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Die Stadtbefestigung in Haldensleben
Rolandstatue, Markt
Innerhalb und außerhalb von Haldensleben, einer Stadt in Sachsen-Anhalt, kann man viel entdecken. Zwei Beispiele gefällig? Außerhalb der Stadt findet man in der "historischen Quadratmeile" eine ungewöhnliche große Anzahl an Hünengräbern,
so z. B. das 5000 Jahre alte -> , Hünengrab "Teufelsküche"
und mitten in der Stadt steht auf dem Markt der reitende Roland - die einzige Rolandstatue zu Pferde! Wer mehr wissen möchte (zum Beispiel über die Geschichte und über die ehemalige Befestigung der Stadt), sollte sich dem Maskottchen "Rolli" anvertrauen... Auf dem Rundgang erfährt man mittels Audioguide oder durch Infotafeln dann so allerlei. Das tun wir jetzt einfach auch: Die folgenden Texte (kursiv) sind den auf dem Rundgang in Haldensleben verteilten Informationstafeln entnommen.
Stadtgeschichte, Stadtgrundriss, Stadtbild
Infotafel
Haldensleben wurde in einer Urkunde des Kaiser Otto I. erstmals 966 erwähnt. Um 1000 wurde eine Sumpfburg am Ohreübergang angelegt. Mitte des 12. Jahrhunderts wurde durch Heinrich den Löwen eine "feste Stadt" an der Sumpfburg aufgebaut, in der sich Handwerker und Kaufleute ansiedelten.
Stadtgrundriss
Bereits 1181 wurde die Stadt nach langer Belagerung durch den Magdeburger Erzbischof Wichmann stark zerstört. 1223 begann der Wiederaufbau einer planmäßigen gitterförmig strukturierten Stadtanlage, die in den Grundzügen noch heute erhalten ist. Zum Schutz der Stadt entstanden Befestigungsanlagen, deren Eingänge die vier Stadttore bildeten.
Prägend für den rechtwinkligen, ebenmäßigen Stadtgrundriss sind heute die vier sich kreuzenden Straßen, die Magdeburger, Bülstringer-, Hagen- und die Stendaler Straße, die sich am Marktplatz treffen.
Prägend für den rechtwinkligen, ebenmäßigen Stadtgrundriss sind heute die vier sich kreuzenden Straßen, die Magdeburger, Bülstringer-, Hagen- und die Stendaler Straße, die sich am Marktplatz treffen.
Das historische Stadtgefüge aus Markt, Rathaus und Kirche ist bis heute erhalten geblieben. Die St. Marien Kirche wurde ab 1375 als dreischiffige Basilika erbaut. Das Rathaus wurde ab 1701 errichtet und später im klassizistischen Stil umgebaut. Die Sanierung des Rathauses konnte im Jahr 2003 abgeschlossen werden. Die Umgestaltung des Marktplatzes im Jahr 2005 gaben der historischen Stadtmitte neue Aufenthaltsqualität.
So, jetzt aber los - auf zum Rundgang um die Altstadt! Als erstes gehen wir zu unserem Startpunkt
Bülstringer Torturm
Bülstringer Torturm (Detail)
Infotafel am Turm
Der Bülstringer Torturm stammt aus dem 13. Jahrhundert und war ein Teil der mittelalterlichen Befestigungsanlage. Er stand seitlich neben dem Stadttor. Das Erdgeschoss des Bruchsteinturmes hatte keine Öffnungen. Der Eingang war vielmehr im darüberliegenden Geschoss, nur über den Wehrgang der Stadtmauer zu erreichen. Heute befindet sich an dieser Stelle ein großes Fenster.
Ursprünglich mit einer Höhe von 13 Metern erbaut, wurde der Turm im 19. Jahrhundert erhöht und die bereits vorhandene Uhr durch die bis heute laufende Weule-Uhr mit 8-Tage Gangwerk ersetzt.
Das Erdgeschoss wurde zeitweilig als Gefängnis für Diebe, später als Schafstall genutzt. Seit 1986 beherbergt der Turm eine Ausstellung zur Stadtgeschichte.
Ein kurioses Relikt im Turm ist der 1998 rekonstruierte Aborterker.
Ursprünglich mit einer Höhe von 13 Metern erbaut, wurde der Turm im 19. Jahrhundert erhöht und die bereits vorhandene Uhr durch die bis heute laufende Weule-Uhr mit 8-Tage Gangwerk ersetzt.
Das Erdgeschoss wurde zeitweilig als Gefängnis für Diebe, später als Schafstall genutzt. Seit 1986 beherbergt der Turm eine Ausstellung zur Stadtgeschichte.
Ein kurioses Relikt im Turm ist der 1998 rekonstruierte Aborterker.
Die beiden äußeren Bilder stammen etwa aus dem Jahr 1974. Wie man sieht, gab es den 1998 rekonstruierten Aborterker am Turm selbstverständlich damals noch nicht, dafür aber Bänke und Blumenrabatten an der Promenade...
Mauerrest
Beim Weitergehen in Richtung Nordosten bemerken wir schnell, dass die pfiffigen Haldenslebener ihre Stadtmauer an einigen Stellen durchaus nutzbringend in die Bebauung ihrer Grundstücke einbezogen haben.
Während wir noch darüber nachdenken, gelangen wir zum...
Während wir noch darüber nachdenken, gelangen wir zum...
Stendaler Tor
Infotafel am Turm
Stendaler Torturm
Der Stendaler Torturm, auch Mühlentor genannt, wurde Ende des 13. oder Anfang des 14. Jahrhunderts erbaut. Ein genaueres Entstehungsdatum ist nicht bekannt. Der Turm ist Teil der mittelalterlichen Stadtfestung mit ehemals vier Stadttoren. Der rechteckige Turmbau hat die Maße von 9,10 m x 6,45 m. (...) Die Erdgeschossmauern (sind) 1,36 m bis 1,40 m stark.
Reste eines Bogens in Türgröße über dem stadtseitigen Torbogen weisen deutlich auf eine ursprüngliche Funktion als Gusserker hin.
Heute vermauerte Schlitzfenster und Reste des Zinnenkranzes sind ebenfalls mittelalterlichen Ursprungs.
Die Platte über dem Torbogen wurde 1593 eingesetzt. Deren Inschrift besagt: "Wenn der Herr nicht seine Hand über die Stadt hält, müht sich umsonst, wer sie schützen will."
Reste eines Bogens in Türgröße über dem stadtseitigen Torbogen weisen deutlich auf eine ursprüngliche Funktion als Gusserker hin.
Heute vermauerte Schlitzfenster und Reste des Zinnenkranzes sind ebenfalls mittelalterlichen Ursprungs.
Die Platte über dem Torbogen wurde 1593 eingesetzt. Deren Inschrift besagt: "Wenn der Herr nicht seine Hand über die Stadt hält, müht sich umsonst, wer sie schützen will."
Etwas Nostalgie:
Stendaler Tor, um 1974
Das Pfannenwalmdach erhielt der Turm erst zu Beginn unseres Jahrhunderts. Im letzten Jahrhundert diente der Turm als Gefängnis. 1988/89 wurden das Stendaler Tor und große Teile der Stadtmauer restauriert.
Im Zuge der Straßenbaumaßnahmen im Jahre 2008 wurde der Torbogen rekonstruiert und dient nun wieder als Durchgang.
Hier am Stendaler Turm beginnt auch der Haldensleber Naturerlebnispfad. Machen Sie doch einen kleinen Abstecher...
Im Zuge der Straßenbaumaßnahmen im Jahre 2008 wurde der Torbogen rekonstruiert und dient nun wieder als Durchgang.
Hier am Stendaler Turm beginnt auch der Haldensleber Naturerlebnispfad. Machen Sie doch einen kleinen Abstecher...
Wir gehen weiter an der Stadtmauer entlang, die in die Begrenzung der Grundstücke eingebunden ist und gelangen zum "Magdeburger Tor". Doch ist von diesem nichts mehr zu sehen, nur eine Informationstafel erinnert an den ehemaligen Zugang zur Stadt. Auf der Tafel liest man Folgendes:
Das Magdeburger Tor
Zur Befestigungsanlage der Stadt gehör(t)en vier Tore. Laut Urkunde von 1249 hatte die Stadt das Recht, von jedem durchfahrenden Wagen einen Zoll zur Befestigung der Tore und zum Bau der Türme zu erheben. Das Magdeburger Tor war ein Bestandteil der Befestigungsanlage. Es bestand aus einem Innen- und einem Außentor. Beide waren durch Zwingermauern verbunden. Das Haupttor war ein rechteckiges, massives Gebäude mit einer rundbogenartigen Durchfahrt. Die Stadtmauer schloss sich beidseitig an die Gebäudemitte an. Der Torbau war turmartig erhöht und wurde erst später klassizistisch umgestaltet. Über der Durchfahrt befanden sich zwei vorkragende Geschosse. Der Dachabschluss war flach. Die Passage des Tores wurde von Fuhrleuten gefürchtet. Oft streifte die Ladung der Frachter die zu niedrige Wölbung und sie fuhren sich fest. Eine Möglichkeit, das Tor zu umfahren, gab es nicht. Das Vortor befand sich auf der Außenfront des Befestigungswalles. Es war ein massiver zweigeschossiger Bau. Es gab einen Aborterker und Schießscharten. Außerhalb des Vortores befand sich eine Wassermühle.
Der Torturm selbst hatte unterschiedliche Nutzer. So betrieb der Lithograph C. A. Fyraud hier 1817 eine Steindruckerei. 1840 wurde die Vortoranlage abgerissen und 1880 das Magdeburger Tor als Verkehrshindernis abgebrochen. Der Schutt wurde auf die Bahnhofswegstrecke am Rähm als erste Grundlage ausgebreitet und mit den Vorarbeiten zur Schaffung eines Ausganges aus der Stadt Richtung Bahnhof begonnen. 1881 waren alle Befestigungsanlagen des Magdeburger Tores verschwunden.
Ähnlich wie am Magdeburger Tor ergeht es uns auch am nächsten Stadttor, dem Hagentor - und die Informationstafel klärt wiederum auf:
Vor dem Hagentor
Das Hagentor wurde 1238 erstmalig erwähnt. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde der torartige Turmbau stark beschädigt und 1633 auf Initiative der Gebrüder Alstein wieder aufgebaut. 1860 wurde es endgültig abgebrochen und 1862 an seiner Stelle eine neugotische Toranlage errichtet.
Heute erinnert nur noch einer der beiden Pfeiler an die einstmalige Burgenromantik am Stadteingang. Die kleine Glocke aus dem Turm hängt heute noch im Breiten Gang in einem Erker, "ähnlich wie im Hagenturm" im Museumsgebäude.
Heute erinnert nur noch einer der beiden Pfeiler an die einstmalige Burgenromantik am Stadteingang. Die kleine Glocke aus dem Turm hängt heute noch im Breiten Gang in einem Erker, "ähnlich wie im Hagenturm" im Museumsgebäude.
Vom Ort des ehemaligen Hagentores folgen wir dem Wegweiser in Richtung Bülstringer Tor und entdecken so noch ein weiteres schönes Stück der alten Stadtmauer. Über diese belehrt uns die Infotafel wie folgt:
Mit dem Bau der Stadtmauer wurde parallel zum Wiederaufbau der Stadt ab 1223 begonnen. Ursprünglich rund 2,1 Kilometer lang, ist sie heute noch auf rund 1700 Meter Länge erhalten, allerdings nur an wenigen Stellen in ihrer ursprünglichen Höhe, die zwischen 5 und fast 6 Metern lag.
Im Schnitt beträgt die Mauerstärke rund 1,30 Meter. Ca. 41000 Tonnen Grauwackesteine wurden in der Stadtmauer verbaut. Als Schutz- und zentrale Wehranlage gegen Diebe, Plünderer und marodierende Soldaten diente die Stadtmauer Jahrhunderte, ehe der Dreißigjährige Krieg deutlich bewies, dass mit fortentwickelter Waffentechnik solche Wehranlagen ihre Bedeutung verloren.
Im Schnitt beträgt die Mauerstärke rund 1,30 Meter. Ca. 41000 Tonnen Grauwackesteine wurden in der Stadtmauer verbaut. Als Schutz- und zentrale Wehranlage gegen Diebe, Plünderer und marodierende Soldaten diente die Stadtmauer Jahrhunderte, ehe der Dreißigjährige Krieg deutlich bewies, dass mit fortentwickelter Waffentechnik solche Wehranlagen ihre Bedeutung verloren.
Bülstringer Torturm und Parkanlage
vor der Stadtmauer
Dennoch widerstanden die Haldenslebener in den folgenden Epochen der Versuchung, die Stadtmauer als "Steinbruch" zu nutzen und abzutragen. So bildet sie noch heute das natürliche Trennglied zwischen dem mittelalterlichen, geplant gegründeten Stadtgrundriss und den Stadterweiterungen späterer Jahrhunderte. Die der Mauer früher vorgelagerten Wallanlagen sind heute noch in der Parkanlage Alter Friedhof und am Pfändergraben zu erkennen.
Das rechtwinklige, ebenmäßige Straßenbild in der insgesamt tropfenförmigen Altstadt weist Haldensleben als planmäßige Gründung, wahrscheinlich durch Heinrich den Löwen, aus.
Das rechtwinklige, ebenmäßige Straßenbild in der insgesamt tropfenförmigen Altstadt weist Haldensleben als planmäßige Gründung, wahrscheinlich durch Heinrich den Löwen, aus.
Am Bülstringer Torturm, wo wir begannen, endet jetzt unser Spaziergang - wir haben die mittelalterliche Stadt einmal vollständig umrundet. Höchste Zeit nun, einen Kaffee trinken zu gehen!
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Der kursive Text oben wurde den Informationstafeln zum Stadtrundgang in Haldensleben entnommen.
nach Kroppenstedt