Romanische Backsteinportale in der Altmark und im Elbe-Havel-Gebiet, Teil 1: Altmark - links von der Elbe


Das Südportal der Klosterkirche in Arendsee

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Klosterkirche Arendsee
Die ehemalige Klosterkirche St. Maria, Johannes und Nikolaus ist eine spätromanische Backstein-Basilika mit Querhaus und ursprünglich drei Apsiden. Baumeister aus Jerichow begannen 1185 mit dem Bau; bereits 1208 wurde die Kirche geweiht, die Fertigstellung erfolgte aber erst gegen 1240. Um 1280 wurde an der Südseite nebem dem Querhaus die sogenannte Probstkapelle angebaut. Die Giebelseite der später aufgestockten Kapelle und die zur Schauseite ausgestaltete Stirnseite des Querhauses mit Rautenfries und Blendfeldern bilden einen malerischen Akzent.

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Am Querhaus befindet sich im dreieckig übergiebelten Mauervorsprung der monumentale Haupteingang - ein mehrstufiges (siebengliedriges) spätromanische Portal. Das Gewände und die großen Bögen der Archivolten entfalten hier eine geradezu sogartige Wirkung. In die unregelmäßig abgetreppten Gewändestufen sind zwei Paare kräftiger Rundstäbe mit Kapitellen eingestellt.

<-- Portal am Querhaus





Der kleine Eingang an der Westfassade und das Portal im südlichen Seitenschiff sind dagegen wesentlich schlichter gestaltet. In die Stufe des kleinen Südportals sind ebenfalls Rundstäbe eingestellt.

Portale, Gewände, Rundstäbe
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Die dreischiffige Klosterkirche gilt (zusammen mit der Klosterkirche Diesdorf) als erster vollständig gewölbter Großkirchenbau der Region.  

Portale der Klosterkirche Diesdorf

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Auch bei der romanischen Klosterkirche Diesdorf waren Baumeister aus Jerichow tätig, die Kirche wurde von 1182 bis 1230 etwa zeitgleich mit der Klosterkrche Arendsee erbaut. Da verwundern Ähnlichkeiten nicht: Die Maria und dem Kreuz (St. Maria und Crucis) geweihte Kirche ist eine dreischiffige Basilika mit Querhaus, Chor und drei Apsiden. Im Gegensatz zu Arendsee verfügt die Diesdorfer Kirche über einen Westquerriegel, der Turm über dem Mittelteil wurde allerdings erst 1872 im Stile der Neoromanik errichtet.

Westportal der Klosterkirche Diesdorf (Altmark)
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An der Westfassade befindet sich ein Stufenportal unter hohem Blendbogen. In das zweifach abgetreppte Gewände des Westportals sind Rundstäbe (oder Säulen) eingestellt, die sich in den Archivolten als Rundbogen fortsetzen. Am Sockel und an den Läufersteinen ist noch erkennbar, dass das Westportal ursprünglich rechteckig gerahmt war.

Südportal und Portal am Querhaus, Klosterkirche Diesdorf (Altmark)
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Ähnlich wie in Arendsee ist an der Stirnseite des Südquerhauses ein dreieckig übergiebeltes mehrstufiges romanisches Portal vorhanden. In die Gewänderücksprünge sind wiederum Säulchen eingestellt, die sich in den Bogen als Rundwülste fortsetzen. Ein weiteres, kleineres Portal befindet sich am südlichen Seitenschiff.


Das Westportal der Petrikirche in Seehausen (Altmark)

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Petrikirche in Seehausen (Altmark)
Seit Jahrhunderten prägt die mächtige Petrikirche mit ihren hoch aufragenden Türmen die Silhouette der Stadt Seehausen (Altmark). Die Kirche wurde ursprünglich als romanische Feldstein-Basilika in der Zeit um 1170-80 errichtet. Um 1220 kam das quergestellte Westwerk dazu, im 15. Jahrhundert wurde die Kirche zu einer großen dreischiffigen gotischen Hallenkirche umgebaut. Die Türme wurden aufgestockt und im Sockel wurden die Feldsteine wiederverwendet.  und vor dem Westeingang wurde die 1486 gestiftete Marienkapelle - heute Turmvorhalle - errichtet.

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Vor dem Westeingang wurde die 1486 gestiftete Marienkapelle - heute Turmvorhalle - errichtet. Dadurch wurde der ursprüngliche Haupteingang, das romanische Westportal zum Innenportal. Die Turmvorhalle erhielt ein spitzbogiges spätgotisches Portal.
<-- Turmvorhalle mit spätgotischem Portal

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Das prächtige romanische Westportal im Innern der Vorhalle stellt einen absoluten Höhepunkt der romanischen Backsteinportale dar. Es stammt aus der Erbauungszeit des Westwerks (um 1220) und gehört zu den beeindruckendsten Leistungen seiner Zeit. In schönem farblichen Kontrast stehen die vier grau-hellen Sandsteinsäulen des Gewändes und ihre wulstartigen Fortführungen in den Archivolten mit der übrigen rot-dunklen Backsteinarchitektur.
Die Sandsteinsäulen stehen auf mit jeweils einem Eckblatt verzierten Basen und tragen Kelchblockkapitelle mit verschiedenen Blattmotiven.


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  Oberhalb der durchgehenden
  Kämpferplatten werden die
  Säulen als Archivolten durch
  Sandsteinrundstäbe fortgesetzt,
  die aus viereckigen Baukör-
  pern entstehen. Zwischen den
  Säulen sind die Backsteinge-
  wändestufen mit Dreiviertel-
  rundstäben versehen.
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Ein interessantes Detail stellen die Verzierungen der Backsteinarchivolten dar. Von außen nach innen sind dies: ein Dreiviertelrundstab, eine Kugelreihe, ein Kreuzmuster, eine Hohlkehle und der innere Bogen ist mit kleinen Pyramiden besetzt.

Kapitelle und Basen
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Ursprünglich wird zu dem Portal ein entsprechender Vorbau als Rahmung gehört haben, wie er auch an anderen Bauten dieser Zeit (Arendsee, Diesdorf) noch zu finden ist. Die wimpergartige Bekrönung wird heute jedoch teilweise durch die Gewölbe der Turmvorhalle verdeckt. Immerhin lassen sich ein Rund- und Kreuzbogenfries ausmachen, gerahmt von einem sogenannten "Deutschen Band" (das ist ein Zahnschnittfries mit auf Ecke gestellten Backsteinen).


Im Innern der Petrikirche Seehausen


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Nach dem Durchschreiten des Portals findet sich der Besucher in einer hohen und lichten Halle mit ausgewogenen Proportionen wieder. Der Triumphbogen zum Chor wurde aus der romanischen Basilika übernommen. Von den überkommenen Ausstattungsstücken sollen an dieser Stelle neben den (hervorragend restaurierten) Tafelbildern nur noch die Kanzel und vor allem der qualitätvolle, gegen Ende des 15. Jahrhunderts entstandene, spätgotische Schnitzaltar Erwähnung finden. Thema des Altars ist die Kreuzigung. Links von der zentralen Kreuzigungsdarstellung werden Szenen der Passion (Abendmahl, Garten Getsemane, Geißelung, Hoher Rat und Verurteilung, Handwaschung, Kreuztragung) gezeigt, rechts wird das Geschehen danach dargestellt. Man erkennt die Abnahme vom Kreuz, die Grablegung, Auferstehung, das Hinabfahren und die Überwindung des Totenreichs, die Himmelfahrt und das Pfingstwunder mit der Ausgießung des heiligen Geistes als Missionsauftrag. Die Figuren tragen die modische Kleidung des Spätmittelalters, Stil und Art lassen auf einen niederländischen Meister schließen.

Details vom Schnitzaltar der Petrikirche Seehausen
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Romanische Backsteinportale im
Elbe-Havel-Winkel