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Die Stadtbefestigung von Templin: Stadtmauer, Wiekhäuser und Stadttore
"Templin bietet eines der besterhaltenen und geschlossensten Beispiele für die Befestigung einer mittelalterlichen norddeutschen Kleinstadt, an Sorgfalt der Ausführung wie auch an Aufwand den Befestigungen großer Städte in nichts nachstehend." (Dehio)
Rathaus Templin
Templin befindet sich im Seengebiet der Uckermark und wurde das erste Mal 1270 urkundlich erwähnt. Die Askanier erhoben den Ort zur Stadt und veranlassten wohl auch den Bau der Stadtbefestigung bzw. gaben ihre Zustimmung. Die 1735 Meter lange Stadtmauer aus Feldsteinen mit drei Toranlagen und über 50 Wiekhäusern wurde im 13./14. Jahrhundert erbaut. Möglicherweise ersetzte sie bereits bestehende hölzerne Vorgängerbauten. Die Stadtmauer ist, von einigen modernen Durchbrüchen abgesehen, zu großen Teilen in ihrer ursprünglichen Höhe von 6 bis 7 Metern erhalten.
Stadtmauer in Templin
Stadtmauer in Templin
Das Feldsteinmauerwerk (nur der Abschluss der Stadtmauer besteht aus Backstein) ist sorgfältig ausgeführt, an einigen Stellen ist der horizontale Schichtenausgleich deutlich zu erkennen. Ein Wehrgang existiert nicht, stattdessen wurden in regelmäßigen Abständen von 25 bis 30 Metern halbrunde Wiekhäuser eingefügt. Diese verfüg(t)en über Zwischenböden und Schießscharten, so dass die Verteidigung der Mauer von den Wiekhäusern erfolgen konnte. Ein zusätzlicher Effekt ist die stabilisierende Wirkung der Mauer durch die Wiekhäuser.
Zwei Mauertürme
"Eulenturm" in Templin
"Eulenturm" in Templin
Zwei der Wiekhäuser wurden zu Türmen umgebaut: Der Eulenturm (auch Hungerturm genannt) diente als Gefängnis, in dem anderen Turm wurde das Schießpulver gelagert. Dieser im gegen Ende des 14. Anfang des 15. Jahrhundert aus einem Wiekhaus entstandene Pulverturm besteht aus Backsteinmauerwerk mit massiv gemauertem Kegeldach. Deutlich ist die Baunaht am Pulverturm zu erkennen.
Drei Stadttore
Ursprünglich handelte es sich bei den drei Stadttoren wahrscheinlich um zweigeschossige Torhäuser in Feldsteinmauerwerk; im Innern des zum Museum ausgebauten Prenzlauer Tores kann man entsprechende Reste noch erkennen. Später wurden die Türme erhöht: die heute vorhandenen Tortürme entstanden bei der um 1325 durchgeführten Modernisierung der Befestigung.
"Alle drei Tortürme, in Backsteinmauerwerk und mit Feldsteinsockel, zeigen den Typ des mehrgeschossigen Turmes über der Durchfahrt, abgeschlossen durch Satteldach zwischen Stadt- und Feldseitengiebel; es sind die frühesten greifbaren Beispiele des im späteren 14. und 15. Jahrhunderts in Norddeutschland so verbreiteten, bürgerlichen Repräsentationsabsichten breiten Raum lassenden Torturmes mit Stadt- und Feldseitengiebelabschluss." (Dehio)
"Alle drei Tortürme, in Backsteinmauerwerk und mit Feldsteinsockel, zeigen den Typ des mehrgeschossigen Turmes über der Durchfahrt, abgeschlossen durch Satteldach zwischen Stadt- und Feldseitengiebel; es sind die frühesten greifbaren Beispiele des im späteren 14. und 15. Jahrhunderts in Norddeutschland so verbreiteten, bürgerlichen Repräsentationsabsichten breiten Raum lassenden Torturmes mit Stadt- und Feldseitengiebelabschluss." (Dehio)
Das Mühlentor (auch Lychener Tor)
Der Mühlentorturm ist das älteste Beispiel dieser Toranlagen: über der Tordurchfahrt aus Feldstein befindet sich ein zweigeschossiger Backsteinaufbau. Die Geschosse werden durch Palmettenfriese aus gebrannten Tonplatten voneinander getrennt. Die Stadtseite wird außerdem durch Blenden gegliedert. Auf der Feldseite befinden sich hohe Pfeilervorlagen für ein Fallgatter, die durch einen Spitzbogen miteinander verbunden sind. Darüber befindet sich in Höhe des Giebelansatzes die zinnengeschützte Wehrplattform.
Ganz ähnlich, allerdings um ein Geschoss höher, zeigt sich das
Berliner Tor
Über der Tordurchfahrt, die auch hier noch vom Vorgängerbau stammt, erhebt sich der dreigeschossige Backsteinaufbau. Die Stadtseite wird durch repräsentative Blenden geschmückt, an der Feldseite finden wir ebenfalls die hohen, durch Spitzbogen verbundenen Pfeilervorlagen für das Fallgatter mit der darüberliegenden mit Zinnen versehenen Plattform.
1860 wurde ein Erker zur Aufnahme einer Hebevorrichtung angebaut, um hier Getreide einzulagern.
1860 wurde ein Erker zur Aufnahme einer Hebevorrichtung angebaut, um hier Getreide einzulagern.
Das Prenzlauer Tor
Das Prenzlauer Tor ist eine Doppeltoranlage mit Vortor, Zwinger und dem Torturm des Haupttores. Die Zwingermauern verbinden Vor- und Haupttor. Sie sind heute überdacht, denn die gesamte Toranlage wird vom Prenzlauer Museum genutzt. Im Museum kann man auch den ursprünglichen Feldsteinsockel des Haupttores noch erkennen. Über der Durchfahrt erhebt sich der dreigeschossige Torturm, der im oberen Bereich sowohl an den Giebeln als auch seitlich durch Blenden geschmückt wird.
Auch das Vortor wird im Obergeschoss durch Blenden geschmückt, seine zwei Durchfahrten stellen eine Besonderheit dar.
Spätere Tore
Die drei Stadttore waren lange Zeit die einzigen Zugänge in die Stadt, da verwundert es nicht, wenn später aus verkehrstechnischen Gründen weitere Mauerdurchbrüche erfolgten. So entstanden das Töpfertor, das Webertor (1820), das Eichwerdertor und das Schultor (1909), um einen bequemeren und schnelleren Zugang zum Wasser und zur Bürgerschule zu erhalten.
Rundgang um die Stadtmauer - innen und außen
Stadtmauer in Templin
Der Rundgang um die Stadtmauer in Templin lohnt aus mehreren Gründen: Zum einen ist es die eigentliche wehrtechnische Anlage aus Mauer, halbrunden Wiekhäusern und Toren bestehend, zum anderen ist es die bunte Vielfalt der Feldsteine, die das Herz eines jedes Steinfreundes höher schlagen lässt. Und beim aufmerksamen Betrachten findet man in der Mauer sogar einen verbauten bronzezeitlichen Mahlstein... Beim Rundgang wird auch die Bedeutung der Mauergasse klarer, sie war für die schnelle Bewegung der Verteidiger erforderlich, da die wehrganglose Mauer effektiv nur von den Plattformen der Wiekhäuser verteidigt werden konnte.
An einigen Stellen geben Tafeln hilfreiche Informationen zu den einzelnen Bauteilen.
Nehmen Sie sich Zeit für Templin! - Es gibt noch mehr zu entdecken!
nach Wittstock (Dosse)