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Portale der Kathedrale von León
Kathedrale in León
Mit dem Bau der Kathedrale von León wurde um 1255 begonnen, sie gilt als eines der bedeutendsten Bauwerke der Gotik in Spanien. Vorbilder für Grundriss und Proportionen waren die entsprechenden Bauten in Frankreich (Reims), wie der Chor mit Umgang und Kapellenkranz oder die in große Fenster aufgelösten Wandflächen beispielhaft zeigen. Auch die großartige Dreiportalanlage der Westfassade orientiert sich "an dem damals bedeutendsten Vorbild, den Querhausportalen von Chartres." (Wikipedia)
Die Westfassade ist dagegen eigenständig und ohne Vorbild: Die beiden Türme befinden sich neben dem eigentlichen Langhaus und sind auch nur im unteren Bereich durch die Portalanlage (und mit den Strebebögen) mit diesem verbunden. Die Kathedrale ist der Muttergottes - Santa Maria de Regla - geweiht.
Die Westfassade ist dagegen eigenständig und ohne Vorbild: Die beiden Türme befinden sich neben dem eigentlichen Langhaus und sind auch nur im unteren Bereich durch die Portalanlage (und mit den Strebebögen) mit diesem verbunden. Die Kathedrale ist der Muttergottes - Santa Maria de Regla - geweiht.
Drei Portale der Westfassade
Die Westfassade öffnet sich in einem großen dreiteiligen Portikus (genaugenommen ist die Vorhalle sogar fünfteilig). Die Portalskulpturen sind durch die Vorhalle vor der Witterung geschützt und gut erhalten.
Das mittlere Portal (Portal der "Weißen Jungfrau" - Virgen Blanca)
"Virgen Blanca" am Portal
"Virgen Blanca" innen
Das Hauptportal ist ein Weltgerichtsportal, es ist auch als Portal der "Weißen Jungfrau" - Virgen Blanca - bekannt. Die "Weiße Jungfrau" am Trumeaupfeiler - sie hat die Bezeichnung nach der besonderen Steinfärbung - ist heute eine Kopie, die Originalfigur steht im Innern der Kathedrale in der Scheitelkapelle. Maria hält das segnende Jesuskind in ihrem Arm und tritt in deutlicher Anspielung auf ihre unbefleckte Empfängnis auf den Drachen. Die hervorragend gearbeitete Skulptur ist eines der Hauptwerke der damaligen Bildhauerkunst.
Das Tympanon stellt das Jüngste Gericht dar: der gekrönte Christus zeigt seine Wunden, ihm zur Seite tragen Engel die Passionswerkzeuge, in den Ecken knieen Maria und Johannes betend neben ihm und bitten für die Gerichteten.
Im Streifen darunter wird konkret vorgeführt, wie der Jüngste Tag abläuft: Erzengel Michael betätigt die Seelenwaage, doch die Teufel zu seiner Linken (vom Betrachter rechts) versuchen wie immer die Wägung zu manipulieren, denn sie wollen möglichst viele Seelen in die Hölle führen... Die dorthin Verdammten landen kopfüber in großen Kesseln, wo sie schmoren (ein kleiner Teufel facht mit dem Blasbalg das Feuer unter dem Kessel noch ordentlich an) oder ihnen werden von grausligen Dämonen mit riesigen Mäulern die Knochen zerknackt ...
Auf der anderen Seite herrscht hingegen blanke Freude und Seligkeit, hier ist offenbar die feine Gesellschaft versammelt - himmlische Musik ertönt - ja, es kommen eben nur "die Guten" in den Himmel...
Auf der anderen Seite herrscht hingegen blanke Freude und Seligkeit, hier ist offenbar die feine Gesellschaft versammelt - himmlische Musik ertönt - ja, es kommen eben nur "die Guten" in den Himmel...
Die Archivolten des Portals stellen Szenen der Auferstehung, verschiedene Heiligenfiguren und weitere Beispiele für die Qualen der Hölle dar, hier brodeln noch etliche Kessel.
Das linke (nördliche) Portal der Westfassade - Johannesportal
Das linke Portal - das Johannesportal - führt in das nördliche Seitenschiff und zeigt im Tympanon verschiedene Episoden aus dem Leben von Maria und Jesus:
In dem Bogenfeld des Tympanon werden die bekannten Geschichten erzählt: Die Heimsuchung (Maria besucht Elisabeth) ist zu sehen, die Geburt Jesu, die Verkündigung an die Hirten und darüber die Anbetung der Könige sowie die Flucht nach Ägypten. Sehr naturalistisch und dadurch besonders grausam in der Wirkung wird im oberen Register der bethlehemitische Kindermord dargestellt.
Eine lustige Schar tanzender Engel, die alles mögliche heranschleppen, ist auf dem unteren Register zu sehen: Sie scheinen voller Freude über die Geburt des Jesuskindes:
Desto brutaler ist der Mord an den unschuldigen Kindern:
Auch hier werden in den Archivolten eine Fülle von Details dargestellt - die Ältesten musizieren, Heilige und Propheten sind versammelt, Christus wird im Jordan getauft und noch vieles mehr ist zu erkennen.
Das südliche Portal der Westfassade - das Franziskusportal
Das rechte Portal der Westseite - es wird auch als Franziskusportal bezeichnet - thematisiert im Tympanon den Tod und die Krönung Marias. In den Archivolten kann man die klugen und die törichten Jungfrauen entdecken, aber auch verschiedenartig geflügelte Wesen - Engel und Seraphime (Wesen mit sechs Flügeln) tummeln sich hier.
Westvorhalle und Gerichtssäule
Westvorhalle
Die Vorhalle ist so gestaltet, dass die drei größeren Bögen noch durch zwei kleinere und steilere ergänzt werden, wodurch weitere Pfeiler möglich werden und die Vorhalle optisch leicht und durchlässig wirkt. Zwischen den Bögen des Nord- und des Hauptportals entsteht so ein zusätzlicher Raum, in dem sich die sogenannte "Gerichtssäule" befindet. Dabei handelt es sich um einen einzelnen freistehenden Pfeiler mit der Inschrift "Locus Appellationis" und den beiden Wappen von Kastilien und Leon. Dahinter, in der Tiefe des Raumes, thront die Figur des Königs Salomo, dessen richterliche Weisheit ja allgemein bekannt ist. Wahrscheinlich handelt es sich hier um eine Stelle, an der seit uralten Zeiten das Gericht angerufen und Recht gesprochen wurde.
Drei Portale am Querhaus der Südfassade
Die Portalanlage am Südquerhaus ist dem Heiligen Froilan, dem Schutzpatron von Leon, gewidmet. Die Figur des heiligen Froilan befindet sich am Trumeaupfeiler des mittleren Portals. Im Gewände befinden sich die Figuren der Jungfrau Maria mit dem Jesuskind, drei gekrönte Häupter (die heiligen drei Könige?) und noch zwei weitere Personen.
Kathedrale Léon, Südfassade Im mittleren Tympanon wird Christus inmitten der vier Evangelisten dargestellt, Weihrauchengel sind natürlich vorhanden und die zwölf Apostel sind ebenfalls zu sehen. In den Archivolten spielen die Ältesten auf ihren Musikinstrumenten und Engel halten Kerzen. Das aufwändig gestaltete Portal ist in seiner Konzeption dem Sarmentalportal der Kathedrale von Burgos ähnlich.
Das linke Portal des Südquerhauses wird als 'Portal des Todes' bezeichnet, vielleicht weil ursprünglich hier der Tod des Hl. Froilan thematisiert wurde? Der Bildschmuck jedenfalls erklärt die Beizeichnung nicht. Die Archivolten sind rein ornamental gestaltet mit Pflanzenmotiven und kastilisch-leonischen Burgen und Löwen. Das rechte Portal an der Südfassade ist wieder aufwändiger gestaltet: Hier werden im Tympanon die Erhöhung und die Überführung der sterblichen Überreste des Hl. Froilan gezeigt.
Portale im Kreuzgang und das Portal der Nordseite der Kathedrale von León
Kreuzgang
Nordportal
Den Kreuzgang betritt man von der Kathedrale aus heute durch das Nordportal (Puerta de la Virgen del Dado - das Portal der Jungfrau des Würfels). Mit dem Bau des Kreuzgangs wurde jedoch erst um 1540 begonnen, das Portal ist also älter, es stammt vom Ende des 13. Jh. und zeigt sogar noch die farbige Fassung (aus dem 15. Jh.?). Im Tympanon wird der segnende Christus in der von Engeln getragenen Mandorla dargestellt. Im Gewände sind Apostelfiguren und die Verkündigung zu sehen, am Mittelpfeiler befindet sich die Jungfrau Maria mit dem Jesuskind. Hier soll sich auch eine seltsame Geschichte zugetragen haben, die dem Portal den Namen gab: Einst saßen die Soldaten beim Würfelspiel. Einer von ihnen warf aus Wut über das verlorene Spiel mit den Würfeln um sich und traf dabei das Gesicht des Jesuskindes am Pfeiler. Die Figur fing sofort an zu bluten ... - ein Wunder!
Portal im Kreuzgang
Der Kreuzgang selbst ist im Stil der Renaissance mit eindeutig barockem Einschlag gehalten. Von hier hat man auch Zugang zu den Schätzen des Kathedralmuseums - die sollte man ebenso wie den großartigen Innenraum der Kathedrale auf keinen Fall verpassen!
Quellen:
D. Höllhuber, W. Schäfke: Der Spanische Jakobsweg - Landschaft, Geschichte und Kunst auf dem Weg nach Santiago de Compostela, DuMont Reiseverlag, Ostfildern, 2008
J. Diez, E. Bayon, R. Sanchez: Die Kathedrale von Leon - Der Traum der Gotik, Edilesa, Leon 2009
D. Höllhuber, W. Schäfke: Der Spanische Jakobsweg - Landschaft, Geschichte und Kunst auf dem Weg nach Santiago de Compostela, DuMont Reiseverlag, Ostfildern, 2008
J. Diez, E. Bayon, R. Sanchez: Die Kathedrale von Leon - Der Traum der Gotik, Edilesa, Leon 2009
nach Santo Domingo de la Calzada