Quedlinburg - Teil 2: Krypta und Portal der Wipertikirche


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Wipertikirche, Krypta
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Informationstafel
Lange Zeit wurde angenommen, dass die geradezu archaisch wirkende Krypta der Wipertikirche in Quedlinburg aus karolingischer Zeit stammt. Letzlich mussten diese Annahmen korrigiert werden, die in den 1950er Jahren durchgeführten Untersuchungen lassen für die Krypta statt dessen die ottonische Zeit wahrscheinlich werden. Doch sei es wie es sei, diese altertümliche Krypta übt eine ganz besondere Faszination auf den Besucher aus. Auf der Informationstafel neben der Kirche kann man Näheres zur Geschichte der Basilika St. Wiperti erfahren:

Informationstafel: Basilika St. Wiperti, Quedlinburg
um 850 Das Kloster Hersfeld baut seinem Patron St. Wigbert eine kleine Kirche auf dem Gelände an
der heutigen Wipertikirche. Von diesem Bau ist nichts erhalten.
902-912 Das Gelände an der heutigen Wiperikirche gelangt in den Besitz von Herzog Otto dem Erlauch-
ten, Vater von König Heinrich I. Nach 919 wird es zum Königshof der Ottonen ausgebaut. Zur
Zeit Heinrichs I. (919-936) existiert auf diesem Königshof eine kleine Saalkirche, deren
Fundamente 1956 unter der Wipertikirche nachgewiesen werden konnten.
nach 936   Das Chorherrenstift St. Jakobus und Wigbertus zieht auf den Königshof um. Die Pfalzfunk-
tion bleibt erhalten. Um 950 erfolgt der Neubau einer kreuzförmigen Basilika, von der noch
die Umfassungsmauern des Sanktuariums als heutige Außenmauern der Krypta, einige Funda-
mente und Teile der Nordwand des Chores stehen.
um 1000 In das ottonische Sanktuarium wird eine 8 x 6 m große dreischiffige Krypta eingebaut, die
durch einen schmalen, tonnengewölbten Vorraum von Westen aus zu betreten ist. Die Sei-
tenschiffe der Krypta umschließen das mit einer offenen Apsis geschlossenen Mittelschiff.
Als Baumaterial dienen zum Teil Spolien wie Teile von älteren Grabsteinen. Der nördliche
Architrav im südlichen Seitenschiff besitzt Reste eines Schmuckbandes aus Stuck. Vier
Säulen tragen seltene Pilzkapitelle, die denen in der Krypta der Stiftskirche St. Servatius
in Quedlinburg ähneln.
um 1148 Das Chorherrenstift wird in ein Prämonstratenserkloster umgewandelt. Bau der heute erhal-
tenen, querhauslosen Pfeilerbasilika unter Beibehaltung der Krypta.
1336 Zerstörung des Dachstuhles und der Türme der Kirche durch aufgebrachte Bürger.
um 1423 Anbau des gotischen Ostschlusses der Kirche und Errichtung des heutigen Dachwerkes.
1547 Auflösung des Klosters, nachdem es im Bauernkrieg verwüstet worden war. Die Wiperti-
kirche wird evangelische Pfarrkirche.
1812 Die evangelische Gemeinde zieht nach St. Servatius auf den Burgberg um. Der Pächter des
Wipertigutes kauft die Kirche und nutzt sie als Scheune. Die Krypta bekommt einen Zugang
von Osten und dient als Milchkeller.
1954 Die katholische St. Mathildengemeinde übernimmt die Kirche zum Aufbau und zur gottes-
dienstlichen Nutzung. Das Institut für Denkmalpflege Halle leitet die Restaurierungs-
arbeiten.
Sehenswert sind der romanische Taufstein aus Rieder (um 1300) mit modernen Ergänzungen
von Sockel und Deckel sowie das romanische Stufenportal, 1956 in das südliche Seitenschiff
eingebaut wurde. Es gehörte zu der verschwundenen dritten ottonischen Kirche Quedlinburgs,
der Marien-Klosterkirche auf dem Münzenberg.
Textquelle: Informationstafel St. Wiperti


Die Krypta der Wipertikirche

Die Krypta wurde also offenbar um 1000 nachträglich in die ottonische Kirche eingefügt. Sie besteht aus einem dreischiffigen kleinen Raum, wobei die Seitenschiffe als Umgang um das mittlere Schiff herumgeführt werden. Teilweise wurden für den Bau ältere Spolien (wiederverwendete Teile) benutzt, an einigen lassen sich altertümliche Schriftzeichen  (Grabsteinfragmente) entdecken. Bei den Stützen wechseln sich kräftige Pfeiler mit Säulen mit Pilzkapitellen ab, in der Mitte des Umgang befindet sich ein viereckiger Pfeiler mit einem antikisierenden ionischen Kapitell zwischen den vier Säulen des Umgangs.

Die Krypta der Wipertikirche
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Das Südportal der Wipertikirche

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Südseite von St. Wiperti mit romanischem Portal
Das romanische Portal an der Südseite der Wipertikirche stammt ursprünglich von der Kirche des Marienklosters auf dem Münzenberg. Dieses Kloster wurde 986 von Mathilde, der ersten Äbtissin des Damenstifts St. Servatius und Tochter Ottos I. gegründet. Doch von dem Kloster auf dem Münzenberg sind nur wenige Reste erhalten, nach dem Bauerkrieg verfiel die Anlage, Brände und Abbruch taten ein übriges, das Gelände wurde vollständig überbaut. So ist in einigen der Häuser auf dem Münzenberg in den Kellergewölben aufgehendes Mauerwerk aus ottonischer Zeit überkommen. Wenigstens wurde das aus dem 13. Jahrhundert stammende spätromanische Portal geborgen und 1956 endgültig an die Wipertikirche versetzt. Die Bronzetür ziert ein interessanter Türgriff.


Romanisches Stufenportal, St. Wiperti
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Um von St. Wiperti zurück zum Schlossberg  
und zur Stiftskirche zu kommen, lohnt sich ein
kleiner Schlenker durch den Brühl (eine Park-
bzw. Gartenanlage mit schönem Baumbestand)  
und den daran anschließenden Abteigarten.
Mit ein bisschen Glück blüht und grünt es
hier in besonderer Weise...
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