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Romanische Portale und Kapitelle in Sachsen-Anhalt
Das Benediktinerkloster Huysburg auf dem Huy
Huy? Was ist denn das? Der Huy ist ein kleiner Höhenzug nördlich des Harzes von vielleicht 20 Kilometern Länge und wenigen Kilometern Breite. Man kann hier schön wandern...
Huysburg
Im 8. Jahrhundert - Karl der Große hatte in langandauernden Auseinandersetzungen die Sachsen unterworfen - gab es hier auf der Höhe einen fränkischen Stützpunkt - die Huysburg. Später entstand an dieser Stelle ein Kloster, unter dessen zweitem Abt die heute vorhandene Kirche erbaut wurde; die Weihe der Kirche erfolgte 1121.
Das Kloster überstand wechselvolle Zeitläufe, den Bauernkrieg, den 30jährigen Krieg, mehrere bauliche Umgestaltungen, und die benediktinische Gemeinschaft überdauerte sogar die DDR-Zeiten.
romanische Kapitelle in Berlin
im Bode-Museum
Aber natürlich ging es nicht ohne Verluste. Nachdem im Jahr 1804 das Kloster offiziell vom preußischen Staat aufgehoben und in eine Domäne verwandelt wurde, trug man in der Folgezeit große Teile der alten Gebäude ab und verwendete das Baumaterial anderweitig. Auch das romanische Abteigebäude wurde 1828 abgerissen. Aber nicht alles ging verloren, manches gelangte in Museen: Und so steht der Besucher des Bode-Museums in Berlin heute bewundernd und überrascht im romanischen Saal vor Kapitellen des Klosters Huysburg.
Das Kloster ist Teil der "Straße der Romanik", die in Sachsen-Anhalt Bauwerke dieser Zeitepoche verbindet. Auf der Informationstafel am Eingang in den Klosterbereich erfährt der Wanderer interessante Details zur Geschichte der "Huysburg".
Informationstafel: Benediktiner-Priorat St. Marien
Infotafel Huysburg
780 | Errichtung eines militärischen Stützpunktes auf dem |
seit der Bronzezeit besiedelten Huy. | |
997 | Kaiser Otto III. (983-1002) schenkt Bischof Arnulf |
von Halberstadt (996-1023) den Huy und die Huysburg. | |
1058 | Weihe der ersten Kirche durch Burchard I. (1036-1059). |
1084 | Anerkennung als Abtei. Baubeginn der Kirche und der |
Klostergebäude. | |
1121 | Weihe der dreischiffigen Basilika in rheinischem |
Stützenwechsel mit Querschiff und langem Chor. | |
1444 | Beteiligung an der Gründung einer Reformbewegung |
der Benediktinerklöster (Bursfelder Kongregation). | |
1487 | Umbau des Klosters im gotischen Stil. Aufstockung |
der Westtürme. | |
1648 | Nach den Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges |
wird das Kloster wiederhergestellt. Seit Abt | |
Nikolaus von Zitzewitz (1676-1704) wirkt es durch | |
seine Seelsorge, seine Schule, durch Krankenpflege | |
und Landwirtschaft als kulturelles Zentrum. | |
1724 | Beginn der Neugestaltung im Stil des Barock. Das |
Gästehaus und die Wirtschaftsgebäude werden | |
errichtet und die Kirche mit der Orgel, der Kanzel | |
und den Altären neu ausgestattet. | |
1804 | Aufhebung des Klosters durch die preußische |
Regierung. | |
1712 | Konradsburg und Ermsleben fallen an den preußi- |
schen König. Die Konradsburg wird Domäne. | |
1823 | König Friedrich Wilhelm III. von Preußen |
übereignet dem General Karl F. von dem Knesebeck | |
(1768-1848) die Huysburg. Wesentliche Teile des | |
Klosters werden abgebrochen und zum Bau des | |
Landsitzes in Röderhof verwendet. | |
1949 | Nutzung der verstaatlichten Gebäude als |
Pflegeheim. 1952 wird in den kirchlichen Gebäuden | |
ein Priesterseminar errichtet. Die Huysburg wird | |
Ziel von Wallfahrten. | |
1972 | Gründung einer benediktinischen |
Mönchsgemeinschaft. Seit 1984 Priorat. | |
1993 | Schließung des Priesterseminars. Das Bistum |
Magdeburg erwirbt den Teil der Huysburg, der mit | |
dem Pflegeheim belegt war, und überträgt den | |
Benediktinern die Neugestaltung der Huysburg als | |
kirchliches und kulturelles Zentrum. |
Das Innere der Kirche wurde Anfang des 18.Jahrhunderts barock umgestaltet. Doch wenn man genau hinschaut, kann man etliche Details aus romanischer Zeit in der Marienkirche und im Freigelände entdecken. Da fühlen sich sogar die Marienkäfer im November noch wohl...
Ein Blick in die Romanik (*)
(*) Unter dieser Überschrift hat das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt in Halle (Saale) eine Broschüre veröffentlicht, in der über die Instandsetzung des Klausurflügels im Benediktinerkloster Huysburg berichtet wird. Die Broschüre kann als -->pdf-Datei heruntergeladen werden.
Nachfolgend ein Auszug aus der Broschüre:
"Von dem 1084 gegründeten Benediktinerkloster Huysburg ist neben dem bemerkenswerten romanischen Kirchenbau noch ein zweigeschossiges Gebäude vom Südflügel der Klosterklausur erhalten. (...) Es (stellt) in vielerlei Hinsicht ein bedeutendes Zeugnis romanischer Klosterbaukunst dar. (...) Über einem gewölbten Keller (befinden sich) zwei große, zweischiffige und sechs Joche lange Säle. (...)
Romanischer Saal im Obergeschoss
Der prachtvolle Saal im Obergeschoss ist (...) äußerst bemerkenswert: Zunächst ist es sogar im europäischen Vergleich sehr selten, dass sich das Obergeschoss eines Klausurflügels aus romanischer Zeit erhalten hat. Darüber hinaus ist der Saal in Architektur und Bauplastik von herausragender Qualität: Auf fünf schlanken Säulen, die aus einem Stück gearbeitet sind, erheben sich die hohen Gewölbe des zweischiffigen Saals. Blickpunkte bilden die ehemals rötlich gefärbten, qualitativ herausragenden Kapitelle und Basen. Insbesondere die beiden westlichen Säulen sind aufwändiger gestaltet. Der Saal diente mit Sicherheit repräsentativen Zwecken und ist im Ausstattungsniveau einem profanen Festsaal vergleichbar."
Textquelle: Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Halle(Saale), September 2008, www.lda-lsa.de/fileadmin/pdf/Huy.pdf
Hamersleben, ehemalige Klosterkirche