Romanische Portale und Kapitelle in Sachsen-Anhalt: Magdeburg - Teil 2

Romanische Kapitelle im Magdeburger Dom *)

*) Die Überschrift ist so nicht ganz richtig, denn die Kapitelle befinden sich nicht im Dom sondern im südlichen Kreuzgangflügel des Domes

Dom zu Magdeburg - im Kreuzgang
Bild "MD_Dom_Kreuzgang1_07.jpg"Bild "MD_Dom_Kreuzgang1_08.jpg"Bild "MD_Dom_Kreuzgang1_09.jpg"

Bild "MD_Dom_Kreuzgang1_01.jpg"Bild "MD_Dom_Kreuzgang1_02.jpg"
Im Jahr 1207 wurde der alte romanische Dom in Magdeburg durch ein Feuer so beschädigt, dass ein Neubau beschlossen und ab 1209 ausgeführt wurde. Dieser Neubau, der heutige Magdeburger Dom, gilt als erster Monumentalbau des aus Frankreich stammenden gotischen Stiles auf deutschem Boden. Der neue gotische Dom ist von gewaltigen Dimensionen und dass sich hier ganz bewusst von den alten Strukturen abgewandt wurde, zeigt auch die gegenüber dem alten Dom veränderte Längsausrichtung des Gebäudes. Auch drei der vier Kreuzgangflügel wurden neu errichtet, wohingegen der romanische südliche Kreuzgangflügel beibehalten wurde. So erklärt sich der ungewöhnliche trapezförmige Grundriss des Kreuzganges. Die stille Atmosphäre dieses Ortes setzt sich eindrucksvoll ab gegen das hektische Treiben der Großstadt wenige Meter entfernt auf dem Breiten Weg. Es ist eine Oase der Ruhe - und wenn man langsam den alten Südflügel aufmerksam durchschreitet, fühlt man sich beim Betrachten der alten Säulen in längst vergangene Zeiten versetzt...

Dom zu Magdeburg - südlicher Kreuzgangflügel
Bild "MD_Dom_Kreuzgang1_03.jpg"Bild "MD_Dom_Kreuzgang1_04.jpg"
Bild "MD_Dom_Kreuzgang1_06.jpg"Bild "MD_Dom_Kreuzgang1_05.jpg"

Das folgende Textzitat (kursiv) aus dem Jahre 1863 (C. L. Brandt: Der Dom zu Magdeburg. Eine Jubelschrift zur Feier seiner 500jährigen Weihe) beschreibt den Kreuzgang, in dessen Südflügel man die altertümlichen romanischen Säulen mit ihren Kapitellen entdecken kann:

Dom zu Magdeburg - im südlichen Kreuzgangflügel
Bild "MD_Dom_Kreuzgang2_01.jpg"Bild "MD_Dom_Kreuzgang2_02.jpg"Bild "MD_Dom_Kreuzgang2_03.jpg"Bild "MD_Dom_Kreuzgang2_04.jpg"
Bild "MD_Dom_Kreuzgang2_05.jpg"Bild "MD_Dom_Kreuzgang2_06.jpg"Bild "MD_Dom_Kreuzgang2_07.jpg"Bild "MD_Dom_Kreuzgang2_08.jpg"

Der Kreuzgang

Bild "MD_Dom_Kreuzgang3_01.jpg"
"(...) Der ganze Kreuzgang trägt den Baustil von drei verschiedenen Zeiten an sich. Die Südseite ist die älteste, sie gehört dem romanischen Baustile an, Gewölbe und Bögen bewegen sich im Halbkreis und haben im Kreuzgewölbe keine hervortretende Rippen. Die nach dem Klostergarten zu (nach dem Innenhof, hb) stehenden Arkadenpfeiler haben an den vier Ecken Halbsäulchen, welche sich unten entweder verlaufen oder mit einer Base versehen sind. Oben haben sie alle kleine Kapitelle. In jedem Bogen zwischen zwei Pfeilern stehen zwei Säulen und an jedem Pfeiler eine Halbsäule als Bogenträger, welche zwar den attischen Säulenfuß haben, worauf aber noch nicht die bekannte Blattverzierung ist. Der untere Wulst hat vielmehr eine Formation, als wäre er auf ein Tuch gelegt, dessen vier Zipfel von den Ecken des Plinthus herauf genommen und unter die Hohlkehle gebracht sind, eine Dekoration, welche der Blattverzierung, wie sie sich auf dem attischen Säulenfuß im Dom findet, voraufging. Die Säulen verjüngen sich nach oben bedeutend, und jedesmal die eine von den beiden, welche die Bogenfüllung tragen, ist im Schafte durch Kannelierung oder Auflegung von verschiedenen zum Teil sehr geschmackvollen Ornamenten geziert. Liegt hier Symbolik zum Grunde? Sind die glatte und verzierte Säule Nachbilder der beiden vor dem salomonischen Tempel stehenden Säulen Jachin und Boas (1 Kön. 7, 15-21; 2 Chr. 3, 17)? Beide Säulen spielten übrigens auch in der Geheimlehre und Symbolik der Steinmetzhütte eine bedeutende Rolle, wie denn im Dom zu Würzburg sie aus alter Zeit noch erhalten sind."

Kapitelle im südlichen Kreuzgangflügel
Bild "MD_Dom_Kreuzgang3_02.jpg"Bild "MD_Dom_Kreuzgang3_03.jpg"Bild "MD_Dom_Kreuzgang3_04.jpg"Bild "MD_Dom_Kreuzgang3_05.jpg"Bild "MD_Dom_Kreuzgang3_06.jpg"
Bild "MD_Dom_Kreuzgang3_07.jpg"Bild "MD_Dom_Kreuzgang3_08.jpg"Bild "MD_Dom_Kreuzgang3_09.jpg"Bild "MD_Dom_Kreuzgang3_10.jpg"Bild "MD_Dom_Kreuzgang3_11.jpg"
Bild "MD_Dom_Kreuzgang3_12.jpg"Bild "MD_Dom_Kreuzgang3_13.jpg"Bild "MD_Dom_Kreuzgang3_14.jpg"Bild "MD_Dom_Kreuzgang3_15.jpg"Bild "MD_Dom_Kreuzgang3_16.jpg"
Bild "MD_Dom_Kreuzgang3_17.jpg"Bild "MD_Dom_Kreuzgang3_18.jpg"Bild "MD_Dom_Kreuzgang3_19.jpg"Bild "MD_Dom_Kreuzgang3_20.jpg"Bild "MD_Dom_Kreuzgang3_21.jpg"
Bild "MD_Dom_Kreuzgang3_22.jpg"Bild "MD_Dom_Kreuzgang3_23.jpg"Bild "MD_Dom_Kreuzgang3_24.jpg"Bild "MD_Dom_Kreuzgang3_25.jpg"Bild "MD_Dom_Kreuzgang3_26.jpg"
Bild "MD_Dom_Kreuzgang3_27.jpg"Bild "MD_Dom_Kreuzgang3_28.jpg"Bild "MD_Dom_Kreuzgang3_29.jpg"Bild "MD_Dom_Kreuzgang3_30.jpg"Bild "MD_Dom_Kreuzgang3_31.jpg"
Bild "MD_Dom_Kreuzgang3_32.jpg"Bild "MD_Dom_Kreuzgang3_33.jpg"Bild "MD_Dom_Kreuzgang3_34.jpg"Bild "MD_Dom_Kreuzgang3_35.jpg"Bild "MD_Dom_Kreuzgang3_36.jpg"


Bild "MD_Dom_Kreuzgang4_01.jpg"Bild "MD_Dom_Kreuzgang4_02.jpg"
"Die Kapitelle, denen das Kämpfergesims fehlt, sind sehr verschieden. Einige derselben haben noch ganz die bekannte Kubusform, welche sich bis zum Jahre 1200 neben späteren Formationen erhielt, und sind mit sehr einfachen Linienornamenten belegt; an anderen treten die Arabeskenverzierungen stark heraus und noch andere sind mit animalischen Figuren versehen. So sitzt auf einem Kapitell ein Affe unter einem Baumzweig; an einem andern liegt auf einem gefallenen Hirsch ein denselben zerfleischendes Raubtier (der gläubige Christ verfolgt vom bösen Feinde), an einem dritten steckt ein Vogel seinen Schnabel und Kopf in den offenen Rachen eines vierfüßigen Tieres, also wahrscheinlich eine Darstellung der bekannten Tierfabel vom Wolf und Kranich: dieser zieht jenem einen Knochen aus dem Schlunde, wofür er mit Undank belohnt wird. Auffallen darf es dabei nicht, dass diese kleinen Darstellungen noch von großer Unbehilflichkeit der Arbeiter zeugen, denn die plastische Kunst stand im Mittelalter noch auf einer niedrigen Stufe, als die Tierfabel schon sehr ausgeprägt war.
Alles Vorhergehende zusammengehalten führt zu dem Schlusse, dass der südliche Teil des Kreuzganges nicht, wie man früher behauptete, von dem alten Moritzkloster, erbauet 937, herstammt, sondern vom Erzbischof Norbert ungefähr um 1130 gebauet wurde. (...)"

Kapitelle im südlichen Kreuzgangflügel
Bild "MD_Dom_Kreuzgang4_03.jpg"Bild "MD_Dom_Kreuzgang4_04.jpg"Bild "MD_Dom_Kreuzgang4_05.jpg"Bild "MD_Dom_Kreuzgang4_06.jpg"Bild "MD_Dom_Kreuzgang4_07.jpg"
Bild "MD_Dom_Kreuzgang4_08.jpg"Bild "MD_Dom_Kreuzgang4_09.jpg"Bild "MD_Dom_Kreuzgang4_10.jpg"Bild "MD_Dom_Kreuzgang4_11.jpg"Bild "MD_Dom_Kreuzgang4_12.jpg"
Bild "MD_Dom_Kreuzgang4_13.jpg"Bild "MD_Dom_Kreuzgang4_14.jpg"Bild "MD_Dom_Kreuzgang4_15.jpg"Bild "MD_Dom_Kreuzgang4_16.jpg"Bild "MD_Dom_Kreuzgang4_17.jpg"

Textquelle:
C. L. Brandt: Der Dom zu Magdeburg. Eine Jubelschrift zur Feier seiner 500jährigen Weihe, Magdeburg, Verlag von Emil Baensch, 1863
Digitalisiert von Google
(die Rechtschreibung des Textes wurde leicht angepasst, hb)

oder
Bild "0_up.png"
Bild "0_next.png"
in die Altmark