zwerchäusern mit den typischen Giebeln, vor allem aber auf der Hofseite an dem vom Boden aufsteigenden Erker mit seinen großzügigen Fensterzonen.
Das sogenannte "Althaus" (der Ostflügel) wurde 1945 zerstört und dann abgetragen. Erhalten blieb aber der Giebel vor dem Querhaus der Stiftskirche, auch dieser mit den typischen Dekorationsformen der Renaissance wie z. B. Kugeln oder Obelisken.
Erhalten blieb auch der Treppenturm mit Portal und Wappen des Bauherrn Statius von Münchhausen und seiner Frau Anna.
An den Turm schließen sich nördlich Loggien an, diese verbanden einst das Althaus mit dem Hobeckschloss, einem weiteren Wohngebäude, dessen Ostseite malerisch in Fachwerk ausgeführt ist. Doch zurück zu den viergeschossigen Loggien: Das Erdgeschoss bilden freistehende Säulen im Stil der Romanik mit entsprechend romanisierenden Kapitellen (ähnlich Königslutter). Die Geschosse darüber werden durch den Arkaden vorgelegte ionische bzw. korinthische Säulen gegliedert. Man fühlt sich nach Italien versetzt!
3 - Schloss Bernburg
Über die Saale hinweg bietet das hoch auf einem Sandsteinfelsen gelegene Schloss Bernburg einen phantastischen Anblick. Die Erscheinung wird wesentlich durch die Bauten der Renaissancezeit des 16. Jahrhunderts geprägt, auch wenn die Bausubstanz und die Details bis in unsere heutige Zeit stetig erneuert und rekonstruiert wurden bzw. werden. Steigen wir hinauf!
Auf der Landseite wurde die Burg durch einen tiefen Graben geschützt, der im Süden teilweise erhalten ist. Das "Alte Haus" und der "Blaue Turm" neben der Toranlage sind im Kern mittelalterlich, sie werden durch Giebel in Renaissanceformen geschmückt.
Der fast 60 Meter lange Nordflügel des Schlosses ist als Schauseite gestaltet, das Obergeschoss wird horizontal und vertikal durch Wandvorlagen gegliedert, Zwerchgiebel schließen das Gebäude nach oben ab. Die beiden Erker sind reich dekoriert. Man stelle sich vor, wie prachtvoll die Fassade aussehen wird, wenn die Farbfassung vollendet ist!
Erker
Vertikal gliedern zwei Erker mit reichem plastischen Schmuck die Fassade des Nordflügels. Neben den Tugenddarstellungen "Spes", "Charitas", "Fortudo" und "Fides" entdecken wir einen aufsteigenden Löwen, Eva mit Apfel im Paradies und zwei "Gaffköpfe" am linken und Wasserspeier, Rankwerk, die anhaltischen Wappenschilde und ebenfalls zwei weitere "Gaffköpfe" am rechten Erker. (Die "Gaffer" sind echt goldig...)
Die "Leuchte" - Runderker am Wolfgang-Bau
Die Informationstafel klärt auf: "Das bereits im 17. Jahrhundert als 'Leuchte' bezeichnete Gebäude wurde im Jahr 1538/39 - also zu Lebzeiten Martin Luthers - von dem renommierten Baumeister Andreas Günther als Haus des Fürsten Wolfgang von Anhalt errichtet. In einigen Details (z. B. ehem. vorhandener hofseitiger Laufgang und offener Wendelstein) orientieren sich seine Bauformen am ab 1533 realisierten Johann-Friedrich-Bau des Schlosses Hartenfels in Torgau.
Die von zwei Ecktürmen flankierte Schmuckfassade zum Saaletal greift das Motiv der "Zweiturmfront" auf, welches im Mittelalter häufig als Symbol für eine Burg genutzt wurde. Es verweist, wie auch der hohe Bruchsteinsockel, auf die Altehrwürdigkeit der Dynastie der Askanier. Bei der "Rundumverglasung" der Ecktürme kamen hingegen höchst innovative Konzepte zum Einsatz.
Die Fürstenbildnisse befanden sich ursprünglich am zur Bauzeit frei stehenden südlichen Eckturm und wurden erst bei Instandsetzung der 1930er-Jahre - teils durch Abgüsse ersetzt, teils völlig neu geschaffen - auf beide "Ausladen" verteilt.
Zwischen 1567 und 1570 erweiterte der hallische Ratsbaumeister Nickel Hoffmann den ursprünglich ca. 14 m langen, 10,5 m tiefen und 17 m hohen turmartigen Wolfgangbau um einen 43 m (langen) Anbau zum "Langen Haus".
Hoffmann gilt als ein Architekt, der sich kongenial in bestehende Bausubstanz einfühlen konnte. Vermutlich überformte er die von Andreas Günther konzipierte Giebelzone und gestaltete dabei wohl auch den oberen Abschnitt der Ecktürme. (...)"
(Text (kursiv): Infotafel am Schloss)
Und wer von den Mächtigen wird dargestellt? Es sind links (v.o.n.u.) Fürst Georg III. von Anhalt (1507-1553, Kurfürst Joachim II. Hector von Brandenburg (1505-1571), Karl V. Kaiser des Hl. Römischen Reiches (1500-1558), Herzog Philipp I. von Braunschweig-Grubenhagen (1476-1551) und rechts (v.o.n.u.) Fürst Joachim I. von Anhalt (1509-1561), Fürst Wolfgang von Anhalt (1492-1566), Kurfürst Johann Friedrich I. von Sachsen (1503-1553) und Herzog Johann Ernst von Sachsen (1521-1553). Hier sind also die protestantischen Fürsten um Kaiser Karl V. versammelt.
Johann-Georgen-Bau
"Eulenspiegelturm"
Die Burg der Askanier wurde 1138 erstmals genannt, doch sie ist wahrscheinlich älter. Das ganze Mittelalter hindurch wurde um- und ausgebaut - der mächtige Bergfried (auch Eulenspiegelturm genannt) aus dem 12. Jahrhundert hat sich erhalten. Ein Kegelhelm mit Renaissancegiebeln bekrönt den Turm. Bei den Umgestaltungen der Burg zu einem Renaissancewohnschloss im 16. Jahrhundert entstand 1586 auch der Johann-Georgen-Bau, dessen Giebel bereits in neuen Farben erstrahlen.
Warum der Bergfried "Eulenspiegelturm" genannt wird? Nun, man kann den Turm besteigen und oben in der Turmstube erzählt Eulenspiegel seine Geschichte...
Warum der Bergfried "Eulenspiegelturm" genannt wird? Nun, man kann den Turm besteigen und oben in der Turmstube erzählt Eulenspiegel seine Geschichte...
Bevor wir Bernburg verlassen, gönnen wir uns noch etwas Nostalgie: Die eingescannten Dia-Aufnahmen stammen etwa aus dem Jahr 1974 und zeigen, dass sich damals schon vom Saaleufer ein prächtiger Anblick bot!
4 - Schloss Groß Mühlingen
Schloss Groß Mühlingen
Ungeachtet des Adjektivs "Groß" im Namen handelt es sich bei dem Schloss Groß Mühlingen um eine kleine, dreiflügelige Anlage, die sich um einen engen Hof gruppiert. Die Grafen von Barby haben hier einst residiert. "Im 12. Jahrhundert entstand hier eine Niederungsburg, die möglicherweise bereits eine Vorgängerin besaß." (Infotafel). Leider wirkt das Schloss zur Zeit (2020) ziemlich verlassen, der Hof kann nicht betreten werden.
So kann hier jetzt auch kein Bild des Rundbogenportals auf dem Hof mit seinen Ornamenten der Frührenaissance oder die Wappen und Porträtmedaillons gezeigt werden...
Umso prächtiger sind dafür die großen Voluten des Südgiebels am östlichen Flügel.
Auf der ausgeblichenen Infotafel vor dem Schloss erfährt man nähere Details zur Geschichte:
Informationstafel vor dem Schloss Groß Mühlingen
Infotafel vor dem Schloss
1318 | Erste Erwähnung des Schlosses und Zerstörung durch Erzbischof |
Burchard von Magdeburg, danach Wiederaufbau im Auftrag des | |
Grafen Albrecht von Arnstein mit Hilfe Magdeburger Bürger. | |
1531 | Bis zum 30jährigen Krieg Residenz der Grafen von Barby. |
1585 | Der Westflügel wird vermutlich durch einen Brand stark beschädigt. |
1602 | Der im Untergeschoss liegende Rittersaal mit seinem Netz- |
rippengewölbe erhält Stuckrelief. | |
1632 | Verwüstung durch die Scharen Pappenheims. |
1669 | Vom Fürsten Anton Günther als Wohnsitz neu errichtet. |
Im Stiegenhaus (Nordflügel) wohnte vom 16. bis Anfang des 18. | |
Jahrhunderts der Schlosshauptmann, der zwischen 20-30 Schloss- | |
soldaten befehligte. | |
wieder aufgebaut. | |
1797 | Das Schloss wurde in einen Amtssitz umgewandelt. |
1875 | Trockenlegung des Schlossgrabens. |
1981-93 | Rekonstruktion des Schlosses. |
seit 1994 | Privatbesitz und Nutz... (der Rest ist unleserlich) |
zum Schloss Hartenfels in Torgau