Prunkvolle Renaissanceportale an Schlössern


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Dresden, Schlosshof
In den knapp zweihundert Jahren vom Ende des 15. bis Anfang des 17. Jahrhunderts entstanden nicht nur bürgerliche Bauten und prächtige Rathäuser, sondern es kam auch zu zahlreichen Um-, Aus- und Neubauten von stattlichen Residenzen,  mit denen die großen Fürstenhäuser ihren Repräsentationswillen und politischen Machtanspruch zum Ausdruck brachten. Ein Beispiel ist das ab 1548 unter Moritz von Sachsen umgebaute Residenzschloss in Dresden. Moritz war die Kurwürde übertragen worden und die Rangerhöhung sollte sich auch im Schlossumbau widerspiegeln. Im Schloss wurde auch eine protestantische Kapelle eingerichtet, die mit ihrem restaurierten Portal und dem seit 2013 wieder hergestellten Schlingrippengewölbe eine architektonische Kostbarkeit darstellt.


Das Portal der Dresdner Schlosskapelle


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Dresden, Schlosskapelle
Fritz Löffler schreibt in seinem Buch "Das Alte Dresden": "Ein Werk höchster Kunst wuchs in dem plastischen Schmuck für das Außenportal der Schloßkapelle von 1556." Und weiter heißt es: "Schon früh erkannte die Kunstgeschichte seine Bedeutung, und Wilhelm Lübke nannte das kostbare Werk (...) die weitaus edelste Portalkomposition der ganzen deutschen Renaissance, in Schönheit der Verhältnisse, Klarheit der Komposition, Anmut der Ornamente und Freiheit der Gliederung den Geist durchgebildeter Hochrenaissance verkündend." (1)

(1) Fritz Löffler, Das Alte Dresden, E. A. Seemann Verlag Leizig, 16. Aufl. 2006, S. 38

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Detail am Türblatt
Bei so viel Lob MUSS man einfach näher hinschauen!

Die Reformation führte zu Überlegungen, wie ein der neuen Liturgie angemessener Kirchenraum zu gestalten wäre. 1544 hatte Martin Luther eigenhändig die Schlosskapelle in Torgau geweiht, diese wird deshalb gern auch als der erste protestantische Kirchenbau in Deutschland angesehen. Der Typus der Torgauer Schlosskapelle fand vor allem im sächsisch-thüringischen Raum mehrere Nachfolger; die protestantisch gewordenen Fürsten richteten in ihren Residenzen jetzt entsprechende Kapellen ein. Nach Torgau folgte 1549-1555 unter Kurfürst Moritz die Schlosskapelle in Dresden.

3 x Portal der Schlosskapelle
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Als jedoch später August der Starke zum katholischen Glauben konvertierte (eine Voraussetzung für den Erwerb der polnischen Königskrone) hatte der Hof im Anschluss keine rechte Verwendung mehr für die protestantische Schlosskapelle, sie wurde schließlich 1773 aufgegeben und statt dessen richtete man hier Verwaltungsräume ein. Dabei wurde auch das Schlingrippengewölbe abgeschlagen.

Schloss samt Kapelle wurden im 2. Weltkrieg zerstört, schrittweise erfolgt/e der Wiederaufbau. Einer der letzten Höhepunkte in diesem Prozess war die Übergabe des rekonstruierten Schlingrippengewölbes im Innern der Schlosskapelle an die Öffentlichkeit 2013. Dresden ist wieder um eine architektonische Kostbarkeit reicher!

Architektonische Kostbarkeit: Das Schlingrippengewölbe der Schlosskapelle
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Zurück zum Portal. Dieses ist aus kirchenpolitischen Gründen bereits 1738 abgebaut worden, es stand dann eine Weile an der Westseite der Sophienkirche und fand später einen Platz neben dem Johanneum (heute Verkehrsmuseum), wo es 1945 zwar erheblich beschädigt wurde, doch wie durch ein Wunder den Bombenhagel überstand. Seit 2009 ist es wiederhergestellt und im Großen Schlosshof, an seinem ursprünglichen Platz, zu bewundern.

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Triumphbogen, Rom
Das Portal der Kapelle folgt dem Typus des klassischen einbogigen antiken Triumphbogens: Sockelzone, paarweise korinthische Säulen, Architrav mit Fries, darüber eine schwere Attika mit Nischenfiguren und Relief. (Vergleich mit dem antiken Titusbogen in Rom --> )

Abgeschlossen wird die Komposition oben von drei Figuren: in der Mitte der siegreiche Christus mit Fahne,
 flankiert von den
 Glaube (links)
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Bild "DD_Portal_Schlosskapelle02_02.jpg"  christlichen Tugenden
 und Stärke (rechts).
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In den Seitennischen der Attika finden sich links die Figuren des Propheten Jesaja und rechts des Apostels Paulus. Das Relief im Mittelteil ist allerdings merkwürdig asymmetrisch gestaltet, drastisch zeigt es die Verwirrung, die angesichts eines leeren Grabes nach der Auferstehung herrscht...
Das Mittelstück ist, wie auch andere Teile, als Kopie neu erstanden.

Portal der Schlosskapelle Dresden, Details
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Bild "DD_Portal_Schlosskapelle04_01.jpg"   Das Figurenprogramm wird in den Ni-
schen zwischen den Säulen fortgesetzt:
links werden Johannes der Täufer
und darunter Johannes Evangelista
dargestellt, rechts erkennt man Moses
und darunter Petrus.
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Bild "DD_Portal_Schlosskapelle04_03.jpg"   Auffallend ist besonders bei den Figuren
der Kontrast zwischen den weich
fallenden Gewändern und den männ-
lich-bärtigen Gesichtern.
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Architrav, Bogen und Seitenpfosten sowie die Sockelplatten werden mit Ranken, Früchten und skurrilen Figuren überzogen, die die ganze Fülle bildhauerischer Phantasie offenbaren:

Details am Portal
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Ein besonderes Schmuckstück ist die im Original erhaltene geschnitzte Holztür. Die Originaltür wird heute geschützt im Innern der Schlosskapelle aufbewahrt, am Außenportal befindet sich eine ausgezeichnete Kopie.
Thomas Eser schreibt dazu: "Das Portal besitzt das wohl kostbarste geschnitzte Türblatt der deutschen Renaissance. 1556 datiert, formuliert das lateinische Monogramm VDMIE in der Rollwerkkartusche seiner Ädikula den strengen Bibelbezug der neuen lutherischen Lehre (Verbum Domini Manet in Aeternum - Das Wort Gottes bleibt in Ewigkeit). (...) Die Szene im zentralen Bildfeld zeigt mit Christus und der Ehebrecherin ein ebenfalls ausgesprochen protestantisches Bildthema. Es erläutert dem Besucher der kurfürstlichen Hofkapelle Gottes Gnade selbst dem schlimmsten Sünder gegenüber, auf die dieser vertrauen, die er sich aber nicht durch weltliche Taten erwerben kann." (2)
(2) Thomas Eser, Schöne Pforte der Dresdner Schlosskapelle (Kat. 220) in: Geschichte der bildenden Kunst in Deutschland, Bd. 4, Spätgotik und Renaissance, herausgegeben von Katharina Krause, Prestel Verlag München 2007, S. 474

Türblatt der Schlosskapelle Dresden, Details
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Originaltürblatt von 1556 im Innern der Schlosskapelle:
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Bleibt noch zu ergänzen, dass das Portal der Schlosskapelle ein Werk italienischer und deutscher Künstler ist. Der Entwurf wird einem Johann Maria (Giovanni Maria de Padua?) zugeschrieben, die Ausführung stammt wohl von Hans Kramer, die bildhauerischen Arbeiten von Hans Walther II und seiner Werkstatt.


Wird fortgesetzt...
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zum Portal des ehemaligen Bischofspalastes in Halberstadt

oder