Was ist deutsche Renaissance?

Anfänge und Beispiele zur Renaissancebaukunst in Deutschland

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Schloss in Stadthagen
In seiner universalen Bedeutung soll mit Renaissance die das Mittelalter ablösende Epoche verstanden werden. Denn von einer deutschen "Renaissance" im ursprünglichen Wortsinn einer "Wiedergeburt" der Antike kann in der Architektur im Vergleich zu Italien nicht gesprochen werden - vielmehr handelt es sich um die Aneignung des neuen, von den italienischen Architekturtheoretikern entwickelten und von den dortigen Baumeistern praktisch umgesetzten Gedankengutes. In diesem Sinn ist Renaissance der Beginn der Neuzeit, deren Epoche auch durch solche Begriffe wie frühbürgerliche Revolution, Humanismus und Reformation beschrieben wird. Die Aneignung und Umsetzung benötigte neben der Reifezeit auch die entsprechenden wirtschaftlichen Voraussetzungen. So kann man die Blütezeit der deutschen Renaissancebaukunst in den Zeitraum nach 1500 bis etwa 1630 ansetzen.

Runde (oder auch welsche) Giebel

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Dom in Halle - ein frühes Beispiel für Renaissancegiebel

Ein frühes Beispiel für Bauformen der Renaissance finden wir am (sogenannten) Dom zu Halle. Albrecht II. von Brandenburg, Kardinal und Erzbischof von Magdeburg und Mainz, hatte im 16. Jahrhundert Halle zu seiner neuen Residenz erkoren und ließ deshalb die ehemalige Dominikanerkirche umbauen und prächtig ausschmücken. Mit den hochragenden und halbkreisförmig abgeschlossenen Giebeln wird so seit 1526 die äußere Gestalt des Langhauses der Kirche wirkungsvoll in Szene gesetzt.


Mit "welschen Giebeln" schmücken sich auch das Rathaus und das Schlösschen in Naumburg. Das Rathaus wurde nach einem Stadtbrand bei Verwendung der erhaltenen Reste des Vorgängerbaues in den Jahren von 1517 bis 1528 wieder aufgebaut.

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Marktplatz und Rathaus in Naumburg


Weserrenaissance


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Schloss Stadthagen
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In Stadthagen
Beispiele aus der Frühzeit dieser deutschen Renaissancebaukunst sind in Stadthagen zu finden: so auch das von 1534 bis 1544 errichtete dortige Schloss. Baumeister Jörg Unkair verwendete hier ebenfalls die halbrunden Giebelabschlüsse. Die aufgesetzten Steinkugeln drohen scheinbar von den Giebeln herabzurollen. Bis 1607 diente das Schloss in Stadthagen den Schaumburger Grafen als Residenz, heute ist es Sitz einer Behörde.
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Renaissanceschloss in Stadthagen

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Stadthagen, Rathaus
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Altes Rathaus in Stadthagen
Das alte Rathaus in Stadthagen zeigt ebenfalls diese Giebelform mit den speziell aufgesetzten Kugeln. Das Gebäude mit den Zwerchhäuser ("twerch": niederdt. "quer") an der Traufseite und den prächtigen Seitengiebeln ging aus dem erstmals 1529 erwähnten und schließlich Ende des 16. Jahrhunderts umgebauten Zeughaus hervor.


Weiter zu vier Renaissanceschlösser in Sachsen-Anhalt:

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Giebel und Fassaden in Plötzkau, Leitzkau, Bernburg und Groß Mühlingen