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Gotische Portale in Mühlhausen, Thüringen
Die Marienkirche in Mühlhausen
Mühlhausen in Thüringen
Westportal
Die thüringische Stadt Mühlhausen bietet ein einzigartiges Bild mittelalterlicher Bausubstanz. Stadtmauer, Türme, Tore und Kirchen sind sehenswert. Die ehemalige Freie Reichsstadt Mühlhausen ist auch eng mit den Ereignissen des Bauernkrieges verbunden (Einsetzung des "Ewigen Rates"), Thomas Müntzer wirkte hier als Prediger.
Mit 87 Metern Höhe ist der Turm der Marienkirche in Mühlhausen der höchste Kirchturm Thüringens, die Kirche selbst ist nach dem Erfurter Dom das zweitgrößte Gotteshaus in diesem Bundesland.
Mit 87 Metern Höhe ist der Turm der Marienkirche in Mühlhausen der höchste Kirchturm Thüringens, die Kirche selbst ist nach dem Erfurter Dom das zweitgrößte Gotteshaus in diesem Bundesland.
Südportal am Querhaus
Berühmt ist die einzigartige Gestaltung des Südportals am Querhaus der Marienkirche. Das breite und reich profilierte Gewändeportal öffnet sich zum Steinweg (der hier allerdings An der Marienkirche heißt), einer der alten Hauptstraßen der Stadt, und ist der repräsentative Hauptzugang der Kirche. Die ursprünglichen Gewändefiguren am Portal wurden während des Bauernkrieges zerstört und erst um 1900 wiederhergestellt. Zu dieser Zeit wurde die Kirche wie andere mittelalterliche Großbauten in Deutschland sozusagen "fertiggestellt", 1903 ist der Mittelturm vollendet worden. Die Marienkirche ist säkularisiert, in ihr finden heute Konzerte und Ausstellungen statt.
Das Südportal am Querhaus der Marienkirche zu Mühlhausen
Paulus u. Petrus
Südportal am Querhaus
Die Skulpturen des Südportals stellen in der Mitte "... Maria als Magd Gottes (dar), links die Apostel Matthäus, Johannes, Paulus und Petrus und rechts die Propheten Daniel, Ezechiel, Jesaja und Jeremia". (1) Die Figuren stammen von Ferdinand Riedel (1863-1912), einem der "bedeutendsten der im Stile der Neugotik historisierenden Bildhauer" ... Bei den Propheten des Südportals der Marienkirche lehnte er sich an die Propheten des Mittelportals an der Westfront des Straßburger Münsters (um 1300), bei den Aposteln an die Figuren des 1682 abgebrochenen Lettners derselben Kirche an." (1)
(1) Nach dem Text auf einer Informationstafel der Ausstellung im Turm
Tympanon des Südportals
Im Bogenfeld über dem Türsturz wird die Kreuzigungsszene dargestellt, links und rechts neben dem Gekreuzigten trauern Maria und Johannes. Zwei Engel halten Sonne und Mond in ihren Händen.
Südportal am Querhaus
Über dem Portal befindet sich eine Bogengalerie mit einer Art Balkon, genauer: einem unzugänglichen Scheinaltan. Über dessen Brüstung beugen sich vier Gestalten zu ihrem imaginären Publikum, gerade so, als ob sie die Huldigung der Menge entgegennehmen wollten. In der Tat handelt es sich bei den beiden mittleren Figuren um Kaiser Karl IV. und seine Gemahlin Elisabeth sowie an den Seiten um eine weitere Dame und einen Herrn des Hofes.
Altan mit Figuren
Dargestellt wird hier die jährliche Huldigung des Rates der Stadt Mühlhausen an den Kaiser. Ob die tatsächlich jedes Jahr so stattfand, ist nicht bekannt. Doch die exponierte Darstellung der profanen Huldigungszeremonie an einem Kirchengebäude stellt eine absolute Besonderheit dar. Weltliche Figuren sind an Kirchengebäuden sonst eher selten anzutreffen.
Die vier Figuren sind übrigens nicht vollständig ausgebildet, nur der wirklich sichtbare Teil ist tatsächlich vorhanden und an der Brüstung befestigt.
Darüber, zwischen den drei Fenstern der zurückspringenden Querhauswand über dem Altan, sind vier weitere Skulpturen angebracht: Die heiligen drei Könige beten Maria mit dem Kind an.
Und oben im abschließenden Treppengiebel thront Christus in der Mandorla als Weltenrichter. Unter ihm sind Verdammte zu erkennen, neben ihm knieen Maria und Johannes, die für die armen Seelen bitten (Deesis - Fürbitte). Engel künden den Tag des Gerichts an.
Dieser außergewöhliche Zyklus ist als Einheit zu sehen. "Der Kaiser und sein Hof 'erscheinen' unter den Bildern der Ankunft des Gottessohnes, der Epiphanie, und seiner Wiederkehr am Jüngsten Tag, der Parusie, als anschaubarer Ausdruck der ewigen Herrschaft Christi, in dessen Dienst und Vertretung der Imperator handelt. Dieser in frühmittelalterlicher Tradition stehende Bedeutungszusammenhang entsprach Karls IV. politischer Bemühung um eine Erneuerung christköniglicher Reichsherrschaft." (2)
(2) Ernst Badstübner: St. Marien in Mühlhausen, Verlag Schnell & Steiner, Regensburg 2008
Die Gipsmodelle der um 1900 ergänzten Skulpturen blieben erhalten und werden in der Turmausstellung präsentiert:
Das Nordportal am Querhaus der Marienkirche zu Mühlhausen - das Jungfrauenportal
Nordportal
Das Nordportal bekam seinen Figurenschmuck erst während der Ausgestaltung und der Bauarbeiten um 1900. Darüber informiert die Ausstellung im Turm der Kirche. Hier kann man auch aus nächster Nähe die originalen Modelle der um 1900 geschaffenen Figuren betrachten.
Das Gewände des Nordportals ist links und rechts mit je drei Klugen und Törichten Jungfrauen geschmückt, in der Mitte begegnet uns Christus als Savator mundi.
Das Gewände des Nordportals ist links und rechts mit je drei Klugen und Törichten Jungfrauen geschmückt, in der Mitte begegnet uns Christus als Savator mundi.
Christus - "Le Beau Dieu"
In der erwähnten Ausstellung erfährt man außerdem den Namen des Künstlers Leonhard Herzog (1863-1915), der seinerzeit zu den maßgebenden Bildhauern Nürnbergs gehörte. Von ihm stammt u. a. die 1903 angefertigte Kopie des Schönen Brunnens auf dem Nürnberger Hauptmarkt.
"Für die Jungfrauen des Nordportals der Marienkirche (in Mühlhausen) benutzte er das Brautportal an der Nordseite der Sebalduskirche in Nürnberg als Vorbild; der Christus geht auf die Gestalt des 'Beau Dieu' (*) der nordfranzösichen Bildhauerschulen zurück." So ist es auf einer Tafel der Ausstellung zu lesen.
"Für die Jungfrauen des Nordportals der Marienkirche (in Mühlhausen) benutzte er das Brautportal an der Nordseite der Sebalduskirche in Nürnberg als Vorbild; der Christus geht auf die Gestalt des 'Beau Dieu' (*) der nordfranzösichen Bildhauerschulen zurück." So ist es auf einer Tafel der Ausstellung zu lesen.
(*) Der schöne Gott
Im Tympanon des Nordportales wird die Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies dargestellt:
Die Figuren des Nordportales kann man ebenfalls mit ihren Gipsmodellen vergleichen:
nach Meißen