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Portale und Kapitelle der Kathedrale von Santiago de Compostela: Teil 2
Pórtico de la Gloria


Hl. Jakobus am Mittelpfeiler
Das Hauptportal der Kathedrale ist zweifellos eines der herausragendsten romanischen Kunstwerke und das bedeutendste aller romanischen Portale in Spanien sowieso. Geschaffen wurde es vom Meister Mateo, von dem leider außer seinem Namen nichts weiter bekannt ist. Leider auch war im Mai 2013 dieses großartige Portal aufgrund umfangreicher Restaurierungsmaßnahmen durch Planen verdeckt - wenn das also nun kein triftiger Grund sein sollte, noch einmal wiederzukommen...
Immerhin waren wenigstens der Mittelpfeiler und einige Kapitelle sichtbar.
Immerhin waren wenigstens der Mittelpfeiler und einige Kapitelle sichtbar.

Mittelpfeiler und Langhaus
Das Glorienportal ist dreiteilig, wobei der zentrale Teil noch einmal durch den Trumeaupfeiler halbiert wird. Wieviele Pilger mögen hier wohl im Lauf der Jahrhunderte ihre Hände in die Mäuler der Bestien oder ihren Kopf an den Mittelpfeiler, die "Wurzel Jesse", gelegt haben? Der Mittelpfeiler enthält unterhalb des Kapitells die Figur der Jungfrau Maria, als Kapitell darüber folgt die Darstellung der heiligen Dreieinigkeit - Gottvater, Sohn und der heilige Geist (in Form einer Taube). Links und rechts schwingen Engel Weihrauchfässchen. Und bevor der Mittelpfeiler in das Tympanon mit Christus dem Weltenrichter und dem ganzen himmlischen Hofstaat einschließlich der musizierenden Ältesten übergeht, thront oben hoheitsvoll der heilige Jakobus, den Blick weit in die Ferne gerichtet, mit der linken Hand stützt er sich auf seinen Stab, die rechte Hand hält eine Schriftrolle. Jakobus, den man demutsvoll von unten erblickt, hat hier die Funktion eines Fürsprechers der Gläubigen...
Die obere Kapitellzone des Mittelpfeilers (etwa in Kopfhöhe des heiligen Jakobus) zeigt links und rechts, wie der Teufel als erfolgloser Versucher auftritt. Auf der Rückseite eilen Engel mit Wasserkrug und Tuch herbei, die Geste des Händewaschens selbst ist meisterhaft gestaltet.
Die Pfeiler des Glorienportals stehen auf wilden Tieren. Die Kapitelle zeigen Menschen und Tiere, die sich in Pflanzenranken verfangen haben, Löwen und Vögel, Harpyen und andere Fabelwesen.
Die große Zahl barocker Kunstwerke im Innern der Kathedrale lässt manchmal vergessen, dass es sich bei dem Kirchenraum um eine der großartigsten Schöpfungen romanischer Zeit handelt. Das wird einem jedoch schnell wieder beim ungehinderten Blick entlang der Arkaden des Langhauses bewusst...
Romanische Kapitelle im Innern der Kathedrale von Santiago de Compostela
Die Wallfahrten des Mittelalters führten die Menschen quer durch Europa und sie nahmen auf ihren Reisen vielfältige Anregungen auf. Der mittelalterliche Mensch war geplagt von den Schrecken der Welt und von der Sorge um sein Seelenheil. So mag es nicht verwundern, dass die Phantasie begabten Bildhauer auch an den Kapitellen ihre Eindrücke verarbeiteten und sich die Gedanken von der Seele meißelten... In der unglaublichen Vielfalt und Bilderfülle der Kapitelle kehren Grundmotive immer wieder. Auch die romanische Kathedrale in Santiago de Compostela bildet keine Ausnahme und man sollte sich wirklich Zeit nehmen, in dem allgemeinen Gewusel der oft eiligen Pilger den einen oder anderen Kapitell-Skulpturen"schatz" zu entdecken!
Die Kathedrale von Santiago de Compostela ist eine Pilgerkirche mit weit ausladendendem Querhaus. Hier konnten (und können) viele Menschen dem Gottesdienst folgen. Und wo haben früher die vielen Pilger übernachtet? Dafür waren die Emporen des Langhauses vorgesehen... Auch deren Kapitelle sind zum Teil mit figürlichem Schmuck versehen:

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