Portalformen: Übersicht und Bildergalerien


Portale vermitteln zwischen Innen- und Außenraum, aufgrund ihrer vermittelnden Bedeutung werden sie häufig reich dekoriert bzw. aufwändig gestaltet.



Waagerechter Abschluss / Sturz

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Klosterkirche Ilsenburg
Zugang zum Turm (innen)
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Stiftskirche Gernrode
10. Jahrhundert
Die einfachste Portalform eines hochrechteckigen Durchganges entsteht aus dem waagerechten Sturz über zwei senkrechten Pfosten. Diese Bauform kommt bereits in vorgeschichtlicher Zeit vor. Der Sturz muss die über ihm liegende Last aufnehmen und verteilen. Da Stein nur geringe Zugkräfte aufnehmen kann, ist die Größe der zu überbrückenden Maueröffnung begrenzt. Eine Möglichkeit, um die Last besser zu verteilen, stellen dreieckige Stürze dar. Solche wurden bereits in der Antike verwendet. Die Stirnflächen können dekoriert sein. Häufig befindet sich über dem Sturz ein Entlastungsbogen. Portale mit waagerechtem Abschluss können aufwändig (z. B. mit Säulen oder Pilastern) gerahmt werden, der Rahmen kann auch vor dem eigentlichen Portal eine selbstständige Einheit (Ädikula) bilden.


Portale mit waagerechtem Abschluss: Sturz
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V. l. n. r.: 1) Baal-Tempel, Palmyra, 2015 zerstört; 2) vermauertes Portal an der Dorfkirche Seehausen
(Sachsen-Anhalt); 3) sogen. Bacchus-Tempel, Baalbek; 4) Mausoleum des Bohemund, Canosa di Puglia


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Chiesa del Purgatoria, Matera
Bögen verteilen dagegen die Lasten seitlich auf die Widerlager. Schaut man bei den waagerechten Abschlüssen genauer hin, kann man manchmal entdecken, dass sie aus keilförmig geschnittenen Steinen bestehen; auf diese Weise werden die Steine horizontal verspannt und die Last ähnlich wie beim Bogen zur Seite abgeleitet.
In der Renaissance- und Barockzeit werden die Einfassungen oft sehr reich profiliert, die Portale von Gebälk umschlossen, mit Figuren besetzt und immer aufwändiger gestaltet. Sie werden so Teile der Schaufassade.


hier: -> Bildergalerie (1) von Portalen mit waagerechtem Abschluss / Sturz


Rundbogen-, Spitzbogen- und andere Portale mit Bogenabschluss


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Gotisches Portal, Werben
Mit ihrer den Innen- und Außenbereich verbindenden Funktion und ihrer oft aufwändigen Gestaltung setzen Portale besondere architektonische Akzente. Sie sind Blickfang und bereiten auf den Innenraum vor. Bereits im frühen Mittelalter werden zunehmend  Rundbogenportale verwendet, später in der Gotik setzen sich Spitzbogenportale durch. Das Mauerwerk kann dabei seitlich abgestuft oder durch das Gewände abgeschrägt werden, in die Stufen bzw. in das seitliche Gewände können Säulen und Figuren eingestellt werden (Stufenportale, Säulenportale, Figurenportale). Darüber hinaus entwickeln sich weitere, sehr unterschiedliche Bogenformen, wie Kleeblattbogen, Kielbogen, Vorhangbogen, Korbbogen, Tudorbogen u. a.; in der Renaissance- und Barockzeit werden die Portale häufig durch eindrucksvolle Umrahmungen (Pilaster- oder Säulenumrahmungen, mit und ohne Architrave, Figuren und Balkone) betont und in die Fassade eingebunden.


Portale mit Bogenabschluss
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hier: -> Bildergalerie (2) zu Rundbogenportalen (vorwiegend Romanik)

hier: -> Bildergalerie (3): noch mehr (Bogen-) Portale (Gotik, Spätgotik, Frührenaissance, ...)

hier: -> Bildergalerie (4): immer noch mehr (Bogen-) Portale (Renaissance, Barock, u. a. ...)


Figurenportale und Tympanon


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"Weltgerichtsportal" in Autun
Der halbkreis- bzw. segmentförmige Bereich zwischen dem waagerechten Türsturz und dem Portalbogen bietet Platz für Symbole, für gemalte und plastische Darstellungen. Insbesondere in der Romanik und Gotik wird dieses Bogenfeld (das Tympanon) an Kirchenportalen für Weltgerichts- und Heiligendarstellungen genutzt. Es entstehen bildhauerische Meisterwerke (Vezelay, Moissac, Conques, u. v. a.), deren unmittelbaren Aussagen in den drastischen Szenen bis heute nichts von ihrer Faszination eingebüßt haben, auch wenn ihre (wahrscheinliche) ursprüngliche Farbigkeit in der Regel verloren ging. Der bei größeren Portalen den Türsturz unterstützende Mittelpfeiler (Trumeaupfeiler) wird ebenfalls häufig mit Figuren (oft der/die Schutzheilige der Kirche) versehen.

hier: -> Bildergalerie (5): Tympanon und Rundbogen-Portale

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Gotisches Portal: Amiens, Notre-Dame
Nicht selten dienten die Portale großer Kirchen auch als Gerichtsstätten, daher ist eine der bevorzugten Motive im Tympanon das Jüngste Gericht mit Christus als Weltenrichter, dazu kommen die Darstellungen symbolischer Figuren, wie der Tetramorph, von Löwen, des trohnenden Königs Salomo oder der klugen und törichten Jungfrauen. In den Archivolten tummeln sich meist Engel, Apostel und Heilige; und architektonisch werden diese aufwändigen Portale zusätzlich überhöht durch Fialen, Wimperge und Rosetten.

hier: -> Bildergalerie (6): Tympanon, Spitzbogen und andere Portale

Die Entwicklung der Portale geht von den einfachen mit Sturz oder Bogen überspannten Formen zu den reich dekorierten und Geschichten erzählenden Figurenportalen der Gotik, um in der Renaissance- und Barockzeit dann selbst zu aufwändigen Bestandteilen der Fasade zu werden, ohne dabei jedoch den repräsentativen Charakter einzubüßen. Erst in der Moderne werden Portale wieder auf ihre sachliche Funktionalität reduziert.
    


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