Romanische Backsteinkirchen im Jerichower Land

Kloster Jerichow

In der Mitte des 12. Jahrhunderts - etwas Geschichte

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Klosterkirche Jerichow
1144 wurde im Elbe-Havel-Winkel das Prämonstratenserkloster Jerichow gegründet und kurze Zeit später (ab 1148) mit dem Bau der Kirche begonnen. Die Stiftskirche ist ein Höhepunkt der romanischen Backsteinarchitektur. Doch wie kam es dazu?
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Klosterkirche Jerichow
Um 1120 gründete Norbert von Xanten zusammen mit einigen Gleichgesinnten im Wald von Prémontré bei Laon, Frankreich, eine neue Glaubensgemeinschaft, die als Prämonstratenser bis heute Bestand hat. Auf dem Reichstag zu Speyer wurde Norbert 1126 zum Erzbischof von Magdeburg bestimmt. In Magdeburg angekommen, übereignete er 1129 dem Prämonstratenserorden das Kloster Unser Lieben Frauen, das so zum Mutterkloster des neuen Ordens wurde. Der später heilig gesprochene Erzbischof Norbert starb zwar bereits 1134 in Magdeburg, doch sein Wirken und das seines Ordens prägten entscheidend die Entwicklung der Region im Mittelalter mit.
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Detail der Apsis, Jerichow
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Dom zu Havelberg
Norbert ernannte 1129 seinen Schüler Anselm zum Bischof von Havelberg, neun Jahre darauf (1138) wurde der Prämonstratenser Wigger, damals Propst des Magdeburger Liebfrauenklosters, als Bischof von Brandenburg eingeführt.
Die Bistümer Havelberg und Brandenburg waren im großen Slawenaufstand 983 verlorengegangen, und es wurde alles darangesetzt, sie zurückzugewinnen.

Anselm von Havelberg beteiligte sich 1147 am sogenannten "Wendenkreuzzug" und war in diplomatischen Diensten für drei deutsche Könige bzw. Kaiser tätig, reiste nach Italien und Byzanz. Er genoss hohes Ansehen, Friedrich I. Barbarossa ernannte ihn 1155 zum Erzbischof von Ravenna, wo er 1158 starb.


Bei der Stiftung des Prämonstratenserklosters in Jerichow 1144 durch den Magdeburger Dompropst Hartwig von Stade (später Erzbischof von Bremen) war Anselm maßgeblich  beteiligt. 1146 ernannte Bischof Anselm den Propst von Jerichow zum Erzpriester, d. h. zum obersten Geistlichen in der Region. 1148 wurde dem Stift in Jerichow ein neues Gelände an der heutigen Stelle zugewiesen, auf dem die Gebäude aus Backstein schließlich errichtet werden konnten.

Und damit kommen wir zu der Frage: wie konnten ab Mitte des 12. Jahrhunderts so plötzlich Backsteinbauten hoher Qualität in einer Region entstehen, wo es keine Tradition dieser Bauweise bisher gab? Die Ähnlichkeiten der Bauzier der Jerichower Klosterkirche zu vergleichbaren oberitalienischen Bauten ist oft bemerkt worden. Waren vielleicht lombardische Bauleute in Anselms Gefolge? Oder haben sich einheimische Spezialisten die Kenntnisse so schnell angeeignet?  Leider bleibt alles Spekulation, denn aufgrund fehlender Überlieferungen lässt sich nichts Genaues nachweisen... Für die Datierungen zur Baugeschichte der Klosterkirche Jerichow besteht weiterhin Forschungsbedarf.

Wie üblich bekam das neugegründete Kloster Jerichow  entsprechenden Grundbesitz und die Patronatsrechte für die Kirchen der umliegenden Dörfer zugesprochen.

Mit dem Bau der Stiftskirche Jerichow ab 1148 "wurde die spätromanische norddeutsche Backsteinarchitektur zu ihrem ersten künstlerisch vollendeten Höhepunkt geführt. Damit war für das Elbe-Havel-Gebiet und darüber hinaus ein Bau geschaffen, mit dem die neue Bauweise nicht nur anerkannt, sondern im weiten Umkreis nachvollzogen wurde." (Rolf Naumann)

Die Backsteinbauweise fand schnell Eingang in die  Bauaufgaben der umliegenden Dörfer. Eine wesentliche Voraussetzung für den Backsteinbau war hier die Existenz der Lehm- und Schlickvorkommen des Elbe-Havel-Winkels.

Einzelheiten und Bilder zum Kloster Jerichow werden irgendwann folgen...
Bis es soweit ist, schauen wir uns einige Beispiele der romanischen Backsteinkirchen in Jerichows Umgebung an!

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=> Melkow, Wust und Redekin