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Westportal und Westfassade des Magdeburger Doms
Magdeburger Dom
Der Magdeburger Dom wurde in mehreren Bauabschnitten von 1209 bis 1520 errichtet. Er ist damit einer der (wenigen) mittelalterlichen Großbauten, die - trotz langjähriger Unterbrechungen - tatsächlich auch bis zum Beginn der Reformation fertiggestellt wurden. Begonnen wurde das gewaltige Bauwerk 1209 mit seinen östlichen Teilen des Chorbereichs, an den Westteilen wurde etwa ab 1250/1260 gebaut. (So müssen beispielsweise die Turmfundamente rechtzeitig gelegt werden, damit sie sich noch setzen können.)
Magdeburger Dom, Westfassade 2008
Das Westportal entstand etwa ab 1310, bei der Weihe des Domes 1363 waren das Portal und die Westfassade bis zur ersten Galerie fertiggestellt. Danach folgte eine über hundertjährige Baupause, erst ab 1477 wurde weitergebaut und konnten die Türme sowie der obere Zwischenbereich bis 1520 vollendet werden. Diese Jahreszahl ist über der Tür der obersten Galerie des Nordturms eingehauen.
Türme und Fassade wurden bis Anfang 2013 umfangreich saniert, im Mai 2013 fielen die letzten Gerüste und man kann sich nun wieder ungehindert an diesem großartigen Bauwerk erfreuen.
Das Westportal des Magdeburger Domes
Das Westportal mit seinem fein abgestuften Gewände befindet sich zwischen zwei Strebepfeilern. Das Bogenfeld über den beiden Eingängen wird von Maßwerkfenstern durchbrochen.
Am Mittelpfeiler steht die Figur des in Magdeburg hochverehrten ersten deutschen Kaisers, Otto I., mit seinen Insignien Reichsapfel, Szepter und Krone. Körper und Gesicht zeigen (besonders von der Seite) frauliche Züge und sind für einen Herrscher eigentlich untypisch, möglicherweise wurde hier eine ältere Figur (Hl. Katharina?) umgearbeitet. Die Konsolen an den Türstürzen zeigen Pelikan und Löwe als Symbole der aufopfernden Liebe und des auferstandenen Christus.
An den Strebepfeilern befinden sich links und rechts im Portalbereich je 5 Wasserspeier, wobei die fünf Wasserspeier links durch ihre Art und helle Färbung besonders auffallen - sie sind neu ...
Von Kornelia Thümmel stammen drei allegorische Figuren: "Falschheit" - ein Ziegenbock mit Maske, "Hast" - ein vielbeiniges, katzenähnliches Fabelwesen und "Hochmut" - eine Art Löwe mit Geldbeutel, in dem Menschen stecken. Marcus Golter schuf den Cerberus, einen furchterregenden Höllenhund und von Martin Roedel stammt der Flughund, ein Drache. Und dann gibt es am Strebepfeiler noch einen geheimnisvollen Zeitgenossen, über den man jedoch nur spekulieren kann ... Ist es vielleicht das Portrait des Spenders? Schließlich wurde das Wasserspeier-Projekt durch eine großzügige Spende finanziert. (Quelle: Pressemitteilung Nr. 15/12, Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt)
Bei der Bombardierung Magdeburgs während des zweiten Weltkrieges wurde auch der Dom in Mitleidenschaft gezogen. Im Januar 1945 traf eine Bombe die Westfassade und riss ein großes Loch. Dabei wurden auch Teile des Westportals beschädigt, Figuren und Wasserspeier zerstört.
Die Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt schrieb 2011 einen Wettbewerb für fünf neue Wasserspeier am Westportal aus. Kornelia Thümmel, Marcus Golter und Martin Roedel konnten mit ihren eingereichten Entwürfen die Jury überzeugen und wurden mit der Neugestaltung beauftragt. Für ihre Arbeit wurden sie mit dem Peter-Parler-Kreativpreis 2013 der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und dem Bundesverband der Deutschen Steinmetze ausgezeichnet.
In der Begründung heißt es: "Die Jury spricht der Arbeitsgemeinschaft von Kornelia Thümmel, Marcus Golter und Martin Roedel für die hohe Qualität ihrer Arbeit und die gute Abstimmung der Künstler untereinander einen Kreativpreis aus. Alle drei Bildhauer nahmen das Thema des Außenbaus – die mittelalterlichen Vorstellungen von der Dämonenabwehr – auf und gingen dabei weit über eine rekonstruktive Reparatur hinaus. Die kraftvollen, expressiven Skulpturen integrieren sich in erkennbar zeitgemäßer Formensprache in das Gesamtbild, ohne den Bestand zu 'überstrahlen', und erfüllen nebenbei ihren technischen Zweck: die Entwässerung des Portalbereichs."
(http://www.stone-ideas.com/2013/05/31/kurz-notiert-erhaltung-von-kulturgut-durch-die-steinmetze/)Die Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt schrieb 2011 einen Wettbewerb für fünf neue Wasserspeier am Westportal aus. Kornelia Thümmel, Marcus Golter und Martin Roedel konnten mit ihren eingereichten Entwürfen die Jury überzeugen und wurden mit der Neugestaltung beauftragt. Für ihre Arbeit wurden sie mit dem Peter-Parler-Kreativpreis 2013 der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und dem Bundesverband der Deutschen Steinmetze ausgezeichnet.
Auch die fünf Wasserspeier am rechten Strebepfeiler wurden einer Verjüngungskur unterworfen. Wie problematisch der Witterungseinfluss auf den Sandstein wirkt, zeigen die Aufnahmen vor der Restaurierung.
Der steile Wimperg über dem Portal ist aufwändig geschmückt und verrät zusammen mit dem seitlichen Harfenmaßwerk Straßburger Einfluss. Ein Vergleich des heutigen Zustandes mit älteren Aufnahmen zeigt die Leistungen der Dombauhütte, die die Schäden ausgebessert und die fehlenden Teile ersetzt hat.
Im Giebel des Wimpergs auf einer Konsole vor reichem Blendmaßwerk befindet sich die Statue des Hl. Mauritius. Mauritius und Katharina sind die beiden Schutzpatrone des Domes, insbesondere der Figur des Mauritius kann man im und am Dom mehrfach begegnen.
Das Westportal und die dahinterliegende Turmkapelle sind heute verschlossen, das Portal wird nur an höchsten Feiertagen (Ostern) oder zur Bischofseinführung geöffnet (siehe unten).
Der Mittelbau der Westfassade - eine grandiose Schauseite
Von 1477 bis 1520 wurden die Westfassade und damit der Dom unter den namentlich bekannten Baumeistern Kunzel Vrankenford, Heinrich Bethen und Bastian Binder fertig gestellt.
Christus und 10 (9) Apostel
Die schmucklosen und monumental wirkenden 3. Turmgeschosse betonen besonders den Mittelbau, über den sich der gotische Formenreichtum geradezu ergießt. Das hochgotische Fenstergeschoss enthält die Gestalt Christi und symmetrisch zu den Fenstern zehn weitere Apostelfiguren. Heute sind es nur noch neun Skulpturen, die Figur des Paulus wurde 1945 zerstört. "An diesem Fassadenstück wirkte ein Schüler Tilman Riemenschneiders, den Erzbischof Ernst Anfang des 16. Jahrhunderts nach Magdeburg berief. Von ihm sind die Apostel mit den charaktervollen Köpfen und spätgotischen Gewändern geschaffen." (Mrusek)
Petrus, Christus, Johannes
Christus steht als Weltenherrscher mit der Weltkugel hoch oben am mittleren Strebepfeiler. Links von ihm befinden sich (von links nach rechts) in der oberen Reihe die Apostel Andreas (mit Andreaskreuz), Bartholomäus (mit Messer) und Petrus (mit Schlüssel und Buch), in der unteren Reihe Jakobus der Ältere (mit Muschel, Hut, Tasche und Stab), die Figur des Paulus fehlt.
Rechts von Christus erkannt man in der oberen Reihe Johannes (mit Kelch), dann Philippus (mit Doppelkreuz) und Jakobus d. Jüngeren. In der unteren Reihe befinden sich Matthias (mit Lanze) und Matthäus (mit Beil).
Rechts von Christus erkannt man in der oberen Reihe Johannes (mit Kelch), dann Philippus (mit Doppelkreuz) und Jakobus d. Jüngeren. In der unteren Reihe befinden sich Matthias (mit Lanze) und Matthäus (mit Beil).
An den Konsolen der Apostelfiguren kann man die Wappen der Domherren (Stifter) erkennen.
Abgeschlossen wird der Mittelbau durch einen für Magdeburger Kirchen typischen Giebel mit Satteldach. Im Giebelfeld befinden sich die beiden Figuren der Schutzheiligen Mauritius und Katharina, darüber ist die Muttergottes im goldenen Strahlenkranz weithin sichtbar.
Westportal geöffnet:
Am 20. Oktober 2013 wurde das Westportal erstmals seit vielen Jahren wieder geöffnet. Feierlicher Anlass dafür war die vor 750 Jahren erfolgte Domweihe im Jahr 1363.
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