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Fassaden, Portale und Kapitelle im Poitou und in der Saintonge (Frankreich)
Romanische Kapitelle und Portale in Poitiers - Teil 2
Poitiers ist eine so geschichtsträchtige Stadt, dass man aufgrund der Highlights Gefahr läuft, die kleineren Sehenswürdigkeiten zu übersehen. So zum Beispiel
Les Trois Piliers - Die drei Säulen
Was hat es damit auf sich? Zum Glück klärt uns eine Tafel an der Hauswand auf:Dabei handelt es sich um den letzten Rest von ursprünglich drei Säulen aus romanischer Zeit, die am Rande der Stadt bei der Kirche Saint-Hilaire als Pranger dienten. Später firmiert das beste Hotel der Stadt unter dem Banner der "Drei Säulen". Bis 1750 sind die in die Mauer eingearbeiteten Säulen noch vorhanden, später werden zwei zerstört. Die dritte wird schließlich 1940 aus der Fassade des Hotels entfernt.
Das Portal der Kirche St-Porchaire
Der Turm der Kirche St-Porchaire ragt in die Fußgängerzone hinein und bildet so einen schönen Blickfang. Das Eingangsportal der Kirche wird links und rechts von je zwei gedrungenen Säulen gerahmt, die figürliche (Doppel-) Kapitelle tragen. Das linke Kapitell zeigt zwei Löwen und Vögel, die aus einem hohen Kelch trinken. Das rechte Kapitell zeigt den Propheten Daniel in der Löwengrube. Über dem Portal befindet sich ein stark beschädigtes Relief mit der Darstellung der Majestas domini, wobei Christus von den Symbolen der vier Evangelisten umgeben wird. Am Turm kann man in der Höhe an den Konsolen des Gesimses verschiedene Masken und Tierdarstellungen entdecken.
Doppelkapitell links
Eine direkt am Eingang platzierte Informationstafel klärt über die Kirche St-Porchaire auf, ihr (französischer) Text (im Kasten unten) sei in kurzen Stichpunkten auf deutsch hier wiedergegeben:
Der hl. Porchaire lebte im 6. Jahrhundert und wurde schon zu Lebzeiten verehrt. Er starb um 600. Ende des 9. Jh. wurde die Kirche gebaut, in der die Reliquien des Porchaire in die Krypta verbracht wurden. Im 11. Jh. wurde der Glockenturm gebaut, 1509/09 wurden das romanische Kirchenschiff und der Chor durch einen gotischen Neubau ersetzt. 2012 erfolgte eine umfassende Restaurierung von Turm und Glocke.
Eine Tafel vor demEingang informiert über die Kirche, der Text der Tafel (in Französisch) soll deshalb abschließend hier wiedergegeben werden:
Konsolen und Kapitelle von St-Hilaire-le-Grand
St-Hilaire, Ostansicht
In der Kirche St-Hilaire werden die Reliquien des heiligen Hilarius aufbewahrt, dadurch wurde die Kirche ein wichtiger Wallfahrtsort auf dem französischen Jakobsweg. Sie gehört zum UNESCO-Welterbe des französischen Jakobsweges. Die große romanische Kirche wurde im 11. Jahrhundert über einem ursprünglich merowingischen Bau errichtet. Im 12. Jahrhundert wurde die Kirche mit einem steinernen Gewölbe versehen, dabei wurden aus statischen Gründen in dem breiten Mittelschiff zwei kleinere Schiffe abgetrennt, so dass der (siebenschiffige) Innenraum heute einem Säulenwald gleicht.
St-Hilaire, Radialkapellen
St-Hilaire, Konsole
Doch wir bleiben noch einen Moment an der Chorpartie im Osten, denn auch diese stellt eine Besonderheit dar: der Umgangschor besitzt vier Radialkapellen (statt einer sonst ungeraden Zahl von drei oder fünf). Das Bodenniveau außen ist heute höher als im Mittelalter, so erscheint bei der Ansicht der schönen Chorpartie von Osten die Kirche eingetieft. Der äußere Kapellenkranz und die beiden Apsiden des Querhauses werden durch Halbsäulen aufwändig gegliedert und durch Konsolen und einen Fries unterhalb des Dachansatzes geschmückt.
Im Innern von St-Hilaire
Während der französischen Revolution wurde das Langhaus weitgehend zerstört. Zwar wurde es in den Jahren 1869-75 wieder aufgebaut, dabei allerdings um zwei Joche gekürzt. Trotzdem wirkt der großartige Innenraum noch immer monumental. An einigen Stellen haben sich romanische Wandmalereien erhalten.
Die figürlichen Kapitelle gehören mit zu den ältesten Zeugnissen der Bildhauerei in der Region. An einem Pfeiler des Querhauses wird im Kapitell der Tod des Hilarius dargestellt. (1)
Die figürlichen Kapitelle gehören mit zu den ältesten Zeugnissen der Bildhauerei in der Region. An einem Pfeiler des Querhauses wird im Kapitell der Tod des Hilarius dargestellt. (1)
"Der Tod des Hilarius"
Kapitelle
Der sterbende Hilarius liegt auf dem Bett, die Brüder wachen bei ihm. Schließlich wird seine Seele von Engeln direkt in die Hand Gottes emporgehoben.
Eindrucksvoll präsentieren sich die acht hohen Säulen mit glatten Schäften und teilweise farbigen Kapitellen im Chor. Das Niveu des Fußbodens liegt höher, um der Krypta darunter Platz zu geben. Mit dem Blick auf den Altar und von hier aus nach Westen in das Langhaus verlassen wir jetzt die bemerkenswerte Kirche.
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Quellen und Literatur:
(1) Thorsten Droste, Das Poitou, DuMont Buchverlag Köln, 1984, 5. Aufl. 1993, S. 99f.
(1) Thorsten Droste, Das Poitou, DuMont Buchverlag Köln, 1984, 5. Aufl. 1993, S. 99f.
nach Saintes